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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Wache schieben würde, passte ihm diese Entdeckung gar nicht.
    Kein bisschen.
     
    »Bist du verärgert über Mr Murdoch?«, fragte Sora, während er seinen Tee trank. Die Windlichter waren heruntergebrannt, und die mitternächtliche Luft hüllte das Haus in friedliches Schweigen. »Du hast jede seiner Bitten, ihn heute Abend zu empfangen, abgelehnt.«
    »Nein.« Sie hatte ihn gemieden, aber nicht, weil sie verärgert war. Kiyoko beugte sich so weit vor, dass sie mit der Nase ihre Knie berührte. Sie genoss die Dehnung ihrer angespannten Oberschenkelmuskeln. Den ganzen Tag hohe Absätze zu tragen, hatte ihr Wadenkrämpfe beschert. »Aber ich finde ihn schon ziemlich forsch. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, und er lässt mir kaum Luft zum Atmen.«
    »In der Tat.«
    Die Hände flach auf die Tatamimatte gelegt, rutschte sie sanft in die Liegestützposition. »Enthält die Weissagung, die mein Vater zu meiner Geburt gemacht hat, einen Anhaltspunkt darüber,
wie
ich hinübergehen werde?«
    »Er hat dich als die Person bezeichnet, die sich Abe no Seimei in dem endlosen Kampf anschließen wird. Das weißt du doch.«
    »Er hat doch auch meine besondere Fähigkeit prophezeit, mir die Macht des Schleiers zunutze zu machen«, gab sie zu bedenken.
    »Das war Teil der Weissagung. Der Beweis, wenn du so willst, dass du tatsächlich die Nachfahrin mit der richtigen Begabung bist.«
    Sie seufzte. »Deutet das nicht darauf hin, dass mein Recht zu transzendieren schwindet, sobald meine Fähigkeit nachlässt, den Schleier einzusetzen?«
    »Nein. Nicht deine Fähigkeit schwindet, sondern der Deckzauber über die dunkle Seite des Schleiers. Wie überall in der Natur ringen die beiden Seiten beständig um das Gleichgewicht, und eine Zeitlang gewinnt eben die dunkle Seite. Sie lenkt den Fluss der positiven Energie um.«
    Kiyoko bewegte die Füße in Richtung ihrer Hände und richtete sich dann langsam wieder auf. »Was kein Problem wäre, wenn mein Überleben nicht von dieser Energie abhängig wäre.«
    Nickend blickte Sora von seinem Tee auf. »Bist du bereit, sofort hinüberzugehen, wenn wir eine Möglichkeit finden sollten, Mr Murdochs schlafende Kraft anzuzapfen? Abe no Seimei ging nicht eher hinüber, als bis er ein ganzes Leben als Sterblicher gelebt hatte. Aber du hast andere Entscheidungen zu treffen.«
    Sie lächelte ihren Mentor kläglich an. »Entscheidungen? In einem oder zwei Monaten wird die positive Energie des Schleiers dahin sein.«
    »Du hast zumindest eine Option. Wenn du deine gegenwärtige Rolle aufgibst und der Magie abschwörst, könntest du noch zehn Jahre oder länger leben.«
    Kiyoko starrte ihn an. Den Kampf gegen das Böse einstellen? Andere das Schwert gegen die Dämonen führen lassen, während sie sich zurücklehnte und zuschaute? Ausgeschlossen! »Das kann ich nicht.«
    »Dann müssen wir rasch handeln. Solange du noch gesund bist und die Chancen auf einen Erfolg gut stehen.«
    »Soll ich also Murdoch von meiner Bestimmung erzählen? Und ihn bitten, mir zu helfen?«
    »Wenn du das tust, wird es all deine Bemühungen zunichtemachen«, sagte Sora. »Wenn du hinübergehen willst, musst du deine Seele vor der Göttin des Todes verbergen. Da sie Mr Murdochs Herrin ist, würde die Enthüllung deiner Bestimmung vor ihm bedeuten, dass du sie auch ihr enthüllst.«
    »Oh!« Teilte er der Herrin des Todes wirklich
alles
mit? Wie unangenehm. »Murdochs Kraft anzuzapfen wird nicht einfach werden. Die Energie, die in mir erwacht, wenn wir uns berühren, ist zu stark. Sie lässt sich nicht bändigen.«
    »Jetzt vielleicht noch nicht. Aber mit etwas Übung wirst du einen Einblick in das Wesen ihres An- und Abschwellens gewinnen.«
    »Sofern mich Murdochs Berserker nicht vorher umbringt«, erwiderte sie trocken.
    »Ich glaube nicht, dass er dich umbringen will.«
    Kiyoko konnte kaum eine gewisse Röte verbergen. Sie glaubte ebenso wenig, dass er sie umbringen wollte. »Ich meinte im Eifer des Gefechts. Aus Versehen.«
    Sora schwieg einen Augenblick. »Vielleicht können wir dieses Risiko reduzieren. Wenn du ihn in der Kunst des Zazen unterrichten könntest, würde er möglicherweise seinen Berserker besser zügeln lernen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es klug wäre, ihn zu den Meditationssitzungen zuzulassen. Es ist doch möglich, dass er die Kontrolle über seinen Berserker verliert, während er sich darum bemüht, innerlich loszulassen. Am Ende stört er unsere Sitzungen.«
    »Das sehe ich auch so. Deshalb wäre

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