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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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»Darauf hatte ich gehofft.«
    Er runzelte die Stirn. »Warum?«
    Sie wies auf eines der kleineren Gebäude auf der anderen Seite des Geländes, gleich neben einem gepflegten Kräutergarten. »Ich wollte gerade mit der Sitzung anfangen. Leisten Sie mir Gesellschaft?«
    Das Gebäude war winzig und ganz anders als jede andere Schulungsstätte, die Murdoch jemals gesehen hatte. Aber da er gerade erst getönt hatte, er sei offen für neue Ideen, konnte er schlecht ablehnen. Er nickte und ging ihr voran nach drinnen.
    Drinnen
war ein einziger, enger Raum, in dem sich Tatamimatten, Kissen und eine eingelassene Feuerstelle befanden. An dem einen Ende hing eine bemalte Schriftrolle an der Wand. Als er sich umdrehte, sah er, dass Kiyoko unmittelbar hinter ihm stand. Sie war ihm so nah, dass er ihr Jasminparfum einatmen konnte. Sein Pulsschlag machte einen Satz, und er unternahm keinerlei Anstrengung, ihn zu zügeln.
    »Was tun Sie hier?«
    »Ich meditiere.«
    Murdoch fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Mädchen, aber die Meditation werde ich mir verkneifen. Ich bin auch für geistige Disziplinierung, aber dazusitzen und Nabelschau zu betreiben, ist nicht mein Ding. Ich wäre viel lieber bei der Dämonenjagd dabei gewesen, zu der Sie und Ihre dummen Freunde heute Nacht losgezogen sind.«
    »Wir haben eingespielte Abläufe. Sie hätten uns nur behindert.«
    So wie ihre Nähe die normale Blutzirkulation durch seinen Körper behinderte? »Sie hätten mir wenigstens sagen können, wohin Sie gegangen sind.«
    »Warum? Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, mir zu befehlen, zu Hause zu bleiben?«
    »Aye. Bei Ihnen heilen Verletzungen nicht so aus wie bei einem Seelenwächter. Außerdem sind Sie auch nicht mit einem schärferen Gesichts- und Geruchssinn oder derselben Schnelligkeit und Kraft gesegnet wie wir. Wenn Sie es mit Dämonen aufnehmen wollen, ist so eine Jagd blanker Wahnsinn. Das ganze Gerede davon, ein Meister der Meditation zu werden, zeigt doch nur, dass Sie keine Ahnung haben, womit Sie es zu tun haben.
Dämonen
meditieren nicht, das kann ich Ihnen flüstern.«
    »Sie betrachten Meditation als Form des Nicht-Handelns.«
    »Aye. Weil es so
ist
«, antwortete er geradeheraus.
    Sie schüttelte den Kopf, und das Ende ihres Pferdeschwanzes lugte kurz über ihre Schulter. »Das setzt voraus, dass Handeln allein physischer Natur ist. Was treibt denn Ihr Geist, während Sie kämpfen, Mr Murdoch?«
    Eine Erinnerung an seinen letzten Kampf tauchte auf – gegen die sechs Gradioren, die das Protektoratsbüro in Rom in Schutt und Asche gelegt hatten. »Er registriert die Position des Feindes, sammelt Anhaltspunkte dafür, was mein Gegner als Nächstes tun könnte, und steuert die Bewegungen, die ich machen muss, um mein Ziel zu erreichen.«
    Sie hängte ihr Katana in eine Wandhalterung. »Sie stimmen mir also darin zu, dass das Bewusstsein für die Situation genauso wichtig ist wie jede Ihrer körperlichen Aktionen?«
    »Aye.«
    »Gut. In der Meditation geht es darum, Ihr Bewusstsein zu erweitern. Es ist nicht Ihr Ziel, wie Sie sagten, sich aus der Welt zurückzuziehen. Sondern genau das Gegenteil. Die Realität zu erfahren und Ihren Platz darin zu verstehen.« Sie ging zu einem Kissen und ließ sich darauf nieder. »Indem Sie Ihre Beziehung zu der Welt um Sie herum verstehen lernen, werden Sie auch sich selbst besser kontrollieren lernen.« Sie blickte auf. »Sie sind doch daran interessiert, sich selbst besser zu kontrollieren, oder? Setzen Sie sich.«
    Um ehrlich zu sein, war er in diesem Augenblick nur daran interessiert, wie viel blasse Haut ihr aufklaffender
gi
freigab. Der Grund, warum er sich einen Platz ihr gegenüber suchte, war nur der, einen besseren Einblick zu bekommen. Aber er ließ sich immerhin nieder.
    »Und was jetzt? Soll ich die Augen schließen?«, knurrte er.
    »Nein, der Zazen verlangt, dass die Augen geöffnet bleiben. Aber zunächst müssen wir eine geeignete Meditationshaltung einnehmen.«
    »Erwarten Sie nicht von mir, dass ich mich wie eine Brezel verbiege. Ich bin siebenhundert Jahre alt.«
    Sie kicherte. »Sie sehen bemerkenswert gut aus für einen Mann Ihres Alters. Die geeignete Haltung nehmen Sie ein, wenn Ihre Knie bündig mit dem Kissen abschließen. Schaffen Sie einen halben Lotus, etwa so?«
    Sie zog die linke Ferse Richtung Gesäß und hob die rechte Ferse in den Schoß. Seine Knie taten allein schon vom Zuschauen weh.
    »Nein«, antwortete er.
    »Dann knien

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