Zaertliche Brandung - Roman
dem Schoß im Gras und hielt sie an sich gedrückt. Jesse wollte die völlig außer sich geratene Darcy überreden, sich auf den Mantel zu setzen, den er auf dem Boden ausgebreitet hatte, und hob sie schließlich hoch und setzte sich mit ihr.
Sam warf einen Blick zurück zu Willamina. Ihre Panik rührte nicht allein von diesem Unfall her.
»Alles klar?«, fragte er und hob ihr Gesicht an, damit er ihre Augen sehen konnte.
Sie zitterte heftig und gab keine Antwort. Ronald kam mit seiner Jacke und legte ihr diese um die Schultern. Sam zog die Jacke fester, klemmte ihren Kopf unter sein Kinn und hielt sie umfangen.
»Was ist passiert?«, fragte er Ronald.
Ihr Fahrer deutete die Straße entlang, und Sam
sah mehrere Autos vor sich im Graben. Menschen taumelten aus ihren Fahrzeugen, während andere Autos anhielten und die Fahrer Hilfestellung leisten wollten.
»Der Sportwagen dort drüben hat den Geländewagen geschnitten, und der hat eine Notbremsung gemacht. Ich konnte nicht anders, ich musste in den Graben, Boss«, erklärte Ronald.
»Gut gemacht.«
»Fast hätten wir uns überschlagen«, gestand Ronald.
»Gut gemacht, wie gesagt. Haben Sie den Unfall schon gemeldet?«
In diesem Moment hörte Sam Sirenengeheul aus der Ferne. Ronalds Zähne blitzten weiß in der Dunkelheit.
»Jeder hat ein Handy.«
»Sehen Sie nach, ob im Gepäckraum eine Decke ist.«
»Da ist eine«, versicherte Ronald ihm und eilte davon, um sie zu holen.
»Er darf nicht zum Auto!«, rief Willamina und wollte sich aus Sams Umarmung befreien.
»Willamina, es gibt keinen Brand. Setzen Sie sich zu den anderen, Sie zittern ja wie Espenlaub. Sind Sie sicher, dass Sie nicht verletzt sind?«
»Spielen Sie sich nicht als Beschützer auf!«, fuhr sie ihn an, schüttelte Ronalds Jacke ab und ließ sie zu Boden fallen.
»Der Wagen kann jederzeit in Flammen aufgehen. Das passiert immer wieder!«
»Diesmal nicht«, versprach er, packte sie und ließ sich mit ihr auf dem Schoß nieder. Teufel, wenn es bei seinen Brüdern klappte …
»Es … es ist mir schon passiert«, flüsterte sie an seiner Brust und zitterte unbeherrscht.
»Ich habe es kaum geschafft, sie herauszuzerren, bevor der Wagen explodiert ist.«
»Wen?«, fragte er leise.
Sie gab keine Antwort und fing an, leise zu schluchzen. Ronald kam mit einer Decke und wollte sie Sam geben. Dieser schüttelte den Kopf und schlüpfte aus seinem Abendjackett.
»Bringen Sie sie den anderen. Und sagen Sie mir, wenn ein Krankenwagen kommt.«
Sam legte sein Jackett um Willamina und hielt sie einfach fest, während sie gegen ihre Gespenster ankämpfte.
Er stützte sein Kinn auf ihren Kopf und genoss das Gefühl, das er empfand, als sie sich an ihn kuschelte. Er dachte daran, wie sie eben erst alle mit dem Geständnis, wie sie ihren Mann losgeworden war, zum Lachen gebracht hatte.
Willamina Kent war ein Rätsel. Keck und tollpatschig, klein und etwas füllig, war sie mit sich offenbar zufrieden. Sie war einfühlsam und verständnisvoll, und sie liebte Abram Sinclair.
Und aus all diesen Gründen bewunderte Sam sie. Auch im Zustand höchster Angst war sie so besonnen
gewesen, alle aus dem Wagen schaffen zu wollen. Sam hörte Darcy und Paula um ihre zerrissenen Kleider und Laufmaschen jammern.
Sam lächelte. Willamina, die sicher auch Laufmaschen in ihren Strümpfen und Risse im Kleid hatte, ließ kein Wort der Klage hören. Er strich ihr mit den Fingern durchs Haar und ruinierte damit den Rest ihres Knotens. Weiche, seidige Locken glitten über seine Hände. Er erschauerte.
Sam sah seufzend zu seinen Brüdern hin, die aufgestanden waren und auf die zwei Frauen hinunterstarrten, die aneinandergedrückt auf der Decke saßen.
Ronald war bei seinem geliebten Auto, und Sam hörte ihn vor sich hinmurmeln, während er den Wagen umkreiste. Die Scheinwerfer waren noch an. Nach Ronalds Miene zu schließen, musste der Kühler kein schöner Anblick sein. Der Fahrer sah aus, als wäre er den Tränen nahe.
Die Polizei und ein paar Krankenwagen trafen ein. Willamina wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und zuckte zusammen, als sie sich rührte, um von seinem Schoß wegzukommen.
»Wo haben Sie Schmerzen?«
»Ich bin nur etwas lahm.«
»Können Sie hier sitzen bleiben, während ich mit der Polizei spreche?«
»Natürlich.« Wieder wischte sie über ihre Wangen.
»Mir fehlt nichts. Gehen Sie nur.«
Sam setzte sie auf Ronalds Jacke und nahm sich die Zeit, sie in sein eigenes Jackett zu
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