Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
geheiratet?“
Jarrett blickte ihr in die Augen, und sie spürte seine große warme Hand tröstend auf ihrer Wange. Sophia, die sich noch immer mit Vorwürfen quälte, suchte nach den richtigen Worten.
„Ich war sehr naiv und fühlte mich geschmeichelt, weil er mir so viel Aufmerksamkeit schenkte“, sagte sie schließlich. „Tom sah gut aus, war lustig und intelligent. Weil man ihm sein Leben lang alles auf dem Silbertablett serviert hatte, war er unglaublich selbstbewusst. Und er wusste genau, wie er das bekam, was er haben wollte – so auch mich. Ich war zu jung und zu unerfahren, um zu begreifen, dass ich direkt in eine Falle spazierte“, gab sie zu. „Als Tom mich bat, seine Frau zu werden, habe ich keine Sekunde gezögert. Und als die Gerüchte anfingen, er würde trinken und sich mit anderen Frauen vergnügen, habe ich mir eingeredet, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, er würde sicher bald merken, dass er sich mit mir die richtige Lebensgefährtin ausgesucht hatte. Ich glaubte wirklich, ich könnte ihm seine weniger guten Eigenschaften abgewöhnen, wenn er nur einsah, was für ein schönes Leben wir zusammen haben könnten.“
„Wie haben Sie ihn denn eigentlich kennengelernt?“
„Ich bin mit einer jüngeren Cousine von ihm zur Schule gegangen und habe Tom bei einer Party von ihr zum ersten Mal getroffen.“ Plötzlich fühlte Sophia sich unter Jarretts aufmerksamem Blick unbehaglich. Sie schob seine Hand von ihrer Wange und wandte sich ab. „Ich war wohl ziemlich leichte Beute. Damals war ich erst achtzehn und alles andere als eine erfahrene, weltgewandte Frau. Ich hatte gerade die Fotografie für mich entdeckt und wollte ein Studium anfangen. Als ich Tom kennenlernte, war es damit natürlich vorbei. Mein Dad legte mir sehr ans Herz, keine überstürzten Entscheidungen zu treffen, aber sein Rat stieß bei mir auf taube Ohren.“ Sie seufzte. „Mein zukünftiger Mann konnte mich sogar davon überzeugen, dass er nur gute Absichten verfolgte. Anfangs habe ich das geglaubt, doch schon bald kam sein wahrer Charakter zum Vorschein. Zum Glück hat mein Vater nicht mehr miterlebt, was Tom mir antat.“
Auf ihre Worte trat ein Schweigen ein, das Sophia als erstickend empfand. Am liebsten wäre sie nach draußen an die frische Luft geflüchtet. Sie löste sich aus Jarretts schützender Umarmung, ging zum Fenster und blickte zitternd hinaus in den Regen, der nach wie vor niederprasselte.
„Ich sollte jetzt lieber gehen“, sagte sie leise. „Ich versuche gerade, in einem der unteren Zimmer eine Dunkelkammer einzurichten, und da ist noch sehr viel zu tun. Danke für den Tee … und fürs Zuhören.“
„Bitte gehen Sie noch nicht“, erwiderte Jarrett sanft. „Es war sicher schwer für Sie, mir all diese Dinge zu erzählen. Vor allem war es sehr mutig. Dass Sie sich verletzlich und schutzlos fühlen, ist doch ganz normal. Ich habe Ihnen versprochen, dass ich mit niemandem darüber sprechen werde, und daran halte ich mich natürlich auch. Sie können mir vertrauen, Sophia. Ich würde Ihnen oder Charlie niemals wehtun.“
Er nahm ihre Hand. „Sie haben schreckliche Jahre hinter sich“, fuhr er mit belegter Stimme fort. „Aber mit der Zeit wird alles besser werden, das können Sie mir glauben. Dies ist ein Neuanfang für Sie und Ihren Sohn. Ihr Mann ist tot, Sophia. Er kann ihnen und Charlie nichts mehr antun.“
„Und Toms Vater? Warum habe ich wohl so heftig reagiert, als wir uns neulich am Bach begegnet sind?“, fragte Sophia verzweifelt. „Nach Toms Tod musste ich unser Haus verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen. Sein Vater drängte mich, mit Charlie zu ihm zu ziehen. Diese Vorstellung war für mich der absolute Albtraum. Ich musste flüchten, damit er nicht versuchen konnte, mich zu zwingen. Als ich Sie das erste Mal gesehen habe, dachte ich, er hätte Sie beauftragt, mich aufzuspüren – und mir Charlie wegzunehmen. Sollte er herausfinden, wo wir sind, dann … dann könnte er …“
„Hey, ganz ruhig.“ Sanft strich Jarrett ihr mit dem Daumen über die Wange. Sein eindringlicher Blick und die Hitze, die Sophia bei der Berührung durchzuckte, ließen sie ganz schwach werden.
„Bitte machen Sie sich nicht verrückt. Charlie und Sie sind in Sicherheit“, versuchte er sie zu beruhigen. „Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit das auch so bleibt.“
„Aber warum? Warum wollen Sie das für mich tun?“ Sophia hatte sich sehr bemüht, ihre Gefühle unter
Weitere Kostenlose Bücher