Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
„Ich liebe High Ridge Hall, aber nachts liege ich oft wach und habe Angst, dass ich mir mit dem Anwesen etwas zu viel aufgehalst habe. Momentan fühle ich mich darin jedenfalls so, als stamme es aus einem Roman von Charles Dickens!“
Jarrett lächelte. Ob Sophia auch nur ahnte, wie wunderschön sie in dem schlichten blauen Wickelkleid und mit dem offenen kastanienbraunen Haar aussah, das ihr glänzend auf die schlanken Schultern fiel?
„Das sind wirklich vernünftige, lobenswerte Ziele“, sagte er ruhig. „Allerdings stimmt es mich nachdenklich, dass eine glückliche, harmonische Beziehung in deiner Aufzählung nicht vorkam. Ich gebe zu, darauf hatte ich gehofft.“
Sophia sah ihm in die Augen. „Vielleicht liegt es daran, dass die Erlebnisse in der Vergangenheit mir den Glauben daran geraubt haben.“
Jarrett ließ ihre Worte noch auf sich wirken, als zwei Kellner das Essen brachten. Das italienische Restaurant, zu dem er mit Sophia zehn Meilen gefahren war und das er mit Bedacht ausgewählt hatte, war sehr ländlich gelegen. Es war also unwahrscheinlich, dass sie auf einen Bekannten treffen würden – so wäre Sophia hoffentlich weniger angespannt.
Er betrachtete die Teller mit dampfenden Nudeln, von denen ein köstliches Aroma aufstieg. Jarrett hatte einige Male mit seiner Schwester hier gegessen und wusste, dass die Küche ausgezeichnet war.
Sein Magen knurrte, denn Jarrett hatte tagsüber nur eine Scheibe fast verbrannten Toast und eine Tasse starken schwarzen Kaffee zu sich genommen. Eigentlich hatte er die ganze Woche kaum Appetit gehabt – wegen seiner Vermutung, in Sophias Leben gäbe es einen anderen Mann.
„Du hast also niemanden, der dir das Haus putzt, und konntest dich auch nicht überwinden, eine Köchin einzustellen.“ Mit geübter Bewegung wickelte Sophia die Spaghetti um ihre Gabel.
Jarrett war zu fasziniert von diesem Anblick, um sofort zu antworten. Aus irgendeinem Grund wirkten bei Sophia auch die alltäglichsten Handlungen sinnlich und sexy. „Möchtest du dich für den Job bewerben? Dann können wir uns das Vorstellungsgespräch sparen. Ich engagiere dich vom Fleck weg.“
Sie schüttelte den Kopf. „Im Moment kommt das nicht infrage, weil ich meine Energie der Fotografie widmen möchte. Aber du kannst mich gern in einem oder zwei Monaten noch einmal ansprechen. Wenn meine Brieftasche dann nicht aus allen Nähten platzt, überlege ich es mir vielleicht.“
Sie schob sich Nudeln und Soße in den Mund, schloss die Augen und seufzte genießerisch. „Hmm … sehr lecker!“
Fast wäre Jarrett die Gabel aus der Hand gefallen. Sophias verzücktes Gesicht war einfach unglaublich erotisch. Er spürte, wie ihm heiß wurde – und stellte fest, dass er auf etwas ganz anderes als Essen Appetit hatte …
Sophia öffnete die Augen wieder. „Willst du gar nicht probieren?“
Er räusperte. „Ich … ich war wohl etwas abgelenkt.“
Sie zuckte nur die Schultern, war bei seinen Worten jedoch leicht errötet. Jarrett sah ihr noch einen Moment zu, bevor er sich endlich seinem eigenen Essen widmete.
Als der Kaffee gebracht wurde, fühlte Sophia sich wesentlich entspannter. Heute Abend, in diesem schönen Restaurant, war sie einfach ein Gast unter vielen, die hier mit ihrer Begleitung das Essen genossen. Für ihre Vergangenheit interessierte sich niemand, und das gab ihr genau das Gefühl von Freiheit und Eigenständigkeit, nach dem sie sich so lange gesehnt hatte.
Sie goss etwas Sahne in ihren Kaffee und rührte um. Als sie den Kopf hob, bemerkte sie, dass Jarrett sie mit einem rätselhaften Lächeln ansah. Mit rasendem Herzen musste sie an seinen leidenschaftlichen, sehnsüchtigen Kuss vor ein paar Stunden denken. Jarrett war ganz klar ein Meister darin, in einer Frau verzehrendes Verlangen zu wecken. Eigentlich hatte er sehr viele tolle Eigenschaften, und es war kaum zu glauben, dass er noch nicht verheiratet war.
„Jetzt möchte ich gerne wissen, woran du denkst“, sagte Jarrett.
Sophia errötete verlegen. „Daran, wie ich dich gefragt habe, warum du noch Single bist. Darauf hast du mir eigentlich keine richtige Antwort gegeben. Hattest du denn mal eine längere Beziehung?“
„Nein.“ Ein wenig unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl zur Seite. Dann trank er einen Schluck Kaffee – und schwieg.
Dass er offenbar nicht darüber reden wollte, fachte Sophias Neugier nur noch mehr an. „Warum nicht?“, fragte sie unverblümt.
„Bis vor Kurzem hatte ich wohl nie
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