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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nicht einmal mehr an mich.«
    »Das ist auch ganz natürlich«, erwiderte Kay, entschlossen, ihre Freundin wieder aufzumuntern. »Du siehst ja ganz anders aus als früher — um hundert Prozent hübscher und damenhafter. An dir könnte sich der gute Tony die Zähne ausbeißen, wenn er dir jetzt begegnen würde. Aber das wird nicht der Fall sein, und für dich ist es das beste, du vergißt ihn einfach. Ach, was für ein Pech, daß er dir ausgerechnet jetzt über den Weg laufen mußte. — Setz dich einen Moment hin und mach nicht so ein niedergeschlagenes Gesicht. Das ist er gar nicht wert. — Weißt du was, wir trinken jetzt noch eine Tasse Kaffee, ehe wir wieder auf die Station gehen. Das dauert keine fünf Minuten, und da Andrew uns nicht gesehen hat, wird er auch nicht ungeduldig werden.«
    Der starke, süße Kaffee erinnerte Liz an Andrew Oldfield, doch sie schüttelte den Gedanken gleich ab. Nie wieder. Nie wieder würde sie einen Mann anschmachten. Einmal war genug, und Andrew hatte sie wahrscheinlich sowieso schon vergessen, genau wie Dr. Clarkson sie vergessen hatte. Nach einer kleinen Weile brachte sie ein unsicheres Lachen zustande.
    »Ja, das war der unbekannte Ritter. Was war ich doch für eine naive Idiotin. Du wirst mich für ganz schön dumm halten.«
    »Aber gar nicht. In Tony haben sich schon viele Mädchen verliebt, sehr zu ihrem Kummer und zu seiner selbstgefälligen Zufriedenheit. Zumindest hast du schwache Erinnerungen in ihm geweckt, das ist mehr, als die meisten seiner Eroberungen nach zwei Jahren von sich behaupten können. Nein, Liz, wenn du auch nur einen Gedanken an ihn verschwendest, wenn du seinetwegen auch nur eine Träne vergießt, dann bekommst du von mir eigenhändig eine Tracht Prügel. — Aber jetzt wird Andrew Oldfield sich schon Gedanken machen, wo du bleibst. Ich habe ihm nämlich gesagt, du kämst um halb drei. Reck einfach die Nase in die Luft und sage, >Zum Teufel mit dem dämlichen Tony!< So, und jetzt komm und becirce Andrew Oldfield. Vielleicht wird es dir gelingen, diesen Mann, der bisher hartnäckig den Verführungskünsten der Frauen, einschließlich Kay Dayton, widerstanden hat, zu erobern. Das ist ein Mann, aus dem ich nicht klug werde. Es ärgert mich einfach, daß er für meinen unwiderstehlichen Charme völlig unempfänglich zu sein scheint. — Möchtest du noch etwas Kaffee?«
    »Nein, danke. Aber, Kay, ich glaube, ich besuche Mr. Oldfield heute lieber nicht. Dieser Zwischenfall hat mich ein bißchen aus der Fassung gebracht. Dir wird schon etwas einfallen, um mein Nichterscheinen zu erklären.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Red’ nicht solchen Blödsinn. Einem Mann wie Tony braucht man nicht nachzutrauern. Und du schon gar nicht. Das hast du nicht nötig. Und weil du einmal auf ihn hereingefallen bist, brauchst du dich doch nicht zu schämen. Ich kenne viele Mädchen, denen es nicht anders ergangen ist. Ehrlich gesagt, als ich neunzehn war, hatte ich auch mal so eine unglückliche Liebe.«
    Später fragte sich Liz, ob das wirklich stimmte, oder ob Kay sie nur hatte trösten wollen. Auf jeden Fall hatten Kays Worte Erfolg.
    »Nein«, erklärte Liz nämlich entschieden, »nachweinen werde ich diesem Casanova bestimmt nicht, und wenn du meinst, es ist gut für mein Selbstbewußtsein, Mr. Oldfield zu besuchen, dann werde ich es eben tun. Wenigstens hat er mir gegenüber keinen Versuch gemacht, seinen Charme spielen zu lassen.«
    »Noch nicht, aber das kommt vielleicht noch«, versetzte Kay lachend.
    Liz frischte ihr Make-up auf, vertrieb Tony aus ihren Gedanken, reckte, wie ihr Kay geraten hatte, die Nase in die Luft und marschierte mit Kay ins Krankenzimmer.
    Diesmal erregte ihr Eintreten Aufsehen. Alle starrten die beiden hübschen Mädchen an und lächelten erfreut. Natürlich, nur Schwester Dayton konnte eine solche Freundin haben. Andrew blickte auf und sah sie, und sein Gesicht hellte sich auf, so daß er jünger aussah und beinahe rührend, fand Liz. Aber nicht so naiv wie ich, dachte sie. Offensichtlich übte Kays Anblick auf ihn, wie auf die meisten Männer, eine fast magische Wirkung aus. Sie sah ihre Freundin an und fand sie schöner denn je. Kein Wunder, daß Tony Clarkson sie mit solcher Leidenschaft geküßt hatte. Kein Wunder, daß Andrew Oldfields Gesicht sich bei ihrem Anblick aufhellte. Liz fühlte sich erniedrigt und unbedeutend. Aber dann nahm sie sich zusammen. Kay hatte recht. Sie mußte Dr. Clarkson vergessen. Und das, so nahm sie sich fest

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