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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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vor, würde sie auch tun. Sonderbarerweise half ihr die Begegnung mit Andrew dabei.
    Er hatte gute Manieren, denn ihr, nicht Kay galt sein erster Willkommensgruß.
    »Meine Retterin! Da ist sie ja endlich. Jeden Tag habe ich nach Ihnen Ausschau gehalten und mich gefragt, ob Sie es nachträglich überhaupt für der Mühe wert gehalten haben, das, was von mir überhaupt noch übrig war zu retten. Ich persönlich bezweifle es.«
    Einen Moment lang war es Liz unmöglich, auf seinen scherzhaften Ton einzugehen, und wieder war es Kay, die die Situation rettete.
    »Aber, Mr. Oldfield«, versetzte sie tadelnd, »keine Beschwerden bitte. Sie machen gute Fortschritte, das wissen Sie ganz genau.«
    »Diese Krankenschwestern«, wandte er sich kopfschüttelnd an Liz, »strahlen den Patienten gegenüber immer eine entsetzliche berufsmäßige Zuversicht aus. Aber vielleicht«, sagte er zu Kay, »könnten Sie die sehr ehrenwerte Nachtschwester dazu überreden, daß sie nicht ständig die erste Person Plural gebraucht. Dafür wäre ich Ihnen äußerst verbunden. >Nun, wie geht es uns denn heute abend?< >Oh, wir machen schon gute Fortschritte.< Wenn Sie sie nicht dazu bewegen können, >Sie< statt >wir< zu sagen, beiße ich ihr das nächste Mal den Kopf ab, und dann komme ich hier noch in Verruf, ein schwieriger Patient zu sein.«
    »Nun, einen einfachen Patienten würde ich Sie sowieso nicht nennen«, erwiderte Kay lächelnd, aber streng. »Und Schwester Wills ist eine ausgezeichnete Krankenschwester. Die ältere Generation redet nun einmal so.«
    »Natürlich, Sie müssen ihr die Stange halten. — Miss Mortimer, da steht ein Stuhl. Ignorieren Sie diese gräßlich muntere Schwester einfach und setzen Sie sich und erzählen Sie mir aus der Welt von Windythorpe.«
    »Ja, Liz, setz dich und versuche, ihn aus seiner mürrischen Stimmung herauszureißen. Ich muß jetzt gehen.«
    Und zu ihrer Bekümmerung sah sich Liz nun allein mit diesem Mann, der überhaupt nichts mehr mit dem mitleiderregenden Fremden gemein zu haben schien, den sie in jener Nacht in ihr Haus aufgenommen hatte. Sie spürte, wie die tödliche Schüchternheit wieder über sie kam, und brachte mühsam hervor: »Ich bin froh, daß Sie nicht allzu schwer verletzt sind. Immer wenn ich an die Nacht denke, habe ich ein schlechtes Gewissen, daß ich nicht gleich in den Laden gelaufen bin, um den Arzt anzurufen. Ich hätte gar nicht auf Sie achten sollen.«
    »O doch. Denn sonst hätte ich neben Ihnen herhüpfen müssen, und was glauben Sie wohl, wie schlecht das diesem verdammten Knöchel erst bekommen wäre.«
    Wenn er so sprach und dazu lächelte, verflog ihre Nervosität gleich wieder. Seine Augen waren freundlich, und wenn er sie neckte, dann verschwand auch dieser herbe Zug um seinen Mund. Aber sie wünschte, ihr wäre etwas eingefallen, was sie hätte erzählen können. Es war gemein von Kay, sie einfach so im Stich zu lassen. Doch er übernahm die Initiative.
    »Ich habe schon von Ihrem Kindergarten gehört. Ein Mann, der hier im Zimmer gelegen hat und gestern entlassen wurde — der Glückspilz — hat eine Schwester, die im Tal wohnt. Martin oder so ähnlich. Ich habe schamlos die Ohren gespitzt, wenn sie von Ihnen erzählte.«
    »Oh, Moira. Sie ist eine nette Frau. Wenn Ihre Quelle jedoch Mrs. Cooke gewesen wäre, hätten Sie eine ganz andere Version gehört.«
    »Wer ist Mrs. Cooke? Wollen Sie etwa sagen, daß Sie in diesem friedlichen Fleckchen Erde eine Feindin haben?«
    »Mrs. Cooke ist eine Schlange, die den Frieden des Paradieses stört. Ich habe keine Ahnung, warum sie eine solche Abneigung gegen mich hegt. Aber ich habe das Gefühl, daß sie einen Hang dazu hat, andere Leute nicht zu mögen. Außerdem glaubt sie nicht, daß die Motive, die mich veranlaßt haben, nach Windythorpe zu kommen, echt sind.«
    »Ihre Motive? Hatten Sie denn ein Motiv, oder war es nur ein Impuls?«
    »Beides. Ich war einsam, und die Frauen gefielen mir, und ich dachte mir, die Freundschaft mit ihnen würde mir guttun.«
    »Darf ich fragen, in welcher Beziehung Sie durch die Freundschaft mit den Frauen von Windythorpe Besserung erhofften?«
    Er neckte sie wieder, doch sie antwortete ganz ruhig.
    »Sie können sich das vielleicht nicht vorstellen, weil Sie mich erst kennengelernt haben, nachdem der tägliche Umgang mit den Leuten im Tal mich schon verändert hatte. Früher war ich furchtbar schüchtern und hatte direkt Angst vor fremden Leuten. Und was Männer angeht — du lieber

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