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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Aber er hielt sie zurück. Er hätte so wenig Besuch, erklärte er mitleidheischend, ob sie nicht wieder einmal auf eine halbe Stunde vorbeikommen könnte, wenn sie Schwester Dayton besuchte. Er redete sich nämlich ein, er fände sie amüsant, und ein Mädchen, das ein so ereignisloses Leben geführt hatte, müßte einem einfach leidtun.
    Liz erklärte sich zögernd bereit, ihn wieder zu besuchen. Sie fand, sie hätte viel zu viel geredet, und dazu ausschließlich von ihren eigenen Angelegenheiten. Zwar hatte er sie durch Fragen dazu ermuntert, aber wahrscheinlich aus reiner Höflichkeit, von der er mehr besaß, als er in jener Nacht gezeigt hatte.
    Zaghaft erkundigte sie sich, ob er genug zu lesen hätte, und erbot sich, ihm einige Bücher zu bringen, die sie sich von der Bibliothek in Auckland ausgeliehen hatte. Oldfield erklärte mit Eifer, er wäre glücklich, wenn er endlich einmal ein gutes Buch in die Hand bekäme, und ließ eilig eines der ausgezeichneten Bücher verschwinden, die sein Freund Wilcox ihm mitgebracht hatte. Er sagte auch nichts davon, daß seine Freunde aus Southville ihn ständig mit Lektüre versorgten.
    Da er so dringend guten Lesestoff zu brauchen schien, erklärte sich Liz bereit, ihm in den nächsten Tagen einige Bücher zu bringen.
    Als sie kam, hatte sich sein Gesundheitszustand offensichtlich wesentlich gebessert, aber er neigte noch mehr als zuvor zu Nörgelei und Gereiztheit.
    »Er ist eben verwöhnt«, erklärte Kay, ehe sie das Zimmer betraten. »Jeder überschüttet ihn mit Aufmerksamkeiten, und die albernen Mädchen, die in ihn verknallt sind, bringen ihm Zeitschriften, die er nicht liest, und Obst, das er an die anderen Patienten verschenkt. Ich kann gar nicht verstehen, wie diese Mädchen so dumm sein können, diesem Mann nachzulaufen. Wenn sie auch nur ein bißchen Köpfchen hätten, dann wüßten sie, daß man vor so einem Mann am besten schleunigst davonläuft. Sein Freund, dieser Adam Wilcox, ist da ein ganz anderer Mensch. Scheu und still und bescheiden und überhaupt nicht verwöhnt. Er ist natürlich melancholisch und ziemlich still, aber jeder weiß, was für ein entsetzlicher Schlag es für ihn war, als seine Frau vor fünf Jahren starb. Er trauert immer noch um sie. Aber er ist ein unheimlich netter Mensch und viel begehrenswerter als dein Mr. Oldfield.«
    Liz war versucht, ihr das >dein< übelzunehmen, sagte sich aber dann, daß Kay sie nur provozieren wollte, und schwieg. Sie kam mit einem Arm voller Bücher, von denen einige aus der Bibliothek stammten und einige aus ihrem eigenen Regal. Andrew begrüßte sie, als hätte er endlich eine Oase in einer Literaturwüste erreicht, sagte ihr aber nicht, daß er einige von den Büchern bereits gelesen hatte. Statt dessen kam er wieder auf ihr Leben und den Kindergarten zu sprechen, bis sich Liz plötzlich auf ihre guten Manieren besann und mit Entschiedenheit sagte: »Nun haben wir wirklich genug von mir gesprochen. Jetzt wissen Sie über meine Vergangenheit und mein gegenwärtiges Leben bestens Bescheid. Jetzt sind Sie an der Reihe, von sich zu erzählen.«
    Er zuckte die Achseln, und sie überlegte, ob er absichtlich auszuweichen versuchte. Hatte er vielleicht irgendwo eine Ehefrau versteckt, oder war er geschieden? Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er: »Da gibt es nichts Aufregendes oder Dramatisches zu erzählen. Mein ganzes Leben ist recht ereignislos verlaufen und hat weder durch erregende Abenteuer noch durch Liebesgeschichten Glanzpunkte erhalten. Also, hier der Bericht: Obwohl ich dem Alter nach fast Ihr Onkel sein könnte, war ich natürlich zu jung, um mich im Zweiten Weltkrieg oder auch im Korea-Krieg auszuzeichnen. Ich besuchte, wie sich das gehört, die Schule, eine Privatschule, und habe mich dort nicht besonders hervorgetan. Nur im Sport war ich ganz gut, besonders beim Rugby. Aber dann verletzte ich mir das Knie, und da war es mit dem Rugby auch vorbei. Nach der Schule reiste ich ein wenig, nichts Originelles, nur die übliche einjährige Weltreise.«
    Liz riß ungläubig die Augen auf, doch er scherzte nicht.
    »Ein ganzes Jahr waren Sie auf Reisen«, rief sie, »und das nennen Sie nicht aufregend! Und ich dachte, meine Bustour in den Norden wäre schon unheimlich kühn.«
    Sie lachten beide.
    »Nun, auf Ihrer Reise ist wenigstens etwas passiert, auf meiner nicht. Ich kam einfach wieder zurück — früher als beabsichtigt, weil mein Vater starb, während ich weg war. Das nahm mich ziemlich

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