Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
wenn ich den ganzen Zinnober nächstes Jahr noch einmal mitmachen müßte.«
    »Ach, das passiert bestimmt nicht. Selbst wenn es zum Schlimmsten kommt, wenn der dumme Prüfer dich wirklich durchfallen läßt, könntest du die Prüfung ja nächstes Jahr wiederholen. Ein Jahr spielt doch keine Rolle. Du bist ja noch — «
    Sie wollte soeben die respektlosen Worte >so jung< hinzufügen, als Clive höchst unerwarteterweise den Arm um sie legte und recht laut und leidenschaftlich hervorstieß: »Natürlich würde es eine Rolle spielen. Ich will endlich fertig werden, damit ich dir sagen kann, daß ich eine gute Stellung habe und dich unterhalten kann und...« An dieser Stelle verstummte er, sein Arm erstarrte und fiel von ihrer Schulter, und seine Augen richteten sich zornfunkelnd auf die Haustür.
    Und dort stand, so unglaublich es auch scheinen mochte, eine entrüstete Ada Cooke.
    Liz’ erster Gedanke war, bei Ernest hat Pirate mir zwar geholfen, aber bei Clive hat er absolut versagt. Er haßt Mrs. Cooke. Warum, um alles in der Welt, hat er nicht gebellt oder wenigstens geknurrt? Erst später begriff sie, daß Pirate, der in der Sonne geschlafen hatte, Mrs. Cooke gar nicht vorbeischleichen hörte. Sie war eine notorische Lauscherin und hatte sich die Kunst angeeignet, jedes Haus praktisch geräuschlos zu betreten. Liz, die in kritischen Momenten immer die falschen Dinge dachte, sagte sich, daß es gut war, daß Mrs. Cooke sich nicht aufs Einbrechen verlegt hatte. Es wäre sehr schwierig gewesen, sie zu fassen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte dramatisches Schweigen, während Clives Arm steif herunterfiel und er so weit wie möglich von Liz abrückte.
    Dann sagte Mrs. Cooke in vielsagendem Ton: »Es tut mir leid, wenn ich Sie störe, aber ich wollte eben klopfen.«
    »Das macht nichts«, erwiderte Liz automatisch. »Es war nichts — nichts Wichtiges. Kommen Sie doch herein und trinken Sie eine Tasse Kaffee. Clive und ich wollten eben welchen kochen.«
    Die Besucherin lehnte in einem Ton ab, als hätte man sie in ein Freudenhaus gebeten, und erklärte, sie wäre nur vorbeigekommen, um eine Nachricht bezüglich des Kirchgangs am Sonntag zu überbringen.
    »Da mein Telefon nicht funktioniert, mußte ich persönlich kommen.«
    Als sie mit dem triumphierenden Blick einer Klatschbase, die eben eine sensationelle Neuigkeit ausgekundschaftet hat, wieder gegangen war, lachte Liz und sagte: »Ich wette, ihr Telefon funktioniert immer dann nicht, wenn sie ein bißchen herumschnüffeln will.« Im stillen dachte sie, nun, ich hätte nie erwartet, daß ich dieser Frau noch einmal dankbar sein würde, aber sie hätte nicht gelegener kommen können, wenn sie auch jetzt im ganzen Tal über die >Vorgänge< in diesem Haus klatschen wird.
    »Komm, Clive«, sagte sie dann hastig, »kochen wir uns noch eine Tasse Kaffee. Du hast mir eben erzählt, du wolltest möglichst schnell fertig werden, damit du heiraten kannst. Ehrlich gesagt, ich finde, du bist dafür noch furchtbar jung. Das kommt natürlich daher, daß ich so viel älter bin. Aber wenn du dich wirklich entschlossen hast, dann mußt du mir das Mädchen unbedingt vorstellen. Du weißt doch, du und Ernest, ihr seid für mich wie zwei Brüder, jüngere Brüder natürlich.«
    Clive hätte vernagelt sein müssen, um diesen Wink mit dem Zaunpfahl nicht zu. verstehen. Zu seinem Erstaunen empfand er beinahe so etwas wie Erleichterung. Er hatte wie ein Ehrenmann gehandelt und hatte eine freundliche, aber bestimmte Antwort erhalten. Jetzt brauchte er sich keine Unehrenhaftigkeit vorzuwerfen, wenn er seine ganze Aufmerksamkeit Kay zuwandte. Er wußte zwar genau, daß seine Bemühungen keinen Erfolg haben würden, doch es würde Spaß machen.
    Ausnahmsweise war Liz einmal erfreut gewesen, Mrs. Cooke zu sehen, doch mit einiger Bestürzung stellte sie fest, daß sie leichte Enttäuschung verspürte. Wenn sie doch wenigstens einmal einen vollständigen Heiratsantrag erhalten würde, statt immer gerade dann, wenn es spannend wurde, eine Unterbrechung hinnehmen zu müssen. Doch die beiden Jungen hatten ihr immerhin unmißverständlich klargemacht, daß sie sie zu heiraten wünschten — nicht einmal sich selbst konnte Liz vormachen, daß sie in feuriger Liebe zu ihr entbrannt waren — , und sie fühlte sich deshalb berechtigt, zwei Heiratsanträge innerhalb einer Woche für sich zu verbuchen. Diesen Rekord konnte sicher nicht einmal Kay brechen.
    Während ihr das alles durch den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher