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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Instinkt siegte.
    »Ach du lieber Himmel«, rief sie. »Das tut mir aber leid. Pirate ist schrecklich schwer, und er stürzt sich einfach auf die Leute, die er mag. Mich hat er neulich tatsächlich umgeworfen, und dann tat es ihm so leid, daß er mich ganz vollgesabbert hat.«
    Nachdem sie so eine Unterbrechung geschaffen hatte, fuhr sie eilig fort: »Es ist wirklich lieb von dir, Ernest, daran zu denken, und ich danke dir dafür, aber du weißt, ich bin mit meinem jetzigen Leben eigentlich vollkommen glücklich. Mach dir also meinetwegen nur kein Kopfzerbrechen.«
    Ihr fehlte der Mut hinzuzufügen, denn ich mag dich zwar sehr gern, aber heiraten könnte ich dich nie. Doch der Junge hatte ohnehin verstanden.
    »Mit anderen Worten, Liz«, sagte er gutmütig, wenn auch ein wenig enttäuscht, »du magst mich gern, aber du suchst keinen Ehemann, und selbst wenn du einen suchen würdest, käme ich nicht in die engere Wahl. So ist es doch, oder? Ich muß Pirate eigentlich dankbar dafür sein, daß er mich daran gehindert hat, mich lächerlich zu machen. — Aber trotzdem, es war mir ernst, und wenn du es dir jemals anders überlegen solltest, ich bin immer für dich da.«
    Dann folgte ein unzusammenhängendes Gemurmel, das sich auf seinen Lohn, sein Alter und seine beruflichen Aussichten bezog.
    Liz hatte inzwischen Zeit, sich zu sammeln, und sagte freundlich: »Ja, so ist es, Ernest. Aber ich möchte, daß sich an unserer Freundschaft nichts ändert. Ich könnte euch beide nicht lieber haben. Ihr seid wie Brüder für mich — jüngere Brüder natürlich.«
    Dieser letzte Zusatz sollte eine Anspielung darauf sein, daß seine Jugend ihn disqualifizierte.
    Ernest, der durchaus feinfühlig war, gab ein wenig unwillig zurück: »Es ist schon gut, Liz. Ich habe verstanden. Ich werde dich nicht wieder belästigen. Pirate war taktvoll, nicht wahr?«
    Liz stimmte ihm zu, während sie sich im Innern sagte, daß sie durchaus berechtigt war, dies als Heiratsantrag zu zählen, auch wenn er unvollendet geblieben war.
    Auch Clives Versuch, die entscheidende Frage zu stellen, geriet zur Farce. Diesmal war die Störung jedoch weniger erheiternd, und sie führte dazu, daß die Situation — die im Grunde gar keine Situation war — sehr zu Liz’ Zorn im ganzen Tal durchgehechelt wurde. Clive war in einer Examenspause nach Hause gekommen und verbrachte, wie gewohnt, den größten Teil seiner Ferien in Liz’ Häuschen. Kaum eine Woche war seit Ernests mißglücktem Heiratsantrag vergangen, und er hatte seinen Bruder noch nicht wieder gesprochen. Doch selbst wenn die Brüder sich gesehen hätten, hätte Ernest keine Spur von Enttäuschung gezeigt. Diese lächerliche kleine Szene mußte für immer ein Geheimnis zwischen ihm, Liz und Pirate bleiben. Er wußte instinktiv, daß Liz keinem Menschen davon erzählen würde, und Pirate konnte nichts verraten. Er selbst würde sich größte Mühe geben, sich nichts davon anmerken zu lassen, daß sich zwischen dem Mädchen und ihm etwas geändert hatte — wenn sich überhaupt etwas geändert hatte. Clive hatte deshalb keine Ahnung davon, daß sein Bruder einen Korb erhalten hatte, und in den letzten Tagen hatte er ständig seine kleine Rede an Liz geübt. Er war um so entschlossener, ihr einen Heiratsantrag zu machen, als er zugeben mußte, daß seine Träume von der stillen, zierlichen Freundin, die so unerwartet im Tal aufgetaucht war, in letzter Zeit durch das Erscheinen eines noch attraktiveren Mädchens mit goldblondem Haar und lachenden Augen beunruhigt wurden. Er schlug sich aber Kay entschlossen aus dem Kopf. Liz war seine erste Liebe, und er würde an seinem Entschluß festhalten, ihr seine Zuneigung zu gestehen und sie zu bitten, auf ihn zu warten. Keinesfalls würde er sich davon durch Gedanken an ein hübsches, lebhafter strahlendes Gesicht abbringen lassen.
    Sie hatten Kaffee getrunken, und Clive hatte seiner interessierten und teilnahmsvollen Zuhörerin alles über die Tricks des Prüfungsausschusses und die Fallen, die er seinen arglosen Opfern stellte, erzählt.
    »Du siehst also, daß das überhaupt nicht im Lehrplan stand, und er konnte nicht erwarten, daß wir das wußten«, schloß er.
    »Natürlich nicht«, stimmte Liz zu, die nur die Hälfte von dem begriffen hatte, was er ihr erzählte. »Es war ungerecht von ihm. Aber ich bin sicher, daß du trotzdem bestehen wirst, Clive.«
    »Ich wünschte, ich wäre auch so sicher. Ich möchte unbedingt bestehen. Ich würde durchdrehen,

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