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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Schwester Dayton wird sie auf Parties mitnehmen, und vielleicht kommt sogar einmal etwas dabei heraus.«
    Denn Janet, die selbst glücklich verheiratet war, war eine unverbesserliche Kupplerin, und der Gedanke, daß ein Mädchen von einundzwanzig Jahren keinen Freund hatte und auch keine Aussicht auf einen Freund, war ihr unerträglich.
    Die Veränderung in Liz’ Leben, die ihre Freunde herbeigewünscht hatten und über die ihre Feindin so schlimme Befürchtungen geäußert hatte, war also nur zum Guten. Kay war die einzige, die etwas über ihr früheres Leben wußte, über die Jahre der Einsamkeit und über ihre innere Rebellion, und die sie jetzt aus dem Zustand wohliger Apathie, der für ihr Alter unnatürlich war, herauslocken konnte. Kay führte sie in eine andere Welt, in eine Welt, in die hineinzufinden ihr manchmal noch schwerfiel.
    Doch ihre Freundin war darin mit ihr einig, daß sie auf keinen Fall die merkwürdige Dreiecksfreundschaft mit Janets Söhnen zerstören durften. Es sollte einfach eine Vierecksbeziehung daraus werden.
    Als Kay die Jungen kennengelernt hatte, sagte sie: »Das sind wirklich zwei nette Burschen, und so verschieden voneinander. Sie sind natürlich beide in dich verliebt. Aber mach dir keine Sorgen, das ist nur so eine jugendliche Verknalltheit. Die muß jeder einmal durchgemacht haben. Aber ich kann mir vorstellen, daß ihre Mutter froh und dankbar ist, daß sie sich in ein nettes Mädchen wie dich verguckt haben. Darüber werden sie schon hinwegkommen, und vielleicht kann ich dazu beitragen, sie abzulenken. — Übrigens Liz, du mußt dir unbedingt eine kleine Bar anlegen. Es ist ja eine Schande, daß du nichts im Haus hast, was man einem Mann anbieten kann. Andrew erzählte mir Schauergeschichten von deinem viel zu süßen Tee.«
    Sie lachten beide, wenn auch Liz mit einiger Bestürzung klar wurde, daß sie vom gesellschaftlichen Leben offenbar wenig Ahnung hatte. Daß von einem Mädchen, das allein lebte, erwartet wurde, daß es alkoholische Getränke im Haus hatte, schien ihr einigermaßen merkwürdig. Vor sechs Monaten noch hätte sie es unglaublich gefunden.
    Es wurde also eine kleine Bar eingerichtet, und es bürgerte sich der Brauch ein, daß die Brüder Axel, wenn sie zu Hause waren, »schnell auf einen Sprung vorbeikamen«. Sie waren natürlich ungemein beeindruckt von Kay. Liz war zwar auf ihre eigene, unaufdringliche Art attraktiv, aber dieses Mädchen war einfach »toll«. Beinahe unverzüglich wurden sie in ihrer ausschließlichen Zuneigung zu Liz schwankend.
    Doch nicht ehe sich ein äußerer Anlaß dafür ergab. Beide Jungen hatten, wie sie es nannten, »die Karten auf den Tisch gelegt«. Mit anderen Worten, zuerst hatte Ernest und dann Clive sehr zaghaft und mühsam Liz das Geständnis gemacht, daß sie sie »schrecklich gern hätten«.
    Leider wurde in beiden Fällen der zaghafte Antrag durch widrige Umstände etwas behindert. Im ersten Fall war der widrige Umstand Pirate. Er meinte es nicht böse. Er duldete die Jungen nicht nur, sondern mochte sie, und wenn er jemanden mochte, so mußte er das auch demonstrieren. Als Ernest sich eben dazu durchgerungen hatte zu sagen, »Ich weiß, daß ich nicht in der Lage bin, dir ein Heim zu bieten, jedenfalls jetzt noch nicht, aber eines Tages wirst du vielleicht — «, in eben diesem kritischen Moment stellte sich Pirate, der vielleicht die Spannung spürte, die in der Luft lag, auf die Hinterbeine und ließ seine Vorderpfoten mit aller Wucht auf Ernests Schultern fallen. Selbst in diesem peinlichen Moment konnte Liz nur denken, was für ein Glück, daß es Ernest ist. Der ist an schwere Geschütze gewöhnt. Den armen Clive hätte Pirate glatt ins Feuer gestoßen. Ernest hingegen geriet nur ins Schwanken, hielt sich am Kaminsims fest und fand sein Gleichgewicht wieder. Diese Gnadenfrist hatte Liz jedoch Zeit gegeben, sich zu überlegen, was sie sagen wollte. Trotzdem war das, was sie sagte, nicht übermäßig originell, und es kann nicht geleugnet werden, daß Liz sich durch diesen ersten Heiratsantrag höchst geschmeichelt fühlte. Es war aufregend, einen Heiratsantrag von einem Mann zu bekommen — nun ja, von einem Jungen, wenn man es ganz genau nehmen wollte. Einen Moment lang wurde sie zwischen dem Wunsch, ihn seinen Satz vollenden zu lassen, und einem vornehmeren Instinkt hin und her gerissen, der sie trieb, ihm das Wort abzuschneiden, um ihm die Erniedrigung einer abschlägigen Antwort zu ersparen.
    Der letztere

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