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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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erreichte.
    Kay lachte. »Sie sind ein Gauner. Dafür wird Ihr Mr. Wilcox schon sorgen. Aber ich habe morgen frei, ich werde also versuchen, Liz zu überreden, daß sie ja sagt, und dann bringen wir Sie bis zu Ihrer Haustür.«
    Liz sagte nicht gleich ja. Sie war der Ansicht, sie hätte mehr als genug für Andrew Oldfield getan, indem sie ihn im Krankenhaus besucht, ihn zur Feier des Tages in ihr Haus eingeladen und ihn mit Büchern versorgt hatte, die er immer noch nicht alle zurückgegeben hatte.
    »Du kannst ja ruhig mitfahren, Kay, aber wie willst du zurückkommen?«
    Zu ihrer Überraschung errötete Kay ein wenig.
    »Ach, ich glaube, Mr. Wilcox oder der Schäfer werden mich schon nach Hause fahren«, erwiderte sie. Und dann fügte sie plötzlich zu Liz’ großem Erstaunen hinzu: »Du wirst es nicht glauben, Liz, aber der Mann interessiert mich. — Nein, nein, nicht dein Mr. Oldfield, sein Freund. Er ist nett — ja, manchmal habe ich sogar das Gefühl, er ist der netteste Mann, den ich je kennengelernt habe. Aber weißt du, ich fürchte, ich werde mich schrecklich anstrengen müssen, um ihn zu der Einsicht zu bringen, daß fünf Jahre Trauer wirklich genug sind.«
    Liz sagte nichts darauf. Ein Blick auf Kays Gesicht verriet ihr die erstaunliche Wahrheit — Kay Dayton, die Heldin so vieler flüchtiger Liebesabenteuer, das Glamourgirl, das die Männer um den Finger wickeln konnte, hatte sich ernstlich verliebt.
     
     
     

9
     
    Kaum hatte sich Liz von ihrer Überraschung erholt, da empfand sie fälschlicherweise sogleich größtes Mitleid für Andrew Oldfield. Sicherlich hatte er sich während seines wochenlangen Aufenthalts im Krankenhaus in Kay verliebt. Doch daran gab es nun nichts mehr zu ändern. Sehr bald allerdings merkte Liz, daß Adam, und nicht sein Freund, sich für Kay interessierte. Im Gegenteil, Andrew schien das Interesse der beiden füreinander noch zu fördern, und schon sprach man von gemeinsamen Ausflügen, die die beiden Mädchen mit den Männern unternehmen wollten.
    Der erste Ausflug führte zu Adams Haus, wo man den Invaliden absetzte. Er war nur unter der Bedingung aus dem Krankenhaus entlassen worden, daß er noch einige Zeit bei Adam, dem Schäfer Peter und seiner Frau Meri wohnte. Daß das Ehepaar darüber nur allzu erfreut war, lag auf der Hand. Meri, eine zierliche, brünette junge Frau mit wunderschönen Haaren und Augen, kam zum Wagen heraus, als sie vorfuhren.
    »Es ist schön, daß Sie wieder da sind, Mr. Oldfield«, sagte sie. »Das Gästezimmer ist schon hergerichtet.«
    Andrew war nicht sonderlich erfreut darüber, auch wenn er Meri freundlich zulächelte.
    »Das ist doch nichts als ein Haufen Blödsinn«, schimpfte er. »Mir geht es gut, Meri. Ich könnte leicht in meinem eigenen Haus herumhüpfen, anstatt Ihnen hier zusätzliche Arbeit zu machen.«
    Meri nahm das mit einer Gelassenheit auf, die bewies, daß Andrews Ausbrüche ihr nicht fremd waren.
    »Aber es ist einfacher, Sie hier zu versorgen«, versetzte sie ruhig. »Wenn Sie in Ihrem Haus wohnen würden, müßte ich ständig hin und her laufen. Und es dauert ja nicht lange, Mr. Oldfield, regen Sie sich also nicht auf.«
    Zu Liz’ Überraschung und Kays Belustigung schluckte er kleinlaut den Tadel, und dann gingen sie in das geräumige schöne Haus. Liz schien es ein stilles, trauriges Haus zu sein, doch Kay würde schon dafür sorgen, daß sich das bald änderte.
    Später, als sie zurückfuhren, sagte Liz zu ihrer Freundin: »Nun?«
    Doch ausnahmsweise war Kay einmal still und nachdenklich. Nach einer Weile aber erwiderte sie: »Ich mag ihn sehr, Liz. Aber ist es fair, ihn zu belagern? Vielleicht würde er sich lieber weiterhin seinem Kummer hingeben und um Norah trauern. Ach Gott, noch nie habe ich mich so hin und her gerissen gefühlt.«
    Liz sagte nichts, und einen Moment später fuhr Kay fort: »Liz, ich liebe ihn wirklich, und ich glaube, er liebt mich auch — aber glaubst du, daß es einen Sinn hat? Ich habe Angst, daß immer Norahs Schatten zwischen uns stehen wird.«
    Ihre Stimme zitterte, und ihr Ton war niedergeschlagen.
    »Wenn sie ihn wirklich geliebt hat«, erwiderte Liz, »dann würde sie doch wünschen, daß er endlich wieder glücklich wird. Er war so lange traurig. Ich glaube, sie würde es jetzt wünschen, daß er glücklich wird.«
    »Aber würde sie auch wünschen, daß er sie vergißt?«
    Einen Moment blieb es still. Es schien sonderbar, daß Kay, die immer voll zuversichtlichen

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