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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Selbstvertrauens war, sich nun mit Zweifeln und Ängsten an Liz wandte.
    »Ich glaube nicht, daß er sie vergessen würde«, konnte Liz auf ihre Frage nur sagen. »Norah wird in seinem Herzen immer ihren Platz haben. Aber da ist auch für dich noch Raum.«
    »Ich konnte nie gut teilen.«
    »Aber nur eine habsüchtige Frau würde der Toten ihren kleinen Winkel nicht gönnen. Und du bist nicht habsüchtig, Kay.«
    »Ich weiß nicht, was ich bin und was ich fühle. Oh, Liz, es ist ein schreckliches Gefühl, einen Mann zu lieben, der die ganze Zeit nur an eine andere Frau denkt.«
    »Ich glaube nicht, daß sie jetzt sein Leben noch ausfüllt. Ich denke mir, er wird sie — nun, nicht vergessen, aber ihr Andenken an einem heimlichen Ort für sich bewahren.«
    »Aber kann man mit einem Mann glücklich werden, der eine andere Frau nicht vergessen kann?«
    Eine Zeitlang fuhr Liz schweigend weiter. Dann sagte sic: »Ich glaube, es wäre das beste, seine Erinnerungen mit ihm zu teilen. Natürlich noch nicht jetzt, aber später, wenn ihr euch nähergekommen seid. Du darfst dich nicht ausschließen. Du mußt versuchen, mit ihm zu teilen.«
    »Liz«, versetzte Kay, »du bist wirklich ein komisches, kleines Ding. Wie klug du bist. Ich weiß, daß du recht hast. Eines Tages werden wir über Norah sprechen können, aber zuerst — ach, Liz, zuerst muß ich überhaupt zu ihm durchdringen. Dabei mußt du mir helfen. Wir müssen so viel wie möglich mit den Männern zusammenkommen, auf Parties gehen, Ausflüge machen und viel Spaß miteinander haben.«
    Liz war nicht begeistert von dieser Aussicht. Ihr lag nicht viel an Andrew Oldfield, sie bewahrte Clive und Ernest die Treue. Doch sie erklärte sich einverstanden, vorausgesetzt, daß solche Unternehmungen in die Zeiten fielen, wo Ernest und Clive nicht zu Hause waren.
    »Aber wer soll die Parties denn arrangieren?« fragte sie dann.
    Kay, die allmählich ihren gewohnten Optimismus wiederfand, antwortete: »Das überlaß nur mir. Es gibt Mittel und Wege.«
    Sie sagte nicht, daß ihrer Ansicht nach Andrew Oldfield ihr nur zu gern helfen würde, diese Mittel und Wege zu finden. Sie dachte daran, daß sie ihm vorgeschlagen hatte, an diesem Tag die entliehenen Bücher zurückzugeben, aber er hatte nur erwidert: »Schwester Dayton, Sie sind jetzt nicht mehr auf Station. Lassen Sie mich selbst meine Pläne schmieden.« Und in diese Pläne gehörte, dessen war Kay sicher, ein baldiger Besuch bei Liz.
    Schon drei Tage später trafen die vier sich wieder bei Frances Bretts Geburtstagsfeier. Frances war eine Kollegin von Kay und bewunderte Kay sehr. Sie bestand darauf, daß Kay ihre Freundin mitbrachte. Es war ein nettes Fest, und der erste, den Liz erblickte, war Andrew Oldfield, der sehr galant mit dem Glas einer Dame in der Hand durch den Raum humpelte.
    »Sieh mal, wer da ist«, murmelte Liz.
    »Meinst du vielleicht, das hätte ich nicht gewußt?« gab Kay leise zurück und begrüßte einen Augenblick später mit großer Herzlichkeit Adam Wilcox. »Wie klug von Ihnen, daß Sie Andrew mitgebracht haben. Das wird ihn ein wenig aufmuntern.«
    Und dann schienen sie, wie Liz, die höflich mit Mrs. Brett Konversation machte, sah, einander unendlich viel zu erzählen zu haben, und sie hegte starke Zweifel daran, daß ihr Gespräch auch nur das geringste mit Andrew und seiner allmählichen Genesung zu tun hatte.
    Wenig später stand sie mit dem unvermeidlichen Glas in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand da, und Andrew Oldfield gab ihr Feuer.
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie auch zu den Sündern gehören«, neckte er sie, als Mrs. Brett sich entfernte, um ihren Pflichten als Gastgeberin nachzukommen.
    »In letzter Zeit rauche ich wenig. Aber früher habe ich oft nach einer Zigarette gelechzt und habe mich dann in mein Zimmer geschlichen und gleich zwei oder drei hintereinander geraucht. Jetzt mache ich mir gar nichts mehr daraus. Ich vermute, das kommt daher, daß ich in meinem jetzigen Leben so glücklich bin.«
    Er runzelte die Stirn, während er sich das unglückliche junge Mädchen vorstellte, von dem ihm Kay erzählt hatte, wie es sich in sein Zimmer einschloß, um heimlichen Trost bei Zigaretten zu suchen. Und jetzt, wo sie mutterseelenallein in einem winzigen Häuschen in einer gottverlassenen Gegend wohnte und wahrscheinlich jeden Penny zweimal umdrehen mußte, erklärte sie, sie wäre »in ihrem jetzigen Leben so glücklich«.
    Abrupt sagte er: »Keine nächtlichen Besucher

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