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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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hatte. Etwas überstürzt vielleicht, aber zu einem äußerst glücklichen Zeitpunkt.
    Beldon riss an den Zügeln und brachte sein Pferd unsanft zum Stehen. Die Lösung seines Rätsels traf ihn mit voller Wucht. Cambournes Geld war das „irgendetwas“ gewesen, das Valerian und Philippa auseinandergebracht hatte.
    Er trieb sein Pferd zu einem scharfen Galopp an und legte die restliche Strecke so schnell er konnte zurück. Zu Hause angekommen, eilte er geradewegs in sein Arbeitszimmer und zog die alten Bücher aus den Regalen. Beldon nahm sich nicht einmal die Zeit, den Mantel abzulegen. Nur die Handschuhe zog er aus, um die Seiten besser umblättern zu können.
    Stunden später hatte Beldon die Antwort gefunden. Zwischenzeitlich hatte er Mantel und Jacke abgelegt, die Hemdsärmel hochgekrempelt und ab und zu etwas von dem Tablett gegessen, das die Haushälterin ihm hingestellt hatte, nachdem ihr klar geworden war, dass der junge Lord keine Zeit finden würde, ins Esszimmer hinunterzugehen.
    Im Arbeitszimmer herrschte Chaos, auf jeder dafür geeigneten Fläche lagen aufgeschlagene Bücher. Die Bücher von vor neun Jahren waren nur ein Anfang gewesen. Er hatte viel weiter in der Zeit zurückgehen müssen, um festzustellen, warum die Pendennys überhaupt erst einmal so viel Geld gebraucht hatten.
    Das Ergebnis seiner Nachforschungen war niederschmetternd. Das Zimmer hatte den Preis für seine Suche bezahlt, aber auch seine Erinnerungen. Es war fast, als hätte er erfahren müssen, dass sein Leben, so wie er es sich immer vorstellte, nur eine Illusion war. Sein Vater hatte nie richtig Vertrauen zu ihm gehabt.
    Natürlich hatte Beldon von Cambournes Darlehen gewusst. Aber er hatte nur an ein paar besonders kostenaufwendige Jahre gedacht. Philippas erste Saison und ihr Debüt waren eine teure Angelegenheit gewesen, dazu hatte sein eigenes Studium in Cambridge finanziert werden müssen. Sein Vater hatte damals nur gesagt, die Napoleonischen Kriege hätten äußerst negative Auswirkungen auf die Wirtschaftslage gehabt.
    Beldon hatte ihm geglaubt. Und als er den Titel und den Besitz übernommen hatte, war er nicht so umsichtig gewesen, die Bücher bis in die Vergangenheit hinein zu überprüfen. Dann wäre ihm klar geworden, dass die Erklärung seines Vaters zwar nicht unrichtig war, sich dahinter aber noch viel mehr verborgen hatte. Mit den Finanzen der Pendennys war es seit Jahren langsam, aber stetig bergab gegangen. Hier ein paar Verluste durch unkluge Investitionen, dort ein Ertragsrückgang in den Minen. Zu viel Geld war ausgegeben, aber zu wenig war eingenommen worden, um die Verluste auszugleichen.
    Das Darlehen hatte man dafür verwendet, um die leeren „Schatztruhen“ wieder aufzufüllen, und Beldon selbst hatte später einen Teil des Geldes benutzt, um den Besitz der Familie aufzustocken und breiter zu fächern. In Erwartung einer Zukunft, in der die Kupfer- und Zinnminen nicht mehr so viel Erz fördern würden – ohne zu ahnen, dass diese Zukunft längst Gegenwart war –, hatte Beldon eine Zinnschmelzerei gekauft. Später hatte er noch in weiser Voraussicht in eine Schwarzpulverfabrik investiert. Beides hatte sich mehr als ausbezahlt. Eine Zinnschmelzerei war für die Minen das, was eine Mühle für die Bauern war. Getreide musste zu Mehl gemahlen werden, und Zinn – nun Zinn musste geschmolzen werden. Die Schmelzerei würde sich noch bezahlt machen, wenn die Minen längst ausgeschöpft waren.
    Beldon fuhr sich mit der Hand durch das Haar und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Alles stand jetzt in geradezu peinlicher Deutlichkeit vor ihm. Sie hatten in einer verzweifelten Notlage gesteckt, und Philippa war mit Cambourne verheiratet worden, um die Familie, genauer gesagt, um ihn zu retten. Er war der Erbe. Ohne ihre Heirat hätte er höchstens Schwierigkeiten als Hinterlassenschaft aufweisen können. Sein Leben lang hatte er geglaubt, der Beschützer seiner jüngeren Schwester zu sein, der auf Bällen aufpasste, dass sie nicht mit dem falschen Gentleman tanzte, und der dafür sorgte, dass sie niemals ohne Begleitung unterwegs war. Doch die ganze Zeit über hatte sie ihn beschützt. Mit dieser Erkenntnis kamen die Schuldgefühle.
    Ob sie Bescheid gewusst hatte? Er erinnerte sich noch lebhaft an die Nacht, in der er sie im Garten der Rutherfords gefunden hatte. Sie hatte geweint, auch wenn sie das nicht zugeben wollte. Damals hatte er das auf den Schock über ihre plötzliche Verlobung mit Cambourne

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