Zärtlicher Eroberer
selbst und Philippa.
„Philippa hatte sich nicht geirrt. Ich hatte vorgehabt, ihr an jenem Abend einen Heiratsantrag zu machen. Ihr Debüt war zwar erst gut einen Monat her, aber mir war schon lange vorher klar geworden, was ich für sie empfand. An jenem Nachmittag ging ich zu deinem Vater, um mit ihm zu sprechen.“ Valerian wagte einen kurzen Blick in Beldons Richtung.
„Mein Vater hat dich abgewiesen?“, fragte Beldon ungläubig. „Aber er hat dich geliebt!“ Man konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. „Das Geld“, sagte er schließlich. „Ich bin heute gekommen, weil ich gestern Abend lange die Buchhaltung unserer Familie durchgegangen bin. Ohne Cambournes großzügiges Darlehen hätten wir nicht überlebt.“
Valerian nickte leicht. „Dein Vater bat mich, nicht im Weg zu stehen, denn er hatte ein Angebot vom Duke erhalten.“ Er brauchte sich nicht weiter mit schwierigen Erklärungen abzumühen, Beldon konnte sich den Rest der Unterhaltung schell zusammenreimen.
„Was mein Vater getan hat, war schändlich. Er hat seine Tochter verkauft und zu einer Ehe gezwungen, obwohl sie einen anderen liebte und dieser andere sie heiraten wollte …“ Beldons Stimme klang fassungslos.
„Sei nicht böse auf deinen Vater“, fiel Valerian ihm ins Wort. „Ich habe dir das nicht erzählt, um einen Keil zwischen dich und deine Erinnerungen an ihn zu treiben. Er war uns allen ein guter Vater. Ich halte es nicht für schändlich, wenn man versucht, seine Familie vor dem Ruin zu bewahren.“
Beldon widersprach. „Du warst ja schließlich selbst nicht unehrenhaft oder arm oder ohne einen Titel. Du warst in jeder Hinsicht standesgemäß für Philippa.“
„Er hat das getan, was er für das Beste hielt“, gab Valerian bestimmt zurück. „Einen Teil der Schuld muss ich auf mich nehmen. Ich wusste, dass Cambourne interessiert war, immerhin wurden diesbezüglich ja schon öffentlich Wetten abgeschlossen. Trotzdem suchte ich deinen Vater auf und brachte ihn damit in die unangenehme Situation, mich abweisen zu müssen. Es wäre vielleicht besser für alle Beteiligten gewesen, wenn ich unsere Romanze einfach hätte ausklingen lassen oder wenn ich sie gar nicht erst begonnen hätte.“
Beldon schüttelte den Kopf. „Das sieht dir so ähnlich, die Last eines anderen auf deine Schultern zu nehmen. Schon in der Schule hast du dich schnell auf die Seite der Schwächeren gestellt und andere beschützt, auch wenn sie selbst die Verantwortung für sich hätten übernehmen müssen.“
„Trotzdem, es ging nicht anders. Du weißt, mein gesamtes Erbe konnte ich erst mit siebenundzwanzig antreten“, erinnerte Valerian ihn. „Wenn die Familie noch fünf Jahre hätte überstehen können, dann hätte ich mein ganzes Vermögen dafür ausgegeben, ihr wieder auf die Beine zu helfen, aber so lange konnte dein Vater nicht warten.“
Beldon fuhr fort, das Saatgut zu sortieren. „Ich verstehe“, meinte er, aber sein Tonfall ließ eher das Gegenteil vermuten. Valerian wusste, Beldon würde lange brauchen, das zu begreifen, was in der Vergangenheit geschehen war. Immerhin wurde diese für ihn gerade neu geschrieben.
„Dein Vater bat mich, mit Philippa auf eine Art zu brechen, die ihn nicht als Schurken dastehen ließ oder die ihre Bereitschaft, Cambourne zu heiraten, ins Wanken brachte. Du kennst Philippa. Wenn sie auch nur eine winzige Chance gesehen hätte, ihren Vater dazu zu bringen, dass er seine Meinung änderte, sie hätte es versucht.“
„Also hast du den Schuft gespielt und ihr gesagt, eure kleine affaire bedeute dir nichts.“
„So in etwa“, gab Valerian zu. Auf einmal hatte er das Bedürfnis klarzustellen, dass sein Entschluss, den Schuft zu spielen, deutliche Grenzen gehabt hatte. „Es war keine ‚ affaire ‘ im eigentlichen Sinn des Wortes, Beldon. Ich habe ihr nicht die Unschuld geraubt. Denke nicht das Schlimmste von mir, ganz gleich, was für Gerüchte inzwischen über mich kursieren.“
„Gerüchte beiseite – ich habe dich immer für einen Ehrenmann gehalten“, erwiderte Beldon und hielt Valerians Blick stand.
„Ja, du vielleicht, aber Philippa nicht mehr. Die Vergangenheit und die Gegenwart – so wie sie sie sieht – passen nur allzu gut zusammen. Meine Vorführung in jener Nacht im Garten war ziemlich überzeugend. Vielleicht verstehst du jetzt, warum es für mich so schwer werden wird, ihr den Hof zu machen.“
Beldon warf die letzte Tüte auf einen Stapel mit
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