Zärtlicher Eroberer
Wildveilchensamen. „Mir ist vollkommen klar, wie tief du in der Tinte sitzt. Philippa hält dich wirklich für einen Schuft, weil du sie in der Vergangenheit so schändlich behandelt hast, und sie bezweifelt jetzt, dass deine Zuneigung wirklich aufrichtig ist.“
Valerian lächelte spröde. „Das Ganze ist fast Stoff für eine Farce auf der Bühne des Drury Lane.“
„Ich weiß nicht, ob ‚Farce‘ das treffende Wort dafür ist“, gab Beldon zurück. „Glaubst du, deine Bemühungen werden umsonst sein?“
„Wenn ja, dann nennen wir es Drama. Wenn ich Erfolg habe, nennen wir es Komödie. Eine Komödie kann es aber nur sein, wenn das Ende glücklich ist.“Valerian war froh, dass sich ein etwas leichterer Ton zwischen ihnen eingeschlichen hatte. Das Gespräch war sehr ernst, wenn auch notwendig gewesen. Wenn seine Zeit im Ausland, in den diplomatischen Kreisen, ihn eines gelehrt hatte, dann das, dass die Gegenwart immer das erntete, was sie in der Vergangenheit gesät hatte. Er hatte gewusst, dass seine Entscheidung, wieder nach Hause zu kommen, bedeuten würde, sich seinen alten Dämonen stellen zu müssen. Dennoch hatte er sich dafür entschieden. Ein Mann konnte nicht ewig weit und endlos lange davonlaufen.
Valerian beendete seine Arbeit. „Lass uns ins Haus gehen und sehen, ob Mrs. Wilcox vielleicht Tee für uns hat.“
„Ins Haus zu gehen, das finde ich gut, aber Tee, Valerian?“ Beldon zog die Augenbrauen hoch. „Ich vermute, wir brauchen etwas Stärkeres, bis wir alles geklärt haben.“
Valerian warf Beldon einen vorsichtigen Blick zu. Was wollte sein Freund ihm heute denn noch entlocken? Es gab gewiss noch weitere Geheimnisse zu enthüllen, aber er hatte alles gesagt, wozu er an einem Tag fähig war. Solch seelische Beichten verlangtem einem Mann viel ab.
Beldon kam um den Arbeitstisch herum und schlug Valerian lachend auf den Rücken. „Du machst ein Gesicht, als wäre ich die spanische Inquisition, Val! Ich meinte doch nur, dass wir jetzt Pläne schmieden müssen. So wie ich das sehe, müssen wir Philippa davon überzeugen, dass du an jenem Abend nur geschauspielert hast, und das für eine gute Sache. Wir müssen ihr zeigen, wie anständig du im Grunde bist und sie dazu bringen, dass sie dir wieder vertraut.“
„Bei dir hört sich das so leicht an“, klagte Valerian und zog die Tür des Gewächshauses hinter sich zu. Nach der feuchten Wärme kam es ihm draußen außergewöhnlich kalt vor.
„Nun, es wäre jedenfalls leichter, wenn Philippa hier wäre“, meinte Beldon gedehnt und blieb stehen, um die Rückseite von Roseland zu betrachten. Das Sandsteingebäude ragte majestätisch aus der Landschaft heraus. Langsam machten sie sich auf den kurzen Weg zur hinteren Terrasse. Vor den Granitstufen blieb Beldon plötzlich wie angewurzelt stehen. „Ich habe eine Idee!“
„O nein, du und deine Ideen …“, fing Valerian an.
„Ich habe immer gute Ideen“, fiel Beldon ihm ins Wort und sah ihn streng an. „Pass auf, so sieht deine jetzige Situation aus – du bist gerade nach vielen Jahren zurückgekehrt und hast hier kaum gelebt, seitdem du ein erwachsener Mann bist. Du stellst fest, dass viel getan werden muss, um Roseland bewohnbar und moderner zu machen.“ Beldon hob dramatisch die Stimme an. „Aber leider bist du nur ein armer, schwacher Mann ohne jeden Sinn für Raumgestaltung. Wenn man dich dir selbst überlässt, wählst du gestreifte Chintzvorhänge zu gepunkteten Tagesdecken.“
„Ich ahne, worauf du hinauswillst.“Valerian starrte ihn an. „Ich soll Philippa bitten, Roseland neu einzurichten.“
Beldon zuckte die Achseln. „Das wird sie ohnehin tun, wenn du sie heiratest. Da kannst du auch gleich Nägel mit Köpfen machen.“
Valerian musste lachen über seinen praktisch veranlagten Freund. „Du bist ja ziemlich optimistisch.“
Beldon wurde ernst. „Ich möchte euch beide glücklich sehen. Es ist eine bittere Pille für mich zu wissen, dass alles, was passiert ist, meinetwegen geschehen ist. Ich war der Erbe. Daran lässt sich nichts schönfärben. Ich war derjenige, der am meisten von der Entscheidung meines Vaters profitiert hat. Es ist grausam, herauszufinden, dass deine Schwester und dein bester Freund ihr persönliches Glück dir zuliebe geopfert haben.“
„Sie weiß doch nichts davon“, wandte Valerian ein und war einen Moment lang so naiv, zu glauben, er könnte damit Beldons Schuldgefühle lindern.
„Aber sie wird es erfahren. Wenn du sie für dich
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