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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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bedeutete Valerian. London, das hieß, handeln zu können. Sie war zu lange zum Nichtstun verdammt gewesen. Am Tag nach ihrer Abreise aus Truro hatte sich das Wetter gegen sie verschworen, sintflutartiger Regen überschwemmte die Straßen und brachte eine Brücke zum Einsturz. In einem Gasthaus hatten sie abgewartet, bis die Straßen wieder trockener waren. Und als sie dann schließlich weiterreisen konnten, mussten sie einen langen Umweg machen, um eine passierbare Brücke zu finden. Die sonst dreitägige Reise dauerte auf diese Weise eine ganze Woche.
    Aber jetzt waren sie da. Nun konnte Philippa etwas tun.
    Sie wies den Kutscher an, auf direktem Weg zum Pendennys House und nicht in die Stadtvilla der Cambournes zu fahren. Sie und Lilya würden bei Beldon wohnen. Zu mehreren waren sie sicherer, außerdem war die Vorstellung, in Gesellschaft ihres Bruders zu sein, mehr als tröstlich.
    Die Nacht brach bereits an, und warmes Licht schien aus den Fenstern von Pendennys House, als der Kutscher die Tür öffnete und Philippa beim Aussteigen behilflich war. Lilya folgte ihr und betrachtete staunend die vornehmen Häuser in der Umgebung. Philippa hakte sich bei ihr unter. „Schon bald wirst du dich in London auskennen, als wäre es deine Heimatstadt. Und nächstes Jahr um diese Zeit werden dir alle diese Nachbarn wohlbekannt sein.“
    „Ich kann es kaum glauben. Ich hätte nie gedacht, einmal inmitten so vieler einsdrucksvoller Stadthäuser zu wohnen“, flüsterte Lilya ehrfurchtsvoll und ließ sich von Philippa die Stufen hinaufführen, während sie sich weiterhin fasziniert umsah.
    Beldon war zu Hause. Als sie den Türklopfer betätigten, öffnete er ihnen höchstpersönlich. „Ich dachte mir schon, dass ihr das seid. Seit gestern halte ich nach euch Ausschau“, erklärte er und umarmte Philippa herzlich. „Seid ihr wohlauf?“
    „Ja, nur ein wenig müde. Lilya war mir eine große Hilfe. Wie geht es Valerian? Wo ist er? Hast du einen Antrag auf Hausarrest aufgesetzt?“ Sie stellte all die Fragen auf einmal, die ihr während der nervenaufreibend langsamen Reise durch den Kopf gegangen waren.
    „Kommt herein und setzt euch erst einmal. Ich lasse uns Tee bringen, dann erzähle ich euch die Neuigkeiten, wenn ihr wollt. Seid ihr sicher, dass ihr euch nicht erst umziehen wollt?“
    Philippa schüttelte den Kopf. „Seit Tagen denke ich an nichts anderes als an Valerian. Du musst mir unbedingt berichten, was es Neues gibt.“
    Beldon führte sie ins Musikzimmer, und die drei ließen sich in den Sesseln vor dem Kamin nieder. Allein die Tatsache, sich in diesem Raum voller Erinnerungen an die Zeit aufzuhalten, die sie hier mit ihrer Familie und mit Valerian verbracht hatte, beruhigte Philippa.
    „Wie war die Reise?“, fragte sie Beldon, nachdem sie es sich alle bequem gemacht hatten.
    „Den Umständen entsprechend gut. Valerian und ich haben nachts abwechselnd Wache gehalten. Ich habe Unmengen Ale ausgegeben, um die Soldaten freundlich zu stimmen. Tagsüber fuhr ich mit ihm in der Kutsche. Ich bin nicht eine Sekunde von seiner Seite gewichen, aus Sorge, Lucien könnte jede ihm sich bietende Gelegenheit beim Schopf ergreifen und ihm etwas antun.“
    „Ich wünschte, ich könnte ihn jetzt sehen“, flüsterte Philippa und sah sehnsüchtig zum Klavier in der anderen Ecke des Zimmers. Stundenlang hatte Valerian früher für sie und ihre Familie nach dem Abendessen gespielt.
    „Nein, Philippa“, widersprach Beldon energisch. „Valerian besteht darauf, dass du ihn nicht besuchst.“
    „Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen“, begehrte sie auf. „Ich will ihn sehen! Ich kann nicht den ganzen Tag müßig hier herumsitzen.“
    „Du kannst ihm einen Brief schreiben, und den nehme ich dann mit, wenn ich Valerian besuche. Newgate ist ein schmutziger Ort, daran ändern auch die Schmiergelder nichts, die ich großzügig verteile.“
    „Newgate!“, rief Philippa entsetzt aus. Das hatte sie nicht gewusst. Sie hatte zwar über alle Möglichkeiten nachgegrübelt, wohin Lucien ihn bringen würde, aber sie hatte nicht gewagt, diese Spekulationen folgerichtig zu Ende zu denken. Natürlich musste Lucien auf Newgate bestehen. Es war ein gesetzloser Ort, vollkommen geeignet für einen zufälligen Unfall, eine Messerstecherei, einen Giftanschlag. Die Wachen würden bereitwillig die Augen verschließen, wenn sie nur genug Geld dafür erhielten.
    „Ja“, bestätigte Beldon ruhig. „Ich habe getan, was ich tun konnte und ihm jede

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