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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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schmale Wendeltreppe führte hinauf in eine Art Alkoven, gerade groß genug, dass eine Person aufrecht darin stehen konnte. Philippa verzog das Gesicht. Sie hätte wetten mögen, dass das unheimliche Porträt auf der anderen Seite über dem Kamin Gucklöcher aufwies.
    Sie ging zu dem Tisch und nahm eins der Bücher zur Hand, als sie plötzlich innehielt. Auf dem Tisch lagen Krümel, also musste der Raum erst vor Kurzem benutzt worden sein. Hastig setzte sie sich hin und zog die Schubladen auf. Sie waren unverschlossen, aber in Geheimzimmern brauchte man wahrscheinlich auch nichts abzuschließen.
    Ihr Herz begann schneller zu klopfen. Ihr Brief an Lucien, in dem sie seinen Heiratsantrag ablehnte, lag in der obersten Schublade. Das war ein Beweis, dass Lucien diesen Raum benutzte, aber leider war er keiner, der Valerian hätte helfen können.
    In der untersten Schublade fand sie drei Tagebücher aus den letzten drei Jahren. Philippa blätterte das zuoberst liegende durch und stutzte über das Datum. Der erste Eintrag war ein paar Monate vor Cambournes Tod geschrieben worden. Tatsächlich schien das gesamte Tagebuch von Luciens Beziehung zu Cambourne zu handeln. Keine anderen Begebenheiten waren erwähnt, nichts von den kleinen, alltäglichen Dingen, die man sonst in ein Tagebuch schrieb.
    Philippa blätterte hastiger durch die Seiten. Entsetzt starrte sie auf einen Eintrag, der einen Monat vor Cambournes Tod niedergeschrieben worden war.
    Ich glaube, nach zwei Monaten in ihren gesellschaft lichen Kreisen habe ich nun das Vertrauen des Duke und der Duchess erworben. Es wird Zeit, den Plan in die Tat umzusetzen.
    Als Philippa auf den Eintrag stieß, der von dem Tag stammte, an dem Cambourne verunglückt war, unterdrückte sie nur mit Mühe einen Aufschrei. Es war kein Unfall gewesen, dass der Duke im Schacht verschüttet worden war. Den Unfall hatte man geplant. Lucien hatte John ermordet.
    Sie zwang sich, auch die anderen beiden Tagebücher durchzusehen. Sie waren vom Inhalt noch schlimmer. In ihnen schrieb Lucien von seinen weiteren Vorhaben und schilderte die Fortschritte seiner Bemühungen, sich bei ihr einzuschmeicheln. Beim Lesen des nächsten Eintrags wurde Philippa regelrecht übel.
    Nach etwa einem Jahr Ehe wird mir der Tod meine ge liebte Frau rauben, sodass ich als reicher Witwer und ihr nächster Angehöriger dastehe, wenn es um das Aufteilen ihres Erbes geht.
    Der Schock drohte sie zu lähmen. Ihre Hände zitterten, als Philippa fassungslos auf die beschriebenen Seiten starrte. Lucien hatte sie vollkommen getäuscht. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass er einen vorsätzlichen Mord planen könnte. Sie hatte ihn auch nie mit dem Minenunglück oder gar Cambournes Tod in Verbindung gebracht. Beinahe hätte sie einen Mörder geheiratet.
    Sie musste schleunigst das Haus verlassen, denn sie hatte keine Ahnung, wie viel die Bediensteten wussten. Philippa zwang sich aufzustehen, die Bücher zu nehmen und vorsichtig in die Bibliothek zurückzukehren. Ihr Knie waren immer noch weich, aber sie musste sich jetzt beherrschen. Niemand durfte ihr etwas anmerken. Unbemerkt schlich sie zurück in Luciens Arbeitszimmer und legte einen leeren Ordner um die Tagebücher, um sie zu tarnen. Wenn sie gefragt wurde, ob sie etwas gefunden hätte, konnte sie den Ordner vorzeigen.
    Auf der Treppe traf sie Lilya, die nur enttäuscht den Kopf schüttelte. Philippa lächelte sie verstohlen an, als der Butler zu ihnen in die Halle trat.
    „Da sind Sie ja, Euer Gnaden, ich hatte Sie schon gesucht. Haben Sie gefunden, was Sie brauchen?“
    Philippa hielt den Ordner hoch. „Ja, und wir machen uns sofort auf den Weg. Lucien wird uns schon fieberhaft erwarten.“
    „Sie haben etwas gefunden?“, rief Lilya aufgeregt, sobald sie wieder in der Kutsche saßen.
    „Allerdings“, stieß Philippa grimmig hervor. Zuerst einmal musste sie sich etwas beruhigen. Die Entdeckung hatte sie zutiefst erschüttert, und es hatte sie größte Anstrengung gekostet, aus dem Haus zu gehen, ohne dass jemand etwas von ihrer inneren Aufgewühltheit mitbekam. Sie reichte Lilya eins der Tagebücher. „Jetzt haben wir etwas in der Hand, wenn wir in London sind. Lucien hat uns leichtsinnigerweise den Strick hinterlassen, mit dem er gehängt werden wird.“

19. KAPITEL
    Nach einer langen Kutschfahrt, während der sie viel zu viel Zeit gehabt hatte, über ihre verzweifelte Lage nachzudenken, war Philippa froh, nun endlich in London zu sein. London, das

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