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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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überlebt.« Tante Ethel trat den Rückzug an, aber Hannah hörte sie noch maulen. »Was trotzdem eine Schande ist!«
    Neben Dougalds linker Schulter tauchte Charles auf und rümpfte hochmütig die edle französische Nase.
    Was Hannah nicht kümmerte, solange er sich hier nicht einmischte. Er war Dougald ja beim Anziehen behilflich gewesen und hatte sich ein Bild von dessen Verfassung machen können. Sie, sagte: »Ich verarzte als Erstes die Kratzer.«
    Mrs. Trenchard schraubte den Deckel eines Steingut-Tiegels ab. »Schwarzwurz mit Schweinetalg.«
    Hannah tupfte die Salbe auf seine Lippe und fing plötzlich an draufloszureden, ohne sich noch um Zuhörer oder Konventionen zu scheren. »Was hast du nur angestellt, Dougald? Wolltest du dich umbringen lassen? Du warst doch früher nicht so verrückt, dich auf einen Kampf einzulassen, den du nicht gewinnen konntest.«
    Seine Lordschaft versuchte, sich wegzudrehen. »Das Zeug stinkt.«
    »Strafe für deine Sünden!« Sie sprach laut genug, dass Mrs. Trenchard sie hörte, und lächelte der Haushälterin kurz über die Schulter zu. Dann schmierte sie die Salbe auf die Schürfwunden an seinem Kinn und auf das gerötete Ohr: »Was hast du letzte Nacht nur gemacht? Warst du vielleicht mit Alfred im Pub?«
    »Du keifst«, beschwerte er sich.
    »Manche brauchen das.« Ihre Stimme wurde noch lauter. »Du warst kurz davor, dich umbringen zu lassen.«
    Mrs. Trenchard zuckte zusammen und sagte mit erstickter Stimme: »Genau wie die anderen Lords.«
    Dougald schnaubte. »Aber Mrs. Trenchard, Sie haben die Gerüchte doch gehört. Ich habe meine Frau beseitigt und auch die anderen Lords umgebracht, um den Titel zu bekommen. Dann werde ich jetzt doch nicht mich
selber
gefährden.«
    »Ja, Mylord.« Der Tiegel in Mrs. Trenchards Hand zitterte. »Daran hatte ich nicht gedacht, Mylord.«
    »Warum hinkst du?«, fragte Hannah.
    »Bin in ein Loch getreten und hab mir den Knöchel verstaucht.« Die Finger seiner linken Hand krochen zu ihrem Teller und schnappten sich ein Sauerteigbrötchen.
    Sauerteigbrötchen hatte er immer schon gemocht.
    Auch seine Knöchel traktierte sie mit Salbe. »Sir Onslow sagt, dass ganz England dich mittlerweile für eine wildromantische Gestalt hält.«
    »Sir Onslow.« Dougald fixierte sie mit brütendem Blick, genauer gesagt, mit halb brütendem Blick. »Du hast mit ihm geflirtet!«
    Hannah hörte auf zu lächeln. »Ich flirte nicht.« Sie griff zum Verbandsstoff und umwickelte jeden Finger einzeln.
    »Du hast mit ihm gesprochen.«
    Ein Lakai kam mit einem Becken voll Wasser, in dem Handtücher schwammen. Ein anderer brachte auf einem Tablett eine Scheibe kalten Rindfleischs.
    Hannah nahm ein Handtuch aus dem Becken und wand es aus. »Sprechen darf man ja wohl.«
    Ihrer beider Stimmen hoben sich, aber Hannah konnte einfach nicht an sich halten. »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Er ist gefährlich.«
    Sie klatschte ihm das Handtuch um den Kopf. »Wenn ich mir die Gerüchte so anhöre, bist du das auch.«
    Er packte sie am Handgelenk.
    Sie schaute auf ihn hinab.
    Unter den Kratzern und Abschürfungen trug er wieder seine kalte, zornige Miene zur Schau, und sein finsterer Blick enthielt eine deutliche Warnung. »Lassen wir die Gerüchte. Aber glaub mir. Ich bin gefährlich!«
    Schon wieder drohte er ihr – und das bei hellem Tageslicht – und nachdem sie so freundlich gewesen war, seine Verletzungen zu versorgen. Wäre er nicht schon verwundet gewesen, hätte sie ihn liebend gern verprügelt. Sie machte sich los und schaute zu den Bediensteten hinüber. Mrs. Trenchards versteinerte Miene bedeutete ihr, dass die Haushälterin den Streit zumindest teilweise mitbekommen hatte. Und die Lakaien hatten die Ohren gespitzt.
    Aber spielte das eine Rolle? Die ganze Situation war unhaltbar, und eine Miss Setterington würde keinem Mann gestatten, sie einzuschüchtern. Erst recht nicht ihrem eigenen Ehemann. »Unsinn! Solch einen Unsinn muss ich mir nicht anhören.«
    »Und was wirst du dagegen tun?«
    Sie nahm das Fleisch, legte es ihm sorgfältig aufs Auge, trat zurück und betrachtete ihr Werk. »Du siehst unglaublich albern aus.« Dann ging sie zum Tisch zurück, nahm die Tasse mit der inzwischen lauwarmen Schokolade und sagte freundlich, aber bestimmt: »Ich nehme den nächsten Zug zurück nach London.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, packte er sie am Rock. »Mrs. Trenchard, fragen Sie Tante Spring, ob sie mir hier helfen würde.«
    Die Haushälterin knickste und

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