Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
für die beiden gewesen wäre, wenn er seinen Eltern getrotzt und eine Miss Tomlinson geheiratet hätte. Was die Frage betraf, ob er von Carolas Schwangerschaft gewusst hatte … das würde wohl ein Rätsel bleiben, wie Hannah befürchtete, zumindest bis sie mit ihren Großeltern gesprochen hatte.
    Ihre Großeltern. Vielleicht waren sie grausam. Oder auch freundlich. Möglicherweise hatten sie für das schreckliche Schicksal, das sie ihrem Enkelkind aufgezwungen hatten, keine Vergebung verdient. Und Hannah würde ihnen auch nicht vergeben
können.
Sie würde es herausfinden müssen. Sie musste sie sehen, also die Angelegenheit selber in die Hand nehmen.
    Nächste Woche hatte sie einen halben Tag zur eigenen Verfügung. Von unbändiger Entschlossenheit erfüllt, fragte sie: »Wo leben die Burroughs?«

Kapitel 15
    Auf diese Weise erhielt Hannah die Information, um derentwegen sie nach Lancashire gekommen war. Tante Spring hatte sie ihr bereitwillig gegeben ohne die leiseste Ahnung, was das für Hannah bedeutete oder wie verärgert Dougald sein würde. Darüber hinaus war Hannah sicher, dass Tante Spring ihr den Wohnort der Burroughs auch mitgeteilt hätte, wäre sie über die Lage im Bilde gewesen.
    Warum also fühlte sich Hannah so schuldig?
    Vermutlich, weil sie Tante Spring und den anderen die Wahrheit verschwiegen hatte. Es waren so liebenswerte Damen, die Hannah all ihre Geheimnisse anvertrauten, sie in den Arm nahmen und ihr die Arbeit zum Vergnügen machten. Ihre Schutzbefohlenen waren ihr ans Herz gewachsen, und die Arbeiten am Wandteppich gingen gut voran, so dass Dougald mit seiner schrecklichen Überheblichkeit der einzige Wermutstropfen im Becher der Freude war. Ohne ihn wäre Hannah vollends glücklich gewesen.
Vollends
glücklich.
    Wie zum Beweis summte sie vor sich hin, während sie mit hoch erhobener Kerze in den Gang zu ihrer Schlafkammer einbog. Die Dunkelheit kümmerte sie nicht, auch nicht die grässlichen, schäbigen Tapeten oder die Schatten, die sich im Licht der Kerze wabernd dehnten oder die rätselhaften, verschlossenen Türen in ihren tiefen Türstöcken und die absolut deprimierende Einsamkeit erst recht nicht.
    Mrs. Trenchard hatte die Wahrheit gesagt. Außer Dougald und Hannah wohnte niemand im Westflügel. Die Lebhaftigkeit, Kameradschaft und Helligkeit, die drüben im Flügel der Tanten herrschten, fehlten hier völlig. Tagsüber kamen die Dienstboten, um sauber zu machen und das Holz zu wachsen; sie wechselten das Wasser im Waschgeschirr und nahmen die Schmutzwäsche mit. Aber des Nachts hallte auf den glatten Böden jeder Schritt wider, und Hannah erwischte sich dabei, wie sie über Dougald fantasierte und sich ausmalte, was sie ihm sagen würde – falls sie ihn hier jemals zu Gesicht bekam.
    Gegenüber der Doppeltür zur Suite des Hausherrn blieb sie stehen. Vielleicht war er ja drin, und sie könnte ihm ordentlich Bescheid sagen. Dass sein ausweichendes Benehmen sie nicht zermürbte. Dass sie glücklich damit war, Tante Springs Gesellschafterin zu sein und nichts anderes. Dass es ihr egal war, ob sie je Wieder als Mann und Frau zusammenlebten und dass sie kaum je daran dachte, was wohl geschehen könnte, wenn sie beide gemeinsam in einem Bett lägen. Oh, und dass … sie Queen Victoria nach Raeburn Castle eingeladen hatte.
    Hannah kicherte leise vor sich hin. Dougald hatte alles in seiner Macht Stehende getan, ihr zu beweisen, dass sie ihn nicht interessierte. Aber diese Einladung interessierte ihn, darauf wettete sie.
    Sie trat einen Schritt auf die Doppeltür zu. Eine mutige Frau hätte jetzt angeklopft und mit ihrem Arbeitgeber gesprochen. Es war töricht, sich nicht zu trauen. Mehr als das: Es war feige und zeigte nur, dass seine nervenzerfetzende Taktik
sehr wohl
aufging – was auch immer Hannah sich einredete.
    Mit geballter Faust schlug sie gegen die Tür. Das dicke Holz dämpfte zwar vielleicht den Schall, aber im leeren Korridor hallte er lautstark wider. Unsicher schaute sie sich um. Der Gang lag immer noch verlassen da. Also klopfte sie nochmals an.
    Nichts. Er antwortete nicht. Unter der Tür fiel auch kein Lichtschein durch. Vermutlich war er gar nicht da.
    Weshalb legte ihre Hand sich dann um den Türknauf? Das Metall fühlte sich kalt an. Hannah hielt inne und fragte sich, ob sie noch bei Verstand war. Dann drehte sie den Knauf. Der Riegel klickte auf.
    Hannah stand zögernd auf der Schwelle und spähte in die totale Finsternis. Wenn sie jetzt weiterging, drang sie

Weitere Kostenlose Bücher