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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Vermögen ihrer Großeltern zeigte.
    »Ich habe mit Mr. Burroughs gesprochen. Er ist ein zäher, alter Knochen, ein ehemaliger Offizier, der sich keine Illusionen macht und sich bestimmt nicht für Erbschleicher erwärmen kann. Selbst
mich
unterzog er einem förmlichen Verhör, was meine Herkunft und meine Vergangenheit betrifft. Kannst du dir vorstellen, was er erst mit einer Miss Hannah Setterington anstellt? Einer Frau, die nicht einmal den Nachnamen ihrer eigenen Mutter trägt?«
    Sie war so weit gekommen, hatte so vieles in Erfahrung bringen können, und nun diese Barriere! »Ich habe keine Beweise dafür, dass er mein Vater ist«, sagte sie benommen. »Wenn das, was du sagst, zutrifft, dann werde ich sie nie davon überzeugen können, dass ich ihre Enkelin bin.«
    »Vielleicht entdecken sie ja eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrem Sohn. Vielleicht …« Dougald rieb sich gespielt nachdenklich das Kinn. »Oder es existieren ja auch Beweise.«
    Hannah holte tief Luft: »Was für Beweise?«
    Dougald gab das Schauspielern auf. »Ein Bündel Briefe, die dein Vater deiner Mutter geschrieben hat. Deine Mutter hat sie bei mir hinterlegt. Das sind Belege, wie die Burroughs sie suchen.«
    »Briefe? Von meinem Vater?« Hannah konnte ihre Freude kaum verhehlen. Etwas, das ihren Vater bezeugte. Worte, mit eigener Hand geschrieben. Briefe, die sie würde lesen können. Doch dann begriff sie, dass diese Briefe Dougald nichts bedeuteten. Dass sie für ihn nichts als ein Druckmittel waren. »Gib sie mir!«, bettelte sie ungestüm.
    »Nein.«
    »Du Schuft!«
    »Solche Schmeicheleien helfen dir auch nicht weiter.«
    Sein schwarzes Haar gab die Stirn frei, was seinen Zügen eine kalte Eleganz verlieh. Das fahle Licht der einen Kerze flackerte über sein Gesicht, ließ Wangenknochen und Kinnpartie wie ein Relief erscheinen. Nicht einmal die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. Die großen Augen
betrachteten
Hannah nicht, sie sezierten. Nichts, was sie tat, keine Nuance im Ton, in ihrer Haltung, blieb unbemerkt. Sein schwarzer Anzug verschmolz mit der Nacht, die ihn umgab. Doch Hannah sah und witterte jeden Muskel seines Körpers. Die kraftvollen Schultern, die mächtige Brust, die schmalen Hüften und die kräftigen Beine. ja, er hatte an Gewicht verloren, aber er würde sie immer noch mit Leichtigkeit überwältigen. In diesem Licht, an diesem Ort erschien er ihr wie der Racheengel aus ihren Albträumen niemals wie der Geliebte ihrer Fantasie.
    »Was muss ich tun, damit ich die Briefe bekomme?«, fragte sie.
    »Das weißt du.«
    Meinte er etwa …? Selbstverständlich. Falls er vorgehabt hatte, sie zu verunsichern, dann war ihm das bestens geglückt. Er hatte solch schreckliche Dinge zu ihr gesagt. Schmerzliche Dinge, ohne jede Spur von Freundlichkeit und Zuneigung. Und dennoch schlug ihr Herz im Rhythmus jener unvergesslichen Begierde. Hier, in diesem dunklen, rauchigen Raum, unter seinem unverwandten Blick, verspürte sie wieder den so heftig unterdrückten Rausch der Erregung, der Faszination, des Neuen. Ihr Atem ging zu schnell – ob er es bemerkte? Züchtig presste sie unter den Röcken die Knie zusammen und wusste nicht, ob sie damit den Druck und die Feuchte vertreiben wollte oder sich das Gefühl bewahren, das allein die Vorstellung seines Körpers ihr bescherte. Sie wünschte – oh, wie sie es wünschte! –, wieder wie damals, an jenem ersten Tag im Zug, an die Zukunft glauben zu können.
    Die Dunkelheit hing gleichsam zärtlich an ihm, und Hannah wollte sich in diese Dunkelheit begeben. »Warum hast du keine Kerze dabei?«, fragte sie.
    »Ich beobachte dich gern, wenn du draußen auf dem Gang vorbeigehst.«
    Entsetzt starrte sie ihn an. Hatte er unter der Tür gestanden, wenn sie zu ihrer Kammer gegangen war? War es so dunkel gewesen und sie so in Gedanken versunken, dass sie ihn nie bemerkt hatte? Hatte er sie dabei belauscht, wenn sie sang oder …
    »Du sprichst mit dir selbst«, bemerkte Dougald jetzt.
    Das konnte sie nicht leugnen. Sie sprach mit sich selbst, wenn sie nervös war oder einsam. Und wenn sie diesen Gang entlanglief, war sie häufig beides. Verzweifelt versuchte sie, sich daran zu erinnern, wie oft sie etwas gesagt hatte. Und was.
    Seine Zähne leuchteten weiß im trüben Licht. »Eine gefährliche Angewohnheit, die leicht zum Wahnsinn führt … oder bist du vielleicht schon verrückt? Ich kann es mir nicht mehr richtig erklären.«
    Warum beobachtete er sie? Träumte er davon zu tun,

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