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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Wunsch, Michael Bayning zu helfen, hatte sie es versäumt, Rücksicht auf Harrys Gefühle zu nehmen, und sie wollte es wiedergutmachen.
    Die Situation erinnerte sie an einen Satz, den ihre Mutter oft über die Ehe gesagt hatte: »Erinnere dich nie an seine Fehler, aber erinnere dich immer an deine eigenen.«
    Nachdem sie ein duftendes Bad genommen hatte, schlüpfte sie in einen hellblauen Morgenrock und kämmte ihr Haar, das sie offen ließ, so wie Harry es mochte.
    Harry betrat das Apartment, als die Uhr sieben schlug. Er sah dem Harry, den sie vom Beginn ihrer Ehe in Erinnerung hatte, sehr ähnlich, sein Gesicht war grimmig und müde, sein Blick frostig.
    »Hallo«, murmelte sie und ging zu ihm, um ihn zu küssen. Harry hielt still, wies sie nicht zurück, aber er war auch nicht herzlich oder ermunternd. »Ich werde das Abendessen kommen lassen«, sagte sie. »Und dann können wir …«
    »Für mich nichts, danke. Ich habe keinen Hunger.«
    Bestürzt über seinen kategorischen Ton musterte sie ihn sorgenvoll. »Ist heute etwas passiert? Du siehst sehr mitgenommen aus.«
    Harry zog seinen Mantel aus und legte ihn über einen Stuhl. »Ich komme gerade von einer Besprechung im Kriegsministerium zurück. Ich habe Sir Gerald und Mr Kinloch mitgeteilt, dass ich mich gegen die Arbeit an einer neuen Waffe entschieden habe. Sie betrachten meinen Rücktritt als nichts Geringeres als Landesverrat. Kinloch drohte mir sogar an, mich so lange in einem Raum einzusperren, bis ich eine Reihe von Zeichnungen zu Wege gebracht hätte.«
    »Tut mir leid.« Poppy machte ein verständnisvolles Gesicht. »Das muss schrecklich gewesen sein. Bist du … bist du enttäuscht, dass du nicht für sie arbeiten wirst?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Wie ich den Männern heute gesagt habe, gibt es weit Besseres, was ich für meine Landsleute tun könnte. Eine neue Agrartechnik entwickeln, zum Beispiel. Einem Mann Essen in den Bauch zu schaufeln ist doch viel sinnvoller als die Erfindung einer effizienteren Methode, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
    Poppy lächelte. »Das hast du gut gemacht, Harry.«
    Aber er erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern starrte sie nur kühl und abwägend an. Er neigte leicht den Kopf. »Wo warst du heute?«
    Poppys Freude löste sich in nichts auf, als sie verstand.
    Er misstraute ihr.
    Er glaubte, sie sei bei Michael gewesen.
    Die Ungerechtigkeit dessen und die Kränkung, die mit seinem Misstrauen einherging, ließen ihre Gesichtszüge erstarren. Und mit schriller Stimme antwortete sie: »Ich war unterwegs, ein paar Besorgungen machen.«
    »Welche Art von Besorgungen?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    Harrys Gesicht war kühl und unerbittlich. »Ich fürchte, ich lasse dir keine Wahl. Du erzählst mir jetzt, wo du warst und wen du getroffen hast.«
    Poppy war rot vor Wut, sie wandte sich von ihm ab und ballte die Fäuste. »Ich muss nicht über jede Minute meines Tages Rechenschaft ablegen, nicht einmal dir.«
    »Heute schon.« Seine Augen verengten sich. »Sag es mir, Poppy.«
    Sie lachte ungläubig. »Damit du meine Aussage überprüfen und feststellen kannst, ob ich dich anlüge?«
    Sein Schweigen war Antwort genug.
    Gekränkt und wütend ging Poppy zu ihrer Handtasche, die auf einem kleinen Tisch stand, und wühlte darin herum. »Ich habe Leo besucht«, erklärte sie, ohne Harry anzusehen. »Er bürgt für mich, sowie der Fahrer. Und danach bin ich zur Bond Street gefahren, um etwas abzuholen, was ich für dich gekauft habe. Ich wollte eigentlich einen geeigneten Moment abwarten, aber der ist heute Abend ja anscheinend nicht möglich.«
    Sie holte einen kleinen samtenen Beutel hervor und widerstand der Versuchung, ihn nach Harry zu werfen. »Hier ist dein Beweis«, murmelte sie und drückte ihm den Beutel in die Hand. »Ich wusste, du würdest dir selbst nie eine kaufen.«
    Harry öffnete den Beutel langsam und ließ den Inhalt in seine Hand gleiten.
    Es war eine Taschenuhr aus Massivgold, ausnehmend schlicht bis auf die eingravierten Initialen JHR auf dem Deckel.
    Sein Mangel an Reaktion verblüffte Poppy. Harrys dunkles Haupt war nach vorn geneigt, so dass sie nicht einmal sein Gesicht sehen konnte. Seine Finger schlossen sich um die Uhr, und er stieß einen langen, tiefen Seufzer aus.
    Poppy fragte sich, ob sie das Richtige getan hatte und wandte sich ab. Sie ging zum Klingelzug. »Ich hoffe, sie gefällt dir«, meinte sie in ruhigem Ton. »Ich werde jetzt das Essen kommen lassen. Ich habe

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