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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Rutledge sprechen.«
    »Es tut mir leid, aber er ist nicht im Haus.«
    Ihr Mund verzog sich zu einer Grimasse angesichts dieser abgegriffenen Antwort. Maßlose Verachtung lag in ihrer Stimme, als sie nachfragte: »Meinen Sie ›nicht im Haus‹ in dem Sinne, dass er mich nicht empfangen möchte, oder in dem Sinne, dass er tatsächlich nicht da ist?«
    »So oder so«, lautete Jakes unerbittliche Antwort, »würden Sie ihn heute Abend nicht zu Gesicht bekommen. Aber die Wahrheit ist, dass er tatsächlich nicht da ist. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Ja. Richten Sie ihm aus, dass er zur Hölle fahren soll für das, was er Poppy Hathaway angetan hat. Und sagen Sie ihm auch, dass ich ihn umbringen werde, wenn er es wagt, sich ihr auch nur zu nähern.«
    Jake reagierte gelassen. Morddrohungen gegen Harry Rutledge waren ein mehr oder weniger alltägliches Ereignis. »Und Sie sind …?«
    »Überbringen Sie ihm diese Nachricht«, erwiderte sie brüsk. »Er wird wissen, von wem sie kommt.«
    Zwei Tage nach Michael Baynings Hotelbesuch kündigte sich der Bruder der Hathaway-Schwestern, Leo, Lord Ramsay, an. Wie andere Lebemänner hatte sich Leo während der Saison ein kleines komfortables Reihenhaus in Mayfair gemietet, um Ende Juni wieder auf sein Landgut zurückzukehren. Leo hätte sich genauso gut mit seiner Familie im Rutledge einquartieren können, doch er bevorzugte seine eigenen vier Wände.
    Niemand konnte leugnen, dass Leo ein gut aussehender Mann war, groß und breitschultrig, mit dunkelbraunem Haar und umwerfenden Augen. Anders als die Augen seiner Schwestern waren seine von einem hellen Blau, gletscherfarben mit dunklen Rändern. Schwermütig. Weltverdrossen. Er benahm sich wie ein Windhund, und diesen Ruf pflegte er. Er schien sich um nichts und niemanden zu scheren. Doch gab es Momente, in denen die Maske lange genug gelüftet war, um dahinter einen außerordentlich gefühlvollen Menschen zu zeigen. Und gerade in diesen seltenen Augenblicken fürchtete Catherine ihn am meisten.
    Während der Londoner Saison war Leo in der Regel zu beschäftigt, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen, wofür Catherine sehr dankbar war. Seit sie sich zum ersten Mal begegnet waren, empfand sie eine große innere Abneigung gegen ihn, und er gegen sie. Sie waren wie Feuerstein und Eisen, die, wenn sie sich aneinander rieben, Funken sprühenden Hasses erzeugten. Bisweilen wetteiferten sie, wer von ihnen die schlimmsten und gemeinsten Dinge sagen konnte. Gnadenlos prügelten sie mit Worten aufeinander ein und setzten alles daran, beim anderen eine verwundbare Stelle zu finden. Sie konnten es einfach nicht lassen. Der ständige Drang, den anderen in seine Schranken zu verweisen, war zu groß.
    Catherine öffnete die Tür zur Familiensuite, und ein Ruck ging durch ihren Körper, als sie Leos große, breitschultrige Gestalt vor sich sah. Er trug einen modischen dunklen Mantel mit großem Kragenaufschlag, weite Hosen ohne Bügelfalten und eine kühn gemusterte Weste mit silbernen Knöpfen.
    Er musterte sie mit frostigen Blicken, und ein süffisantes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Guten Tag, Marks.«
    Catherines Gesichtszüge waren wie versteinert, und in ihrer Stimme lag eine tiefe Verachtung. »Lord Ramsay. Es überrascht mich zu sehen, dass Sie sich von Ihren Vergnügungen lange genug losreißen konnten, um ihrer Schwester einen Besuch abzustatten.«
    Leo warf ihr einen belustigten Blick zu. »Womit habe ich mir denn so eine Begrüßung verdient? Wissen Sie, Marks, wenn Sie nur endlich einmal lernen würden, Ihre Zunge im Zaum zu halten, dann wären Ihre Chancen, einen Mann anzulocken, gleich um einiges höher.«
    Catherines Augen verengten sich. »Warum sollte ich einen Mann anlocken wollen? Mir ist noch nicht aufgegangen, wozu das gut sein sollte.«
    »Wie geht es meiner Schwester?«, wechselte er das Thema.
    »Sie ist untröstlich.«
    Leos Miene verdunkelte sich. »Lassen Sie mich rein, Marks. Ich muss sie sprechen.«
    Catherine trat widerwillig zur Seite.
    Leo betrat das Empfangszimmer und traf dort auf Poppy, die allein auf der Polsterbank saß und ein Buch las. Er sah sie prüfend an. Seine sonst so fröhliche und strahlende Schwester sah blass und müde aus. Sie wirkte ausgelaugt und durch den Kummer vorübergehend gealtert.
    Wut stieg in ihm auf. Es gab nur sehr wenige Menschen auf der Welt, die ihm etwas bedeuteten, und Poppy zählte dazu.
    Es war ungerecht, dass gerade diejenigen, die sich so nach Liebe sehnten,

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