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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Poppy. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Natürlich kannst du das. Dein Stolz verlangt es.«
    »Ich habe keinen Grund, stolz zu sein.«
    »Ich auch nicht«, sagte Leo. »Aber das hält mich nicht davon ab, oder?« Er blickte von Poppys unschlüssigem Gesicht zu Catherines unergründlicher Miene. »Sagen Sie ihr, dass ich Recht habe, verdammt!«, fluchte er. »Sie muss hingehen, oder nicht?«
    Catherine zögerte. So bitter es auch war, sie musste zugeben, dass Leo Recht hatte. Ein selbstbewusstes, fröhliches Auftreten Poppys auf dem Ball würde einiges dazu beitragen, das Gerede in London zum Schweigen zu bringen. Wenn es jedoch nach ihrem Gefühl ging, war es noch viel wichtiger, Poppy so bald wie möglich nach Hampshire in Sicherheit zu bringen. Denn solange sie hier in dieser Stadt weilte, war sie in greifbarer Nähe für Harry Rutledge.
    Andererseits … Harry nahm an diesen Ereignissen, wo verzweifelte Mütter darum kämpften, für ihre heiratsfähigen Töchter noch den letzten übrig gebliebenen Junggesellen abzugreifen, in der Regel gar nicht teil. Nein, Harry würde sich nicht dazu herablassen, auf dem Ball der Norburys zu erscheinen, insbesondere, da seine Anwesenheit die Veranstaltung in einen regelrechten Zirkus verwandeln würde.
    »Bitte überprüfen Sie Ihre Ausdrucksweise«, erwiderte Catherine. »Ja, Sie haben Recht. Aber es wird sehr schwer für Poppy werden. Und wenn sie auf dem Ball die Fassung verliert … wenn die Tränen sie übermannen … wird das dem Gerede nur noch mehr Munition liefern.«
    »Ich werde die Fassung nicht verlieren«, versicherte Poppy matt. »Mir ist, als hätte ich genug Tränen für ein ganzes Leben vergossen.«
    »Tapferes Mädchen«, sagte Leo sanft. Er blickte in Catherines besorgtes Gesicht und lächelte. »Es sieht so aus, als hätten wir uns tatsächlich einmal auf etwas geeinigt, Marks. Aber keine Sorge – es wird kein zweites Mal vorkommen, dessen bin ich mir sicher.«

Neuntes Kapitel
    Der Norbury-Ball fand in Belgravia statt, einem ruhigen und friedlichen Viertel im Herzen Londons. Überwältigt von der Hektik, dem Verkehrslärm und geschäftigen Treiben von Knightsbridge oder der Sloane Street, brauchte man nur den Belgrave Square zu überqueren und fand sich in einer Oase besänftigenden Dekorums wieder. Das Viertel war geprägt von gewaltigen Botschaftsgebäuden aus Marmor, prächtigen weiß getünchten Reihenhäusern, von majestätischen Villen mit hochgewachsenen livrierten und gepuderten Dienern und einem stattlichen Butler, von Kutschen, die gelangweilte junge Damen und ihre winzigen überfütterten Hunde spazieren fuhren.
    Die angrenzenden Londoner Stadtteile waren von geringem Interesse für jene vom Glück Begünstigten, die in Belgravia leben durften. Ihre Gespräche kreisten hauptsächlich um lokale Angelegenheiten: darum, wer in ein bestimmtes Haus eingezogen war, um anfallende Straßenreparaturen in der näheren Umgebung oder um Veranstaltungen, die in der Nachbarschaft stattgefunden hatten.
    Zu Poppys Bestürzung teilten Cam und Amelia Leos Einschätzung der Lage. Ein stolzer und unbekümmerter Auftritt ihrerseits war unbedingt notwendig, um das Gerede über Poppys Zurückweisung durch Michael Bayning einzudämmen. »Der Gadje hat in diesen Dingen ein gutes Gedächtnis«, hatte Cam höhnisch bemerkt. »Gott weiß, warum sie derart belanglosen Angelegenheiten eine solche Bedeutung beimessen. Aber genau so ist es.«
    »Es ist nur ein Abend«, hatte Amelia Poppy besorgt zugeredet. »Meinst du, du könntest das schaffen?«
    »Ja«, hatte Poppy matt geantwortet. »Wenn du dabei bist, werde ich es schaffen.«
    Als sie jedoch die Treppe zum Säulenvorbau der Villa hinaufstieg, wurde Poppy von einem Gefühl der Ohnmacht übermannt. Das Glas Wein, mit dem sie sich ein wenig Mut hatte antrinken wollen, lag ihr sauer im Magen, und ihr Korsett war viel zu eng geschnürt.
    Sie trug ein weißes Kleid. Ihre Taille zierte ein Gürtel aus Satinbändern, das Mieder war tief angesetzt und mit einem anderen, sehr feinen blauen Stoff versehen.
    Amelia hatte ihr die Locken mit Haarnadeln hochgesteckt und zum Abschluss ein schmales blaues Band hindurchgefädelt.
    Leo hatte sie wie versprochen im Hotel abgeholt, um die Familie zum Ball zu begleiten. Er hielt Poppy den Arm hin und führte sie die Treppen hinauf, während der Rest der Familie geschlossen folgte. Sie betraten das überheizte Haus voller Blumen, Musik und gigantischem Stimmengewirr. Alles war mit

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