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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Chance bestand, dass Bayning den Mut aufbringen könnte, mit dir davonzulaufen. Dieses Risiko konnte ich einfach nicht eingehen. Außerdem war ich mir sicher, dass du früher oder später merken würdest, dass die Sache mit Bayning nichts weiter als eine Schwärmerei war.«
    Poppy warf ihm einen Blick tiefster Verachtung zu. »Was weißt du schon von Liebe?«
    »Ich habe gesehen, wie sich Menschen verhalten, die sich lieben. Und das, was ich in der Sakristei miterlebt habe, hatte nichts damit zu tun. Hättet ihr euch wirklich gewollt, hätte keine Macht der Welt euch daran hindern können, gemeinsam diese Kirche zu verlassen.«
    »Das hättest du niemals zugelassen!«, rief sie wütend.
    »Wohl wahr. Aber ich hätte den Versuch mit Respekt gewürdigt.«
    »Keiner von uns gibt einen Deut auf deinen Respekt.«
    Die Tatsache, dass sie für sich und Michael gemeinsam sprach, ließ seine Miene hart und unerbittlich werden. »Welcher Art deine Gefühle für Michael auch sein mögen, du bist jetzt meine Frau. Und er wird verdammt nochmal irgendeine blaublütige Erbin heiraten, was er am besten von vornherein getan hätte. Nun bleibt lediglich zu entscheiden, wie wir beide weiterverfahren.«
    »Am liebsten wäre mir eine Ehe auf dem Papier.«
    »Ich möchte dir keinen Vorwurf machen«, sagte Harry ruhig. »Aber unsere Ehe ist ungültig, solange wir sie nicht vollzogen haben. Und wie du weißt, bin ich kein Mann für halbe Sachen.«
    Er würde also auf seinem Recht bestehen. Nichts würde ihn davon abbringen, zu bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Poppy spürte, wie ihr die Tränen hochstiegen und in Augen und Nase brannten. Aber sie wäre lieber gestorben, als vor ihm in Tränen auszubrechen. Voller Abscheu blickte sie ihn an, und ihr Herz schlug so wild, dass sie seinen Widerhall in ihren Schläfen und Handgelenken spüren konnte.
    »Ich bin überwältigt von deiner romantischen Erklärung. Wie dem auch sei, lass uns den Vertrag abschließen.« Sie machte sich daran, mit steifen, zittrigen Fingern die vergoldeten Knöpfe ihres Morgenmantels aufzuknöpfen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Ich bitte dich lediglich, dass es schnell geht.«
    Mit eleganter Leichtigkeit stand Harry vom Bett auf und kam zu ihr herüber. Er legte eine warme Hand auf ihre beiden, und ihre Finger beruhigten sich. »Poppy.« Er wartete, bis sie sich dazu überwinden konnte, ihn anzusehen. Seine Augen glänzten vor Belustigung. »Ich fühle mich wie ein widerwärtiger Vergewaltiger«, sagte er. »Es ist nur recht und billig, dir zu sagen, dass ich mich noch nie einer Frau aufgedrängt habe. Eine schlichte Zurückweisung dürfte reichen, um mich aufzuhalten.«
    Ihr Instinkt sagte ihr, dass das nicht ganz stimmte. Aber … vielleicht doch. Zum Teufel mit ihm, wie er mit ihr spielte, er war die Katze und sie die Maus.
    »Ist das wahr?«, fragte sie mit gekränkter Würde.
    Harry blickte sie unschuldig an. »Weis mich zurück, und wir werden sehen.«
    Die Tatsache, dass ein so abscheulicher Mensch so unwiderstehlich sein konnte, war der beste Beweis dafür, dass die Welt himmelschreiend ungerecht war, oder zumindest sehr schlecht organisiert. »Ich werde dich nicht zurückweisen«, sagte sie und schob seine Hand fort. »Ich werde dich nicht mit jungfräulichem Getue unterhalten.« Sie fuhr fort, ihren Morgenrock aufzuknöpfen. »Und ich möchte die Sache so bald wie möglich hinter mich bringen, damit ich nichts mehr zu fürchten habe.«
    Dienstwillig streifte Harry seinen Mantel ab und warf ihn über einen Stuhl. Poppy ließ ihren Morgenmantel auf den Boden fallen und schlüpfte aus ihren Pantoffeln. Die kühle Luft schlich sich unter den Saum ihres dünnen Nachtgewands aus Batist und wehte eisig um ihre Knöchel. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, so groß waren ihre Ängste und Sorgen. Die Zukunft, der sie so hoffnungsvoll entgegengesehen hatte, gab es nicht mehr, und vor ihren Augen entstand eine völlig andere, eine Zukunft mit endlosen Schwierigkeiten. Harry würde sie auf eine Weise kennenlernen, wie sie noch niemand kannte oder je kennen würde. Doch es wäre nicht wie in den Ehen ihrer Schwestern … sie würde ihr Leben lang eine Beziehung führen, die auf alles Erdenkliche, nur nicht auf Liebe und Vertrauen gebaut war.
    Die Erläuterungen über eheliche Intimität, die Win ihr gegeben hatte, handelten von Blumen und Mondschein und nur am Rande vom körperlichen Akt. Win hatte ihr den Rat gegeben, ihrem Ehemann zu

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