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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Zuckerguss überzogen.
    Wie es Brauch war, wurde zuerst der Braut serviert, und Harry konnte nur ahnen, welche Anstrengung es ihr abverlangte zu essen und zu lächeln. Wenn es jemandem auffiel, dass die Braut etwas gedämpft wirkte, würde er annehmen, das Ereignis sei einfach so überwältigend für sie, oder dass sie vielleicht, wie alle Bräute, aufgeregt der Hochzeitsnacht entgegenfieberte.
    Poppys Familie beobachtete sie mit Sorge, besonders Amelia, die zu spüren schien, dass etwas nicht stimmte. Harry war von den Hathaways fasziniert, diesem rätselhaften Band, das sie zusammenhielt, als teilten sie alle ein gemeinsames Geheimnis. Man konnte das stillschweigende Verständnis, das zwischen ihnen herrschte, förmlich spüren.
    Harry verfügte zwar über eine sehr gute Menschenkenntnis, doch hatte er keine Ahnung, was es bedeutete, Teil einer Familie zu sein.
    Nachdem Harrys Mutter mit einem ihrer Liebhaber davongelaufen war, hatte sein Vater versucht, alles zu beseitigen, was auch nur im Entferntesten an sie erinnerte. So hatte er sich auch alle Mühe gegeben zu vergessen, dass er überhaupt einen Sohn hatte, indem er ihn dem Hotelpersonal und einer ganzen Reihe von Hauslehrern überließ.
    Harry hatte kaum Erinnerungen an seine Mutter, nur, dass sie sehr schön gewesen war und goldenes Haar hatte. Ihm war, als wäre sie ständig unterwegs gewesen, immer fort von ihm, für ihn unerreichbar. Er erinnerte sich, dass er einmal nach ihr geweint hatte, sich an ihrem samtenen Rockzipfel festklammerte, und dass sie, amüsiert über seine Hartnäckigkeit, versucht hatte ihn loszuwerden.
    Die Folge war, dass Harry seine Mahlzeiten gemeinsam mit den Angestellten in der Hotelküche einnahm. Wenn er krank war, wurde er von einem der Dienstmädchen versorgt. Familien kamen und gingen, und Harry lernte, sie mit der gleichen Distanz zu betrachten wie das Personal. Tief in seinem Innern hegte Harry den Verdacht, dass der wahre Grund, warum seine Mutter ihn verlassen hatte und sein Vater nichts mit ihm zu tun haben wollte, darin lag, dass er nicht liebenswert war. Und darum hegte er auch nicht den Wunsch, Teil einer Familie zu sein. Sollte Poppy ihm einmal Kinder gebären, so hatte er nicht vor, jemanden so nahe an sich heranzulassen, dass eine echte Bindung entstehen konnte. Er würde nicht zulassen, dass man ihn auf diese Weise in Ketten legte. Und doch empfand er bisweilen einen gewissen Neid gegenüber jenen, die dazu imstande waren, wie etwa die Hathaways.
    Das Frühstück nahm seinen Lauf, endlose Reden wurden gehalten. Als Harry sah, wie Poppys Schultern immer weiter herabsanken, schloss er daraus, dass sie genug hatte. Er erhob sich und hielt eine kurze, freundliche Rede, in der er vor allem den Gästen dankte, ihnen an einem so bedeutenden Tag die Ehre gemacht zu haben.
    Das war das Zeichen für die Braut, sich gemeinsam mit den Brautjungfern zurückzuziehen. Bald würde sich die Hochzeitsgesellschaft zerstreuen, um für den Rest des Tages einem vielfältigen Unterhaltungsprogramm beizuwohnen. Poppy blieb in der Tür stehen. Als könnte sie Harrys Blick auf sich spüren, wandte sie sich nach ihm um.
    Ihre Augen funkelten ihn warnend an. Er spürte, wie es ihn unmittelbar erregte. Poppy war keine selbstgefällige Braut, und das hatte er auch nicht erwartet. Sie würde eine Entschädigung verlangen für das, was er ihr angetan hatte, und er würde nachsichtig sein … bis zu einem gewissen Punkt. Er fragte sich, wie sie wohl reagierte, wenn er an diesem Abend zu ihr kam.
    Harry riss den Blick von seiner Braut los, als Poppys Schwager Kev Merripen auf ihn zukam, ein hochgewachsener Mann mit schwarzem Haar, dem es trotz seiner Größe und eindrucksvollen Erscheinung gelang, relativ unauffällig zu sein. Merripen gehörte einem Zigeunerstamm der Roma an, und sein derbes Äußeres verbarg einen Charakter von geheimnisvoller Intensität.
    »Merripen«, begrüßte Harry ihn freundlich. »Hat Ihnen das Frühstück gemundet?«
    Merripen stand nicht der Sinn nach beiläufiger Konversation. Er starrte Harry mit bedrohlicher Miene an. »Irgendetwas stimmt nicht«, sagte er. »Sollten Sie Poppy etwas angetan haben, werden wir Sie finden und Ihnen den Hals …«
    »Merripen!«, ertönte es fröhlich, als plötzlich Leo neben ihnen auftauchte. Harry entging die Geste, mit der Leo seinem Schwager einen warnenden Stoß in die Rippen versetzte, nicht. »Sei charmant und unkompliziert wie immer. Du solltest dem Bräutigam gratulieren,

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