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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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spielt und verprasst sein Geld. Und der Teufel weiß, wie viele Geschlechtskrankheiten er in Londons zahlreichen Bordellen bereits aufgeschnappt hat. Es dürfte dich trösten, dass der Viscount seine Entscheidung, die Verbindung zwischen dir und seinem Sohn zu verbieten, inzwischen vermutlich bereut. Bei diesem Lebenswandel wird Bayning nicht einmal lange genug leben, um seinen Titel zu erben.«
    »Du lügst.«
    »Frag deinen Bruder. Du solltest mir dankbar sein. Denn so sehr du mich auch verachtest, ich bin immer noch eine bessere Partie als Michael Bayning.«
    »Ich soll dir dankbar sein ?«, fragte Poppy mit belegter Stimme. »Nach allem, was du Michael angetan hast?« Ein benommenes Lächeln huschte über ihr Gesicht, und sie schüttelte den Kopf. Sie fasste sich mit den Händen an die Schläfen, als wollte sie einen drohenden Kopfschmerz abwehren. »Ich muss ihn sehen. Ich muss mit ihm sprechen …« Sie verstummte, als Harry sie mit beiden Händen so unwirsch bei den Armen packte, dass es beinahe wehtat.
    »Versuch es nur«, meinte Harry mit einer brutalen Sanftheit in der Stimme, »und ihr werdet es beide bereuen.«
    Poppy stieß ihn fort und starrte in seine harten Züge. Das ist der Mann, mit dem ich verheiratet bin , dachte sie.
    Harry konnte die Gegenwart seiner Frau keine Minute länger ertragen und machte sich auf den Weg zum Fechtclub. Er würde jemanden finden, irgendjemanden, der Lust hatte zu trainieren, und er würde so lange kämpfen, bis seine Muskeln schmerzten und seine Frustration sich gelegt hatte. Er war krank vor Verlangen, ja, es machte ihn wahnsinnig. Aber er wollte nicht, dass Poppy sich ihm aus reinem Pflichtgefühl hingab. Er wollte, dass sie ihn auch wollte. Er wünschte sich die Wärme und Herzlichkeit, die Michael Bayning zuteilgeworden wären. Und er wollte verdammt sein, sollte er sich mit weniger begnügen.
    Bislang hatte es keine Frau in Harrys Leben gegeben, die er gewollt und nicht bekommen hätte. Warum versagten seine Künste ausgerechnet, wenn es darum ging, seine eigene Frau zu verführen? Es stellte sich heraus, dass seine Fähigkeit, ihr zu schmeicheln, in dem Maße abnahm, wie sein Verlangen wuchs.
    Der eine flüchtige Kuss, den sie ihm gegeben hatte, war ergötzlicher gewesen als ganze Nächte, die er mit anderen Frauen verbracht hatte. Er könnte versuchen, seine Bedürfnisse in fremden Armen zu stillen, aber das würde ihn nicht annähernd befriedigen. Er verlangte nach etwas, dass ihm offenbar nur Poppy geben konnte.
    Harry verbrachte zwei Stunden im Club, kämpfte mit verzweifelter Geschwindigkeit, bis der Fechtlehrer seinem Training ein jähes Ende setzte. »Rutledge, es reicht.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte Harry und riss sich die Maske vom Gesicht. Seine Brust hob und senkte sich im Rhythmus der heftigen Atmung.
    »Ich beschließe, dass Sie fertig sind.« Der Fechtlehrer kam auf ihn zu. »Sie setzen auf rohe Gewalt, anstatt Ihren Geist zu benutzen. Die Fechtkunst erfordert Präzision und Kontrolle, und heute Abend haben Sie weder das eine noch das andere.«
    Harry war gekränkt, ließ sich aber nichts anmerken und sagte mit ruhiger Stimme: »Geben Sie mir noch eine Chance. Ich werde Ihnen das Gegenteil beweisen.«
    Der Fechtlehrer schüttelte den Kopf. »Wenn ich Sie weiterkämpfen lasse, werden Sie sich am Ende noch verletzen. Gehen Sie nach Hause, mein Freund. Erholen Sie sich. Sie sehen müde aus.«
    Es war schon spät, als Harry ins Hotel zurückkehrte. Noch in Fechtkleidung betrat er den Hintereingang des Hotels. Doch bevor er die Treppe zu seinem Apartment erklimmen konnte, wurde er von Jake Valentine empfangen.
    »Guten Abend, Mr Rutledge. Wie war Ihr Training?«
    »Nicht der Rede wert«, antwortete Harry kurz angebunden. Seine Augen verengten sich, als er die Angespanntheit seines Assistenten bemerkte. »Ist etwas, Valentine?«
    »Ich fürchte, wir haben ein Wartungsproblem.«
    »Worum geht es?«
    »Der Tischler hat einen Teil des Fußbodens repariert, der sich zufällig genau über Mrs Rutledges Schlafzimmer befindet. Wissen Sie, der Gast, der zuletzt in dem Raum untergebracht war, hatte sich über eine knarrende Diele beschwert, also habe ich …«
    »Ist meine Frau wohlauf?«, fiel Harry ihm ins Wort.
    »Aber natürlich, Sir. Bitte entschuldigen Sie, ich wollte Sie unter keinen Umständen beunruhigen. Mrs Rutledge geht es blendend. Nur hat der Tischler, als er einen Nagel in den Boden schlug, unglücklicherweise eine Wasserleitung getroffen.

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