Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight
Das Wasser sickerte durch die Decke in Mrs Rutledges Zimmer. Wir mussten die Zimmerdecke teilweise freilegen, um die Leitung zu reparieren. Ich fürchte, das Bett und der Teppich sind ruiniert. Der Raum ist vorübergehend leider nicht bewohnbar.«
»Verdammt!«, murmelte Harry und fuhr sich mit der Hand durch das vom Schweiß feuchte Haar. »Wie lange wird die Reparatur dauern?«
»Wir rechnen mit zwei bis drei Tagen. Der Lärm wird für manche Gäste ohne Zweifel ein Problem sein.«
»Entschuldigen Sie sich im Namen des Hotels bei den betroffenen Gästen und kürzen Sie die Raummiete.«
»Jawohl, Sir.«
Verärgert dachte er darüber nach, dass Poppy in seinem Zimmer würde schlafen müssen. Und das bedeutete, dass er sich einen anderen Schlafplatz suchen musste. »Ich werde mich in einer Gästesuite einquartieren«, sagte er. »Welche Räumlichkeiten stehen zur Verfügung?«
Valentine sah ihn ausdruckslos an. »Ich fürchte, wir sind heute Nacht vollständig belegt, Sir.«
»Gibt es nicht ein einziges freies Zimmer? In diesem ganzen Hotel?«
»Nein, Sir.«
Harry blickte finster drein. »Dann stellen Sie eben ein Gästebett in meinem Apartment auf.«
Nun machte der Kammerdiener ein entschuldigendes Gesicht. »Daran habe ich auch schon gedacht, Sir. Leider haben wir aber auch keine freien Gästebetten. Drei sind bereits im Gebrauch, und die anderen beiden haben wir Anfang der Woche an das Brown Hotel verliehen.«
»Warum denn das?«, fragte Harry ungläubig.
»Sie haben mir gesagt, wenn Mr Brown jemals um einen Gefallen bitten würde, sollte ich ihm entsprechen.«
»Ich erweise zu vielen Leuten zu viele Gefallen!«, wetterte Harry.
»Jawohl, Sir.«
Harry erwog schnell die möglichen Alternativen … Er könnte sich in einem anderen Hotel einlogieren oder einen Freund überreden, ihn für eine Nacht bei sich aufzunehmen … doch als er in Valentines unerbittliches Gesicht blickte, wusste er, welchen Eindruck das machen würde. Und er würde sich lieber aufhängen, als irgendjemandem Grund zur Spekulation zu geben, dass er nicht mit seiner Frau schlief. Leise fluchend stürmte er an Valentine vorbei die Treppe hinauf, unter schmerzhaftem Protest seiner überanstrengten Beinmuskeln.
Im Apartment war es verdächtig still. War Poppy bereits schlafen gegangen? Nein … in seinem Zimmer brannte noch Licht. Sein Herz begann heftig zu schlagen, als er dem sanften Schein der Lampe folgte. Als er die Tür zu seinem Schlafzimmer erreichte, spähte er vorsichtig hinein.
Poppy saß in seinem Bett, ein Buch lag aufgeschlagen in ihrem Schoß.
Harry ließ den Anblick auf sich wirken, ihr betont zurückhaltendes weißes Nachthemd, die Rüschen an den Ärmeln, den langen glänzenden Haarzopf, der ihr über die Schulter hing. Ihre Wangen waren gerötet. Sie sah so sanft und lieblich und rein aus, wie sie da mit angezogenen Knien unter seiner Decke saß.
Heftiges Verlangen stieg in ihm auf. Harry hatte Angst, sich zu bewegen, Angst, er könnte sich jeden Augenblick auf sie stürzen, ohne auch nur einen Gedanken an ihre jungfräulichen Empfindlichkeiten zu verlieren. Erschrocken über das Ausmaß seiner Begierde, versuchte er dagegen anzukämpfen. Er riss den Blick von ihr los und starrte hinunter auf den Boden, zwang sich zur Beherrschung.
»Mein Schlafzimmer ist beschädigt worden«, hörte er Poppy sagen. »Die Decke …«
»Man hat mir davon berichtet.« Seine Stimme klang tief und heiser.
»Tut mir wirklich leid, dass ich dir Unannehmlichkeiten bereite …«
»Es ist nicht deine Schuld.« Harry zwang sich, sie wieder anzusehen. Das war ein Fehler. Sie war so schön, so verletzlich. Jetzt wurde ihre zarte Kehle durch ein sichtbares Schlucken erschüttert. Er wollte über sie herfallen. Seine Glieder fühlten sich dumpf an, seine Körpermitte war heiß vor Erregung, und ein heftiges Pochen erfüllte jeden Winkel seines Körpers.
»Gibt es noch einen anderen Schlafplatz für dich?«, fragte sie verlegen.
Harry schüttelte den Kopf. »Das Hotel ist bis auf das letzte Bett ausgebucht«, erwiderte er schroff.
Sie blickte auf das Buch in ihrem Schoß hinunter und schwieg.
Harry, dem eine makellose Aussprache immer wichtig gewesen war, rang unterdessen nach Worten. »Poppy … früher oder später … wirst du … mich gewähren lassen …«
»Ich verstehe«, murmelte sie mit gesenktem Haupt.
Harrys gesunder Verstand wurde von einer Hitzewelle fortgespült. Er würde sie nehmen, hier und jetzt. Doch als er gerade
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