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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Tee zu servieren.
    Poppy rührte einen Löffel Zucker in den dunklen Sud und starrte Harry nachdenklich an. »Welchen Dienstgrad hat Sir Gerald?«
    »Stellvertretender Generaladjutant.«
    »Welche Dienstbereiche?«
    »Finanzverwaltung, Personalarbeit, Feldjäger. Er drängt auf Reformen, um die Armee zu stärken. Dringend nötige Reformen angesichts der Spannungen, die zwischen der Türkei und Russland herrschen.«
    »Sollte ein Krieg ausbrechen, wird England daran beteiligt sein?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit. Aber es ist immer noch möglich, dass der Streit auf diplomatischem Wege beigelegt wird, bevor es zum Krieg kommt.«
    »Möglich, aber nicht wahrscheinlich?«
    Harry lächelte zynisch. »Der Krieg ist immer profitabler als die Diplomatie.«
    Poppy nippte an ihrem Tee. »Mein Schwager Cam hat mir erzählt, dass du die Konstruktion des britischen Armeegewehrs verbessert hast. Und dass das Kriegsministerium dir nun zu Dank verpflichtet sei.«
    Harry schüttelte den Kopf, wie um auszudrücken, dass es nicht der Rede wert gewesen sei. »Ich habe ein paar Ideen herausgekramt, als das Thema bei einem Abendessen aufkam.«
    »Diese Ideen haben sich offenbar als äußerst brauchbar erwiesen«, sagte Poppy. »Wie die meisten deiner Einfälle.«
    Harry drehte müßig ein Glas Portwein in den Händen. Dann sah er zu ihr auf. »Möchtest du mich etwas fragen, Poppy?«
    »Ich weiß nicht. Ja. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sir Gerald mit dir über Waffen sprechen will?«
    »Zweifellos. Er kommt in Begleitung von Mr Edward Kinloch, dem Besitzer einer Waffenfabrik.« Als er ihr finsteres Gesicht bemerkte, warf er ihr einen fragenden Blick zu. »Hast du denn etwas dagegen?«
    »Ich finde, ein kluger Kopf wie deiner sollte auf andere Dinge angewandt werden als auf die Entwicklung effizienterer Tötungsmethoden.«
    Bevor Harry antworten konnte, hörten sie es an der Tür klopfen. Die Gäste kündigten sich an.
    Harry erhob sich und half Poppy von ihrem Stuhl auf, um gemeinsam mit ihr die Gäste willkommen zu heißen.
    Sir Gerald war ein stämmiger, hochgewachsener Mann, dessen tiefrotes Gesicht von einem dichten weißen Schnurrbart eingerüstet war. Er trug einen silbergrauen Militärmantel, der mit zahlreichen Regimentsorden besetzt war. Der Geruch nach Tabakrauch und reichlich Rasierwasser wehte bei jeder Bewegung zu ihnen herüber.
    »Mrs Rutledge, es ist mir eine Ehre«, sagte er mit einer Verbeugung. »Ich sehe, die Berichte über ihre Schönheit sind keineswegs übertrieben.«
    Poppy zwang sich zu einem Lächeln. »Danke, Sir Gerald.«
    Harry, der neben ihr stand, stellte ihr den anderen Gast vor. »Mr Edward Kinloch.«
    Kinloch verbeugte sich ungeduldig. Harry Rutledges Frau zu treffen war eine sichtlich unerwünschte Ablenkung. Er wollte sofort zum bevorstehenden Geschäft übergehen. Alles an ihm, der schmal geschnittene dunkle Anzug, die unerbittliche Härte seines Lächelns, die zurückhaltenden Augen sowie das glatte Haar, das durch eine glänzende Schicht Pomade gebändigt war, zeugte von Selbstbeherrschung und unbeugsamer Strenge. »Gnädige Frau.«
    »Herzlich willkommen, meine Herren«, murmelte Poppy. »Dann werde ich die Herrschaften nun allein lassen, Sie haben sicher Wichtiges zu besprechen. Darf ich Ihnen eine kleine Erfrischung bringen?«
    »Aber ja, danke sehr …«, begann Sir Gerald, doch Kinloch fiel ihm ins Wort.
    »Das ist sehr gütig von Ihnen, Mrs Rutledge, aber es ist wirklich nicht nötig.«
    Sir Gerald machte ein langes Gesicht.
    »Wie Sie wünschen«, sagte Poppy freundlich. »Dann verabschiede ich mich. Einen schönen Abend, die Herren.«
    Harry führte die Gäste in sein Bibliothekszimmer, und Poppy starrte ihnen nach. Sie mochte die Besucher ihres Mannes nicht, und noch viel weniger mochte sie den Gegenstand ihrer Unterhaltung. Am allerwenigsten aber gefiel ihr der Gedanke, dass die teuflische Klugheit ihres Mannes darauf verwendet wurde, das Kriegshandwerk zu verbessern.
    Poppy zog sich in Harrys Schlafzimmer zurück und versuchte zu lesen, aber ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem Treffen zurück, das in der Bibliothek ihres Mannes stattfand. Schließlich legte sie das Buch beiseite.
    Sie führte ein Streitgespräch mit sich selbst. Lauschen war verboten. Wie böse war es aber wirklich auf der Skala der Sünden? Und wenn man in der besten Absicht lauschte? Wenn sich das Lauschen positiv auswirkte, wenn etwa jemand auf diese Weise davor bewahrt wurde, einen Fehler zu begehen. War

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