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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Freund sagen zu müssen, daß zu diesem späten Zeitpunkt eine Tochter gegen die andere ausgetauscht würde. Allein diese Idee! »Ich will kein Wort mehr davon hören!«
    »Aber, Vater …«
    »Kein Wort mehr, habe ich gesagt!« Er stand auf und erhob sich zu seiner vollen, einschüchternden Körpergröße, und Sharisse wurde blaß. »Du bist noch nicht zu alt, um Prügel zu kriegen, Sharisse Hammond, und bei Gott, genau das wirst du von mir bekommen, wenn du mir gegenüber auch nur noch ein Wort von diesem Unsinn erwähnst.«
    Sharisse antwortete nicht. Ihr Mut sank, und sie rannte aus dem Zimmer. Auf dem oberen Treppenabsatz blieb sie stehen. Sie hatte Herzklopfen. Hatte sie sich jemals in ihrem Leben derart gefürchtet? Sie wußte selbst nicht, wie sie so dreist hatte sein können, sich ihrem Vater zu widersetzen. Sich nach dieser letzten grauenhaften Drohung gegen ihn zu stellen … undenkbar. Sie hatte vorher gewußt, daß es nicht leicht sein würde, es ihrem Vater zu sagen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, daß er in seiner Ablehnung so wütend werden könnte. Und ihr damit zu drohen, sie auszupeitschen! Sie zuckte zusammen.
    Sharisse fand Stephanie in ihrem Zimmer vor. Sie saß ängstlich auf der Bettkante und wartete. »Es tut mir leid, Steph«, war alles, was sie zu sagen hatte.
    Das jüngere Mädchen fing an zu weinen. »Ich wußte, daß es nichts nutzt. Das habe ich Trudi gleich gesagt, aber sie war ganz sicher, daß du etwas tun kannst.«
    Sharisse setzte sich neben ihre Schwester und versuchte, sie zu trösten. »Weine bitte nicht, Steph. Wenn Vater erst eine Zeitlang darüber nachgedacht hat …«
    »Wenn er nein gesagt hat, dann ändert er seine Meinung nicht mehr.« Stephanie schluchzte noch lauter. »Ich hätte es dir gar nicht erst sagen sollen. Ich hätte einfach weggehen sollen, wie ich es vorhatte.«
    »Weggehen?« Sharisse war nicht sicher, ob sie sich nicht verhört hatte. »Was soll das heißen?«
    »Ach, nichts weiter«, schniefte Stephanie.
    »Du kannst nirgends hingehen, Steph.«
    »So, kann ich das nicht?« sagte Stephanie erbost, weil sie glaubte, Sharisse bemitleide sie jetzt. »Nur zu deiner Information – es gibt einen Mann, der nur darauf wartet, mich zu heiraten, und zwar jetzt sofort, in Arizona. Ich habe die Fahrkarten. Ich könnte sogar schon vor dir verheiratet sein«, fügte sie hinzu, ohne zu wissen, wie lange die Reise nach Arizona dauerte.
    »Aber woher kennst du diesen Mann?«
    »Ich … ich kenne ihn eigentlich noch gar nicht. Wir haben einen Briefwechsel miteinander geführt.«
    »Was?«
    »Sieh mich nicht so schockiert an. Das ist ganz üblich.
    Im Westen herrscht nämlich Frauenmangel. Wie sollen diese mutigen Männer denn sonst eine anständige Frau finden?«
    Stephanie war bereit, alles zu sagen, was halbwegs logisch klang, wenn es zu ihrer Verteidigung diente. In Wirklichkeit wußte sie ebensowenig über den Westen oder über Heiratsanzeigen wie Sharisse. Aber sie wollte nicht, daß ihre Schwester es merkte, und sie wollte auch nicht, daß Sharisse erfuhr, wie sehr ihr davor graute, zu Lucas Holt zu fahren.
    »Soll das heißen, daß du vorhattest, irgendeinen Mann, den du überhaupt nicht kennst, zu heiraten? Quer durch das Land zu fahren … Steph, wie konntest du auch nur auf eine solche Idee kommen?«
    »Wie hätte ich mir denn vorstellen sollen, hierzubleiben, nachdem du Joel geheiratet hast? Ich kann es nicht, und ich werde es auch nicht tun. Ich reise morgen ab, und wage es nicht, auch nur zu versuchen, mich davon abzuhalten.«
    »Aber ich kann dich doch nicht einfach gehen lassen. Du bist noch so unerfahren, Steph. Wahrscheinlich würdest du dich schon verirren, ehe du auch nur im Zug sitzt.«
    »Bloß, weil du in Europa warst, heißt das noch lange nicht, daß du die einzige bist, die in der Lage ist zu reisen«, fauchte Stephanie. »Ich war auch schon bei Tante Sophie. Ich schaffe es schon.«
    »Du warst mit Vater und mir bei Tante Sophie. Du bist noch nie allein irgendwo gewesen. Und … mein Gott, ernstlich in Betracht zu ziehen, einen Fremden zu heiraten! Nein, das kann ich nicht zulassen.«
    Stephanies Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Du willst mich zwingen, hierzubleiben und mitanzusehen, wie du Joel heiratest? So grausam könntest du sein?«
    »Steph!«
    »Ich liebe ihn!« Eine neuerliche Flut von Tränen hatte sich angesammelt. »Ich liebe ihn, und du wirst ihn heiraten! Weißt du«, fügte sie verbittert hinzu, »das einzige, wodurch sich

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