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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gerade sein Pferd, und sie legte die Stirn in Falten.
    »Du gehst doch nicht etwa mit Lucas und Billy in die Berge, Mack?«
    Er warf ihr einen Blick zu. »Nein, Ma'am. Ich reite in die Stadt, um ein paar Dinge zu besorgen, die Luke letzte Woche vergessen hat.«
    »Heißt das, daß Willow und ich hier allein sind?«
    Er verstand sie endlich. »Kein Grund zur Sorge, Mädchen. Luke ist in Hörweite, wenn Sie ihn brauchen. Wenn jemand herkommt, den Sie nicht kennen, dann feuern Sie einfach einen Schuß mit der Flinte ab, die über dem Kamin hängt, und schon ist er da.«
    »Oh, mir war nicht klar, daß die Fohlen so nah sind.«
    »Weiter weg, und sie könnten plötzlich verschwinden«, sagte Mack kichernd. »Indianer, Sie wissen schon«, fügte er dann hinzu.
    Sharisse ging nicht darauf ein. Mack machte sich auf den Weg, und Lucas und Billy kamen. Sie saßen auf Decken und wollten die Pferde, deren erster Ausritt es war, auch nicht satteln. Lucas packte das Mittagessen ein, das sie ihnen gebracht hatte, und sah Sharisse auf eine Weise an, daß sie wußte, sie würde von sich aus auf ihn zugehen, wenn er nicht sofort verschwand.
    »Wir werden nicht den ganzen Tag brauchen«, sagte er in das angespannte Schweigen hinein. Dann sprang er vom Pferd, riß sie stöhnend an sich und küßte sie.
    »Ich habe in letzter Zeit nicht gut geschlafen«, sagte er grinsend. »Vielleicht war ich lange genug ärgerlich.«
    »Das finde ich auch.«
    Er ließ sie widerwillig los. »Verausgabe dich heute nicht zu sehr«, sagte er beim Aufsteigen.
    »Denselben Vorschlag könnte ich dir auch machen.«
    Er lachte fröhlich und ritt los. Sharisse stand da und sah ihm zu, während er galoppierte, um Billy einzuholen.

28

    Sharisse hatte es bewußt vermieden, an ihren Vater zu denken, seit Emery Buskett ihn erwähnt hatte. Doch heute hatte sie fast den ganzen Tag für sich allein und jede Menge Zeit, und sie mußte feststellen, daß ihre Gedanken sich um Marcus drehten.
    Selbst wenn sie in den nächsten Tagen die finanziellen Mittel bekam, nach Hause zurückzukehren, konnte sie sich nicht direkt nach Hause begeben, noch nicht. Wenn die Belohnung für ihre Rückkehr wirklich so hoch war, wie Emery es behauptet hatte, dann hatte sich seine Wut noch nicht gelegt. Es stand außer Frage, daß sie ihm nicht gegenübertreten konnte, solange er sich nicht beruhigt hatte. Aber noch schlimmer wäre es gewesen, wenn einer seiner Detektive sie fand und sie zu ihm zurückbrachte. Daher konnte sie vorläufig auch nicht nach New York zurückkehren.
    Vielleicht konnte sie zu ihrer Tante gehen. Sicher hatte man Tante Sophies Haus bereits überprüft und würde es wohl kaum noch einmal nach ihr durchsuchen. Und ihre Tante würde sich hinter sie stellen, wenn sie erst gehört hatte, wie unvernünftig sich ihr Schwager verhalten hatte, als es um Joel ging. Tante Sophie war romantisch veranlagt.
    Ein anderes Problem, das Sharisse beschäftigte, war, daß sie Stephanie wegen ihres Schmucks zur Rede stellen mußte. Ihre Schwester hatte sie bereits einiges gekostet, mehr, als sie hätte ahnen können. Sie konnte die Verzweiflung nachvollziehen, die Stephanie dazu gebracht hatte, und was hatte Sharisse eigentlich wirklich verloren, von ihrer Unschuld einmal ganz abgesehen? Um die Wahrheit zu sagen, vermißte sie sie überhaupt nicht.
    Sie lächelte, als sich Lucas wieder in ihre Gedanken einschlich. Sie wünschte, die Zeit würde schneller vergehen. Vorfreude stieg in ihr auf.
    Willow und das Baby schliefen, und um sich zu beschäftigen, beschloß Sharisse, sich um den Garten zu kümmern. Sie holte Wasser aus dem Brunnen und beugte sich gerade über den Eimer, um selbst einen Schluck zu trinken, als sie neben ihrem Gesicht ein anderes Spiegelbild im Wasser sah.
    Sharisse richtete sich so ruckartig auf, daß ihr Kopf gegen sein Kinn schlug. Der Mann stieß einen Laut aus, sie schnappte nach Luft, und dann starrten sie einander entgeistert an. Sie war so erschrocken, daß sie keinen Schrei herausbrachte. Ein Indianer, klein und staubig – und er sah sie an, als hätte er noch nie in seinem Leben eine weiße Frau gesehen. War er genauso verblüfft wie sie?
    Ihr Haar schien ihn besonders zu faszinieren. Sie hatte es gelöst, nachdem Lucas gegangen war, weil sie wußte, daß ihm das so gut gefiel. Aber jetzt griff dieser Wilde nach einer Locke, die ihr über die Schulter fiel. Sollte sie etwa skalpiert werden?
    Ihre Stimme ließ sie im Stich, doch ihre Reflexe waren nicht

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