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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Haustür offen gelassen.«
    »Das soll doch nicht etwa heißen, daß jetzt jemand reinkommt, ganz gleich, wer?«
    »Die meisten Leute halten es hier so.«
    Sie sahen gleichzeitig die Schlafzimmertür an. Auch sie stand offen. Lucas fluchte und stand vom Bett auf.
    »Komm.« Er seufzte. »Wenn du mich weiterhin so ansiehst; werde ich jeden Besucher, ganz gleich, wer es ist, erschießen.«
    »Nein, das will ich wirklich nicht, Lucas.« Sie kicherte.
    Sie drehte sich um, um ihre Kleider glattzustreichen, während Lucas ins Wohnzimmer ging. Als sie zu ihm kam, fand sie zu ihrem Erstaunen Samuel Newcomb vor. Mack und ein weiterer Mann waren bei ihm.
    Mack hielt ihr einen Brief hin. »Ich hoffe, es hat keinen Ärger gegeben, Ma'am«, sagte er. »Ich hätte nicht geglaubt, daß ich so lange fort bin, aber mir ist ein alter Kumpel über den Weg gelaufen, den ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen habe. Wir mußten ein paar Erinnerungen aufwärmen.«
    Sharisse hörte ihn kaum. Ihr war plötzlich ganz komisch zumute. Hier war das, worauf sie so begierig gewartet hatte, ihr Brief. Doch alles, woran sie denken konnte, war Lucas. Hier hielt sie ihre Möglichkeit zur Flucht in der Hand, und dort stand Lucas. Der Gedanke, seine wunderbaren Hände, die ihren Körper zum Leben erweckten, nie mehr zu spüren, ließ sie in Panik geraten.
    »Würden die Herren mich bitte für ein paar Minuten entschuldigen? Auf diesen Brief warte ich schon seit langem.«
    »Sharisse!«
    Lucas war verärgert über die Grobheit, mit der sie die Gäste ignorierte, aber sie konnte es kaum erwarten. »Ich bin sofort wieder da, Lucas«, versicherte sie ihm, ehe sie in ihr Zimmer floh.
    Meine liebste Rissy,
    Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie schwierig es war, eine Möglichkeit zu finden, Dir diesen Brief zukommen zu lassen. Ich darf nicht mehr tun und lassen, was ich will, und ich darf auch keine Besucher mehr empfangen. Aber Mrs. Etherton hat sich meiner erbarmt, und sie hat mir versprochen, Trudi heimlich ins Haus zu lassen, damit sie mich besuchen kann, und daher werde ich Trudi den Brief mitgeben, damit sie ihn bei der Post aufgibt. Ich habe es nicht gewagt, einen der Dienstboten zu fragen, denn sie hätten es Vater sagen können.
    Rissy, es war ganz gräßlich hier. Da Du fort bist, habe ich Vaters Zorn mit voller Wucht abbekommen, und ich fürchte, keiner von uns beiden hat sich vorstellen können, wie wütend er sein kann. Er hat mich von der ganzen Welt abgeschnitten. Ich kann nirgends hingehen, und niemand kann mich besuchen. Sogar die Dienstboten dürfen nicht mehr mit mir sprechen. Und es war mir nicht möglich, Joel auch nur ein einziges Mal zu sehen! Noch nicht einmal dann, als Vater ihn und Mr. Parrington zu sich gebeten hat, um ihnen Deine ›Krankheit‹ zu erklären. Das hat er auch allen unseren Freunden erzählt – daß Du krank bist und daß die Hochzeit noch eine Weile hinausgeschoben wird. Aber das war, als er noch dachte, er würde dich schnell wiederfinden. Inzwischen ist soviel Zeit vergangen, daß er Joels Vater die Wahrheit sagen mußte. Das hat seinen Zorn natürlich nur um so schlimmer werden lassen.
    Oh, er war einfach schrecklich, Rissy. Ich sehe in absehbarer Zeit keine Hoffnung für Joel und mich. Wenn ich auch nur Joels Namen ausspreche, geht Vater in die Luft. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Vater sagt jetzt, wenn Du nicht innerhalb der nächsten Woche nach Hause kommst, was, wie wir beide wissen, unmöglich ist, wird er Dich enterben. Ich könnte nur noch heulen. Es ist alles meine Schuld. Ich weiß nicht, wie Du mir das je verzeihen kannst. Aber gib bitte die Hoffnung nicht auf. Ich verspreche Dir, daß ich mir etwas einfallen lasse. Es wird nur noch ein wenig dauern. Zumindest war ich erleichtert, als ich Deine Beschreibung von Mr. Holt gelesen habe. Es klingt ganz so, als sei er ein verständiger Mann, und daher macht es Dir wohl keine Schwierigkeiten, ihm noch ein wenig länger zur Last zu fallen. Verzweifle nicht, Rissy.
    Sharisse stützte den Kopf in ihre Hände. Verzweifle nicht. Und das, obwohl dem Brief weder Fahrkarten noch Geld beigelegt waren? Enterbt innerhalb der nächsten Woche? Der Brief hatte länger gebraucht, um sie zu erreichen. Was hieß das alles? Daß sie nicht nach Hause kommen konnte? Daß sie nie mehr nach Hause kommen konnte? Sollte sie für alle Ewigkeit hier festsitzen?
    Sie blieb über einen längeren Zeitraum regungslos sitzen, wo sie saß. Nach einer Weile hörte sie, daß

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