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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Lucas die Tür öffnete. »Ich glaube, du solltest jetzt doch wieder kommen, Sharisse. Sam hat uns eine kleine Überraschung mitgebracht.«
    Sie hörte, wie gepreßt seine Stimme klang, doch sie machte sich keine Gedanken darüber. Sie war zu geschafft, um sich auch nur noch mit irgendeinem weiteren Problem auseinanderzusetzen. Sie stand automatisch auf und folgte Lucas ins Nebenzimmer.

30

    Lucas kehrte im Morgengrauen auf die Ranch zurück und fragte sich, was Sharisse wohl davon halten mochte, daß er sie vor sechs Tagen im Stich gelassen hatte, denn so würde sie sein Verschwinden mit Sicherheit auslegen. Somit war ziemlich klar, wie die Begrüßung ausfallen würde. Aber schließlich hatte er die Katze für Charley gekauft und nicht für sie. Er setzte sie aus und verließ sich darauf, daß Charley sie schnell wittern würde. Im Moment mußte er sich mit seiner eigenen Frau befassen.
    Er betrat Sharisses Zimmer, warf Charley hinaus und schloß die Tür. Sharisse erwachte nicht, und er konnte sie in aller Ruhe betrachten. Die Wirkung, die sie auf ihn ausübte, war überwältigend, doch als er den Ring auf ihrem Nachttisch liegen sah, war er sehr schnell wieder ziemlich gereizt.
    Übellaunig ließ er sich auf das Bett plumpsen, um sie damit zu wecken. Es gelang.
    »Lucas?«
    Hörte er Freude aus ihrer Stimme heraus? Nein. Das war die Stimme einer erbosten Frau. Gut so. Warum sollte er auch der einzige sein, der außer sich war?
    »Wie ist es dir ergangen, mein Schatz?« fragte er.
    »Wie es mir ergangen ist?« keuchte Sharisse. Sie sprang aus dem Bett, schnappte sich ihren Morgenmantel und rückte ein ganzes Stück von ihm ab. »Wie kannst du es wagen, mir diese Frage zu stellen – nach allem, was du getan hast?«
    »Ich habe doch gar nichts getan. Ich war nur eine Weile fort.«
    »Davon spreche ich nicht!« fauchte sie. »Von mir aus kannst du gleich wieder abhauen. Du hast mich reingelegt, Lucas. Ich hätte diese ganze lächerliche Zeremonie für einen Traum gehalten, wenn Mack mich nicht Mrs. Holt genannt hätte!«
    »Dann war es also wirklich Panik, was ich in deinem Gesicht gesehen habe, als ich dich dem Geistlichen vorgestellt habe. Und ich habe mir eingeredet, du seist nur überrascht.«
    Sein Sarkasmus ließ Sharisse verstummen. Warum mußte diese Auseinandersetzung denn ausgerechnet jetzt stattfinden, zu einer Zeit, zu der sie noch gar nicht richtig wach war? Sie hatte ihre wahren Gefühle vor ihm verbergen wollen, und jetzt bestätigte sich auch noch ihr Verdacht – daß ihn der Priester, den Samuel Newcomb mitgebracht hatte, noch mehr aus der Fassung gebracht hatte als sie.
    »Es war nichts anderes als Erstaunen, Lucas«, sagte sie mit ruhigerer und sachlicherer Stimme. »Aber ich kann es nicht leiden, wenn man mich derart übergeht.«
    »Ich dachte, du hättest von ›reingelegt‹ gesprochen.«
    »Wie soll ich mir denn sonst vorkommen?« brachte sie zu ihrer Verteidigung hervor. »Zum ersten war ich an dem Tag überhaupt nicht ich selbst. Ich hatte dieses üble Gebräu getrunken, das Willow mir gegeben hat. Und vorher hatte mich ein halbes Dutzend Indianer so erschreckt, daß ich fast den Verstand verloren hätte, ganz zu schweigen von deinem Bruder. Und als Krönung des Ganzen … na ja, reden wir nicht mehr davon«, räumte sie schnell ein. »Himmel, ich kann mich nicht einmal mehr an die Hälfte dessen erinnern, was sich an diesem Tag abgespielt hat.«
    »Was macht das für einen Unterschied? Da der Priester schon danebenstand, konntest du ohnehin keine größeren Entscheidungen mehr treffen. Daran erinnerst du dich doch, oder? Oder waren dir die Zeit und der Ort wichtiger als dein Ruf?« Sie drehte ihm beleidigt den Rücken zu, und er sagte hämisch: »Nein, das dachte ich mir.«
    Lucas warf wütende Blicke auf ihren Rücken. Vielleicht hatte sie nicht die Wahl gehabt, aber er hätte alles verhindern können. Er hätte Sam und den Geistlichen aus dem Haus werfen können, wenn er Lust gehabt hätte. Aber nein, er hatte in erster Linie an Sharisse gedacht, an Sharisse und ihr verfluchtes Zartgefühl. Er hatte es einfach nicht über sich gebracht, sie vor Sam zu beschämen, indem er sich weigerte, sie zu heiraten. Was war er doch für ein Gentleman.
    Aber das, was ihn so erboste, war gar nicht, daß er sie geheiratet hatte. Die Eheschließung war ohnehin nicht rechtskräftig, wenn er sich nicht entschloß, sie anzuerkennen. Das wußte sie natürlich nicht. Er war wütend, weil er die Kontrolle

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