Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
jungfräulich warst?«
    »Du hast es gewußt?« fragte sie atemlos. »Warum hast du kein Wort gesagt?«
    Lucas zuckte die Achseln. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Ach, aber jetzt bringst du mich seelenruhig in Verlegenheit, weil ich deine Frau bin?«
    Sie war viel zu wütend, um zuzulassen, daß er den Spieß umdrehte – nicht nach dem, was er gerade selbst eingestanden hatte. Im Lichte dieses Geständnisses lösten sich ihre eigenen Schuldgefühle auf.
    »Laß mich los, Lucas«, forderte sie mit eisiger Stimme.
    »Wirst du deine Hände ruhighalten?«
    »Die Ohrfeige hast du dir verdient.«
    »Das, was ich verdient habe, deckt sich nicht immer mit dem, was ich bereit bin hinzunehmen, Sharisse«, erklärte er ihr barsch. »Außerdem haben wir gerade über dich gesprochen.«
    Er ließ sie los, und sie rieb sich die Handgelenke, während sie ihn wütend anfunkelte. Sie suchte rasend nach Vorwänden, mit denen sie seine Neugier beschwichtigen konnte, ohne irgend etwas einzugestehen.
    »Lucas«, setzte sie mit leiser Arroganz an, »wenn ein Mann selbst nicht aufrichtig ist, neigt er dazu, anderen skeptisch gegenüberzustehen.«
    »Natürlich, wenn er guten Grund dazu hat. Deine angebliche frühere Ehe ist stark anzuzweifeln.«
    »Bist du je auf den Gedanken gekommen, mein Mann könnte ein Problem gehabt haben? Er könnte die Ehe vielleicht einfach nicht vollzogen haben? Es ist ein Jammer, aber nicht alle Männer sind so gesund und kräftig wie du. Deshalb habe ich mich aber nicht weniger mit ihm verheiratet gefühlt.«
    Lucas schnitt eine Grimasse. Himmel, sie war wirklich bei all dem das unschuldige Opfer gewesen. Er würde die Meinung, die er sich von ihr gemacht hatte, noch einmal gründlich überdenken müssen. Und, verdammt noch mal, er konnte schon jetzt sehen, wie sich seine Schuld anhäufte und er etwas dämlich Edles tun würde, um alles wiedergutzumachen.
    »Wenn du eine Nichtigkeitserklärung dieser Ehe wünschst«, bot Lucas ihr ruhig an, »dann ist das unter den gegebenen Umständen machbar.«
    »Natürlich will ich das«, sagte Sharisse steif. »Du glaubst doch nicht etwa, ich würde bei einem Mann bleiben, der mich nicht haben will.«
    Er sah auf den Fußboden. »So sei es denn. Aber bis dahin wirst du hierbleiben. Und wenn es sich so leicht regeln läßt – mit einer Ungültigkeitserklärung anstelle einer Scheidung -, dann halte dich um Himmels willen besser fern von mir. Denn daß ich dich begehre, stand immer außer Frage.«
    Es entstand ein Schweigen, ehe sie sagte: »Warum kann ich nicht gleich fortgehen?«
    »Ich bin pleite, Sharisse. Ich kann es mir nicht leisten, dich fortzuschicken, von New York ganz zu schweigen. Du willst doch nach New York gehen, oder?«
    »Ja. Wie lange kann es dauern, Lucas?«
    »Wozu so eilig? Du bist doch hergekommen, um zu heiraten, oder hast du das etwa vergessen?« schleuderte er ihr an den Kopf. »Betrachte dich für den Moment als verheiratet, ja?«
    »Ich finde diese Situation untragbar«, sagte sie mit flacher Stimme.
    »Glaubst du etwa, daß es mir behagt? Am liebsten würde ich dich mit Küssen zum Schweigen bringen, aber ich habe nicht vor, dem Übel, das ich dir bereits zugefügt habe, noch mehr hinzuzufügen.« Er stand auf und ging zur Tür. »Aber der Grund, aus dem ich dich gebraucht habe, ist noch da, und da wir jetzt verheiratet sind, würden zu viele Fragen aufgeworfen, wenn du weggingst. Du wirst mit mir gemeinsam abwarten müssen, bis es vorüber ist, Sharisse.«
    »Und du bist nicht bereit, mir den Grund zu sagen?«
    »Nein.«
    »Dann geh jetzt, Lucas. Und sei bitte so anständig, keinen Fuß mehr in dieses Zimmer zu setzen.«
    Er verließ sie. Es tat ihm leid, daß er sie verletzt hatte, er sehnte sich schmerzlich danach, sie zu lieben, und er war voller Reue und Sorgen.

31

    Der Wunsch zu gehen war etwas ganz anderes, als tatsächlich den Mut aufzubringen, fortzugehen. Das mußte Sharisse bald feststellen. Sie wäre nicht ganz so verzweifelt gewesen, wenn er ihr wenigstens gesagt hätte, wie lange sie noch hier bleiben mußte; schließlich konnte es sich um Jahre handeln. Ein weiteres Problem bestand darin, daß sie nicht so ohne weiteres in die Stadt gehen und Samuel Newcomb um Hilfe bitten konnte, da Lucas das Recht hatte, sie zurückzuhalten. Sie war rechtsgültig mit ihm verheiratet. Und sie wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, wann sie Lucas all das verzeihen würde. Sie hätte diesem Mann alles verziehen. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher