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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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rief der Marquis aus und vergrub den Kopf in den Händen. Dann trat eine Pause ein. »Oh, mein Gott, was habe ich getan?« sagte der Marquis. »Wo ist sie?«
    »Die Lady, Mylord, verbrachte die Nacht im Schlafzimmer neben dem Ihren und erwartet Eure Lordschaft im Extrazimmer. Eure Lordschaft – äh – haben keinen Koffer oder Handtasche bei sich?«
    »Das weiß ich nicht – hol dich der Teufel!« sagte der Marquis, warf die Bettdecke zurück und stellte seine bestrumpften Beine auf den Fußboden. »Verflucht sei mein Schädel. Hilf mir aus dem Mantel, du Narr!« Der Wirt befreite ihn von diesem nicht ohne Schwierigkeiten und gab zu überlegen, ob Seine Lordschaft vielleicht gern rasiert werden wolle. »Ich habe da einen sehr anstelligen Burschen, Mylord, und es wäre mir eine Ehre, Euer Lordschaft meine eigenen Rasiermesser zu borgen.«
    Der Marquis hatte den Inhalt eines Krugs mit heißem Wasser in das Waschbecken geleert. »Schick ihn herauf, Mann, schick ihn herauf!« sagte er. Er wollte den Kopf ins Wasser stecken, hielt aber inne und sagte: »Meine Empfehlungen der Lady, und es wird mir eine Ehre sein, mich in einer halben Stunde bei ihr einzufinden.«
    Unten im Extrazimmer hatte Miss Morland das Frühstück für halb zehn bestellt. Als der Marquis endlich auftauchte, trank sie eben eine Tasse Kaffee und sah so sauber und frisch aus, als hätte sie ihre Zofe und etliche Koffer voll Kleider bei sich.
    Der Marquis war rasiert worden, hatte die Falten aus seinem Mantel plätten lassen und es bewerkstelligt, seine gestärkte, aber verdrückte Krawatte leidlich in Form zu bringen, aber er sah nicht sehr frisch aus. Er war bleich, sein herausfordernder Blick war verschwunden und einer verstörten und eher ernsten Miene gewichen. Er betrat das Extrazimmer, schloß die Tür hinter sich und verharrte mit der Hand auf der Klinke, während er Miss Morland mit einer Mischung aus Reue und Verwirrung anblickte. Miss Morlands Gesicht überzog eine leichte Röte, doch sie sagte ruhig: »Guten Morgen, Sir. Schönes Wetter, nicht wahr?«
    »Ich habe nicht bemerkt, ob es schön oder nicht schön ist«, erwiderte Carlington. »Ich habe Sie um Vergebung zu bitten, Madam. Ich habe allerdings keine klare Erinnerung an das, was vergangene Nacht passierte. Ich war betrunken.«
    »Ja«, sagte Miss Morland, ein Stückchen Butterbrot zum Munde führend. »Sie haben es schon gelegentlich erwähnt. Darf ich Ihnen etwas Kaffee einschenken?«
    Er kam zum Tisch und starrte sie mit zunehmender Verwirrung an. »Miss Morland, war ich denn so betrunken, daß ich Sie zwang, mich zu diesem Ort zu begleiten?«
    »Ich kam aus freien Stücken mit Ihnen«, versicherte sie.
    Er umklammerte die Lehne des Stuhls vor ihm. »In Gottes Namen, was bewog Sie, eine so unüberlegte Handlung zu begehen?«
    »Sie gewannen mich«, erklärte sie. »Ich war der Wetteinsatz meines Bruders.«
    »Ich erinnere mich«, sagte er. »Ich muß verrückt gewesen sein, und er –« Er brach ab. »Um Himmels willen, Madam, wie konnte man Ihnen bloß so etwas antun?«
    »Es war nicht sehr angenehm«, gab sie zu. »Es schien mir aber besser, mit Ihnen zu gehen, als unter jenem Dach nur noch eine Stunde zu bleiben.« Sie hielt inne und schlug dann die Augen zu ihm auf. »Sie haben mich stets mit einer Höflichkeit behandelt, die mir mein Bruder nie gewährte. Übrigens«, fügte sie hinzu, »Sie versicherten mich Ihrer ehrbaren Absichten.«
    »Meiner Absichten?« rief er aus.
    »Gewiß, Sir«, sagte Miss Morland und schlug die Augen nieder, um den Anflug eines Lächelns zu verbergen. »Sie unterrichteten meinen Bruder, Sie würden mich nach Gretna Green bringen. Nun, dorthin sind wir jetzt unterwegs.«
    Der Marquis zerrte den Stuhl vom Tisch weg und sank darauf nieder. »Gretna Green!« sagte er. »Mein liebes Kind, Sie wissen nicht – Es ist entsetzlich!«
    Miss Morland zuckte ein wenig zusammen, sagte aber mit nachdenklicher Stimme: »Ein etwas unkonventionelles Verhalten, mag sein. Aber Sie haben ja schließlich den Ruf, ausgefallene Dinge zu tun.«
    Er hieb mit der Hand auf den Tisch. »Falls dem so ist, hatten Sie um so mehr Grund, diese unselige Reise abzulehnen. Waren Sie ganz von Sinnen, Miss Morland?«
    »Oh, keineswegs«, erwiderte sie, ihr Butterbrot in dünne Streifen schneidend. »Natürlich war es nicht gerade das, was ich mir wünschte, aber Sie boten mir die Möglichkeit zur Flucht aus einem Haus, in dem ich keinesfalls noch eine Nacht zubringen wollte.«
    »Sie

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