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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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müssen doch Verwandte haben – irgend jemanden, zu dem –«
    »Unglücklicherweise habe ich niemanden«, sagte Miss Morland gelassen.
    Der Marquis stützte den Kopf in die Hand und sagte: »Mein armes Mädchen, Sie scheinen nicht zu ermessen, welchen Skandal diese Eskapade hervorrufen wird. Ich muß Sie unbedingt an einen Ort bringen, wo Sie vor dessen Folgen geschützt sind.«
    Miss Morland biß in einen Streifen ihres Butterbrots. »Als Ihre Gattin kann ich doch erwarten, vor solch lästerlichen Zungen bewahrt zu werden«, sagte sie sanft.
    Der Marquis hob den Kopf und erwiderte ächzend: »Helen, die Anzeige meiner Verlobung steht in der heutigen ›Gazette‹!«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Miss Morlands Hand zitterte ein wenig, und sie wurde blaß. Doch als sie sprach, geschah es mit einer Stimme freundlicher Teilnahme: »Ach, du meine Güte, was kann Sie dann veranlaßt haben, die Wette meines Bruders anzunehmen?«
    Er sah sie mit seltsamer Begierde an und antwortete: »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich betrunken war. So betrunken, daß ich nur wußte, was ich tun wollte, nicht aber, was ich nicht tun durfte.« Er erhob sich und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. »Es hat keinen Sinn, darüber zu reden. Wir sitzen in der Klemme, meine Liebe.«
    »Darf ich fragen«, erkundigte sich Miss Morland, »wer die Dame ist, mit der Sie sich so plötzlich verlobt haben?«
    »Miss Fanny Wyse«, erwiderte er. »Es ist eine seit langem bestehende Abmachung. Ich kann, bei meiner Ehre, nicht zurücktreten. Die verwünschte Anzeige in der ›Gazette‹ – Es ist mir unmöglich, sie ungeschehen zu machen.«
    Sie maß ihn mit einem unergründlichen Blick. »Sind Sie Miss Wyse sehr zugetan?«
    »Darum geht es nicht«, sagte er ungeduldig. »Unsere Eltern vereinbarten die Verbindung, als wir noch in den Kinderschuhen steckten. Es war eine ausgemachte Sache. Gestern bat ich offiziell um Miss Wyses Hand, und sie nahm an.«
    »Ich vermute«, bemerkte Miss Morland gedankenvoll, »daß Ihre Exzesse in der vergangenen Nacht so etwas wie eine Feier waren?«
    Er brach in ein unangenehmes Gelächter aus. »Meine Exzesse, Madam, waren eine leider nur kurze Flucht aus der Wirklichkeit!«
    Miss Morland betrachtete nachdenklich die Kaffeekanne. »Wenn Sie sich aus Miss Wyse nichts machen, Mylord, weshalb freiten Sie dann um sie?«
    »Das verstehen Sie nicht«, sagte er. »Sie wurde in der Bestimmung erzogen, meine Frau zu werden. Was blieb mir anderes übrig, als ihr einen Heiratsantrag zu machen?«
    »Oh«, sagte Miss Morland. »Hat sie Sie wenigstens gern?«
    Er errötete ein wenig. »Das kann ich nicht sagen. Ich glaube – ich meine, es ist ihr Wunsch, mich zu heiraten.« Ein fast bitteres Lächeln kräuselte seine Lippen. Er fügte hinzu: »Und Gott helfe uns beiden, wenn dieses Abenteuer ihr jemals zu Ohren kommen sollte.«
    Miss Morland goß sich noch etwas Kaffee ein. »Soll das heißen, Sie wollen mich verlassen, Sir?« fragte sie.
    »Gewiß nicht«, erwiderte Seine Lordschaft. »Ich werde Sie der Obhut einer achtbaren Frauensperson anvertrauen und Ihren Bruder veranlassen, für Sie zu sorgen.«
    Sie zog die Brauen hoch. »Aber Sie sagten doch meinem Bruder, Sie würden mich heiraten«, erklärte sie.
    Er unterbrach sein nervöses Aufundabgehen und sagte: »Ich kann Sie nicht heiraten! Gott weiß, daß ich es wollte, aber ich kann mit Ihnen doch nicht an dem Tag durchbrennen, an dem meine Verlobung mit Fanny veröffentlicht wird!«
    Sie lächelte, wirkte allerdings nicht sehr fröhlich und erhob sich vom Tisch. »Beruhigen Sie sich, Mylord. Ich habe Sie nur ein wenig – bestrafen wollen. Ich kam mit Ihnen, weil ich viel zu wütend war, um klar zu überlegen, was ich tat. Ich möchte nur, daß Sie mich nach London bringen, wo ich bei meiner alten Erzieherin Zuflucht suchen werde.« Sie nahm ihr Hütchen und sagte: »Vielleicht ist sie bereit, mich als Musik- und Zeichenlehrerin in ihrer Schule anzustellen.«
    Er ging ans Fenster und sagte, ihr den Rücken kehrend: »Lehrerin in einem Internat! Helen, Helen –« Er brach ab, biß sich auf die Lippen und starrte geistesabwesend auf eine Kutsche, die soeben vor dem Wirtshaus vorgefahren war. Die Wagentür öffnete sich, eine junge Dame blickte heraus, und der Marquis sprang mit einem überraschten Ausruf vom Fenster zurück.
    Miss Morland, die sich gerade ihren Umhang zuknöpfte, blickte ihn fragend an.
    »Fanny!« stieß der Marquis hervor. »Guter Gott, was soll

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