Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
jetzt geschehen?«
    Miss Morland starrte ihn an. »Sie müssen sich irren.«
    »Irren? Glauben Sie denn, ich erkenne die mir zugedachte Gattin nicht?« fragte Seine Lordschaft grimmig. »Ich sage Ihnen, sie ist es! Irgend jemand muß sie benachrichtigt haben – dieser aufdringliche Narr. Fort, jawohl!«
    »Aber Miss Wyse würde Sie doch bestimmt nicht verfolgen«, sagte Miss Morland erschrocken.
    »Das würde sie nicht?« fragte Carlington wild. »Sie kennen sie nicht! Wenn sie heute nicht ihre hysterischen Anfälle hat, können wir uns glücklich preisen.« Er blickte gehetzt im Zimmer umher, entdeckte eine zweite Tür und eilte hin, um sie zu öffnen. Ein geräumiger Schrank tat sich auf. »Da hinein, meine Liebe«, befahl Carlington. »Ich muß den Wirt suchen und ihn ermahnen, den Mund zu halten.« Damit schob er Miss Morland in den Schrank, schloß die Tür hinter ihr und hastete davon.
    Allerdings blieb keine Zeit, den Wirt zu warnen. Als er aus dem Extrazimmer trat, eskortierte dieser Miss Wyse soeben in die Gaststube.
    Carlington, der erkannte, daß es nun zwecklos sein würde, die ungewöhnliche Entführung zu leugnen, begrüßte seine Verlobte mit beißender Höflichkeit. »Guten Morgen, Fanny«, sagte er. »Welch unerwartetes Vergnügen!«
    Miss Wyse war eine dralle junge Dame von gerade mal neunzehn Jahren, mit großen, seelenvollen braunen Augen und einem dunklen Lockenschopf. Als sie Carlington erblickte, ließ sie ihren sehr hübschen Taftmuff fallen und preßte die Hände an die Brust. »Sie!« keuchte sie, mit einem Anflug von Entsetzen in der Stimme. »Carlington!«
    Der Marquis ergriff ihr Handgelenk und sagte gereizt: »Erspare mir deine Zustände, bitte! Komm ins Extrazimmer!«
    Miss Wyse stieß einen Klagelaut aus. »Wie konntest du, Granville? Oh, ich wünschte, ich wäre tot.«
    Der Marquis drängte sie sehr bestimmt ins Extrazimmer und schloß die Tür vor der kaum verhüllten Neugier des Wirts. »Du scheinst nicht viel Zeit zu verlieren, Fanny«, sagte er. »Ist das eine Probe für das, was mich künftig erwartet? Gerade am Tag, da unsere Verlobung bekanntgegeben wurde!«
    »Sprich nicht so mit mir!« erschauerte Miss Wyse, die eine Vorliebe für das Dramatische zu haben schien. »Ich bin gedemütigt, so –«
    »Ich weiß, ich weiß!« unterbrach er. »Aber du hättest besser getan, zu Hause zu bleiben.«
    Miss Wyse, die zum nächsten Stuhl gewankt war, sprang daraufhin wieder auf und rief: »Nein! Niemals! Hörst du, Carlington? Niemals!«
    »Ich höre«, erwiderte er. »Und vermute, daß es in diesem Hause jeder hören kann. Ich hätte dir eine Menge zu sagen, aber dazu ist nicht der Augenblick. Jetzt ist mein einziges Ziel, einen Skandal zu vermeiden. Erklärungen – ach, es wird schwer genug sein, sie vorzubringen – können später folgen.«
    »Ich schere mich keinen Deut um einen Skandal!« erklärte Miss Wyse heftig. »Die Leute mögen sagen, was ihnen Spaß macht, mir ist es egal. Aber daß ich dich hier finden würde – daß du – oh, wie grausam von dir, Carlington!«
    »Es tut mir leid, Fanny«, sagte er. »Es wird dir schwerfallen, die Wahrheit zu glauben, aber ich verspreche dir, du wirst die Wahrheit von mir hören. Ich bitte dich nur: sei ruhig. Ich werde dich in die Stadt zurückbegleiten –«
    »Rühr mich nicht an!« rief Miss Wyse zurückweichend. »Du wirst mich nicht zurückbringen! Ich werde nicht mit dir gehen!«
    »Sei keine Närrin!« sagte der Marquis gereizt. »Ich warne dich, jetzt ist nicht der Moment, mir etwas vorzuspielen! Ich werde dich nach Hause bringen, und es wird keinen Skandal geben, aber ich werde dir hier keinen Anlaß geben, eine Szene zu machen!«
    Miss Wyse brach in Tränen aus. »Ich glaube gern, daß du sehr böse auf mich bist«, schluchzte sie, »ich weiß auch, ich habe mich schändlich benommen, aber wirklich, wirklich, ich konnte es nicht ändern. Ich wollte vernünftig sein – wirklich, Carlington! –, aber ich konnte es nicht ertragen. Oh, du kannst mich nicht verstehen! Du hast überhaupt kein Zartgefühl!«
    Ziemlich blaß erwiderte er: »Quäle dich nicht, Fanny! Bei meiner Seele, das ist nicht notwendig. Diese Eskapade bedeutet nichts: Ich verspreche, dir keinen Grund mehr zur Klage zu geben, sobald wir verheiratet sind.«
    »Das kann ich nicht!« sagte Miss Wyse verzweifelt. »Du wirst mich nicht nach Hause bringen!«
    Er blickte sie mit schwindender Geduld an. »Dann wirst du mir vielleicht sagen, was du vorhast«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher