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Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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hellblaue, weiße und cremefarbene Gewänder mit Halsausschnitten getragen, die man bestenfalls „schicklich" nennen konnte.
    Im Vergleich dazu war Charlies Geschmack wesentlich dramatischer. Hätte sie sich während dieser Jahre mehr mit Mode und dergleichen befasst, würde sie einen ausgeprägteren Hang zu kräftigeren, lebhafteren Farben und gewagteren Schnitten entwickelt haben. Das war natürlich nicht der Fall, doch da sich die Schwestern jetzt auf dem Heiratsmarkt befanden, meinte Charlie, es sei an der Zeit, etwas „herzumachen".
    Das Gewand, welches sie ausgesucht hatte, entsprach genau der letzten Mode. Sein Dekollete war so tief geschnitten wie möglich, ohne schon unschicklich zu wirken, und ein keckes Hütchen ergänzte es. Schlicht, modisch und ungemein verführerisch, wie sie hoffte. Ihr war klar, dass es Beth bestürzen würde.
    „Charlie! Wie konntest du nur ..."
    „Bessie", fiel Charlie ihr ins Wort, „geh doch bitte hinunter und sieh nach, ob der Koch für die Hündchen etwas zu fressen hat. Und eine Schüssel Milch für sie brauchen wir ebenfalls." Die kleine Zofe legte das Gewand zur Seite und verließ das Zimmer.
    „Was hast du dir dabei eigentlich gedacht?" flüsterte Beth, nachdem sich die Tür hinter dem Mädchen geschlossen hatte. Sie trat an das Bett und blickte bestürzt auf das Gewand hinunter.
    Gleichmütig zuckte Charlie die Schultern. „Ich habe Kleider ausgesucht."
    „Sind alle so wie dieses?"
    „Selbstverständlich nicht. Alle sind von unterschiedlichen Schnitten und Farben."
    „Was für Farben?"
    Charlie zog die Augenbrauen hoch, weil Beth' Stimme so drohend geklungen hatte. „Smaragdgrün, karmesinrot..."
    „Karmesin!" Beth ließ sich aufs Bett sinken und schlug sich die Hände vors Gesicht. „Oh nein!" Sie nahm die Hände wieder herunter und sah ihre Schwester entsetzt an. „Ist das die Strafe dafür, dass du diesmal das Anmessen über dich hast ergehen lassen müssen?"
    „Natürlich nicht!" Charlie warf ihrer Schwester einen recht finsteren Blick zu und breitete dann das Gewand aus. „Also wirklich, Beth, schau es dir doch einmal richtig an. Es ist reizend. Wie kannst du das für eine Strafe halten? Der Schnitt ist wunderbar, die Farbe lebhaft und der Glanz des Stoffes einfach hinreißend."
    „Grell und aufdringlich ist es."
    „Unsinn!" Charlie blickte sie verärgert über die Beleidigung ihres Geschmacks an. Dann seufzte sie. „Also wenn du es genau wissen willst - deinen Kleidergeschmack fand ich schon immer reichlich ... nun, um ehrlich zu sein, fade."
    „Fade! Wie bitte?!" Beth stand auf. Entsetzen malte sich auf ihrem Gesicht.
    „Jawohl. Ständig diese nichts sagenden Pastelltöne und diese hohen Ausschnitte." Sie rümpfte die Nase. „Das war alles recht langweilig."
    Beth schien etwas erwidern zu wollen, besann sich jedoch eines Besseren, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und blickte Charlie kalt an. „Verstehe. Tut mir Leid, dass ich dich all die Jahre mit meinem faden Geschmack belästigt habe."
    Charlie lächelte matt. „Das war keine Belästigung, Beth. Wäre es so gewesen, hätte ich schon längst meine eigene Garderobe ausgesucht."
    „Und weshalb tatest du es nicht?"
    Beinahe andächtig berührte Charlie das weinrote Gewand und lächelte bei dem Gedanken, wie gut ihre Auswahl doch gewesen war. „Dazu schien kein Grund zu bestehen", antwortete sie geistesabwesend. „Auf dem Land hätte mich ja ohnehin niemand in den Kleidern gesehen."
    Erst als ihre Schwester zusammenzuckte, merkte sie, wie sehr sie sie beleidigt hatte. Sofort schüttelte sie den Kopf. „Nun nimm es nicht so tragisch, Beth. Unsere Geschmäcker weichen eben etwas voneinander ab."
    „Du hast natürlich Recht. Ich wusste nur nicht, wie groß dieser Unterschied war." Beth schaute auf das Kleid. „Ich kann das nicht anziehen, Charlie. Darin würde ich mich nicht wohl fühlen."
    „Warum denn nicht? Unsere Haarfarbe und der Teint passen doch hervorragend zu Weinrot."
    „Möglicherweise deiner Ansicht nach, doch ich ziehe Pastellfarben vor. Außerdem brauche ich das Gewand nur anzusehen, um zu wissen, dass es unanständig tief ausgeschnitten ist."
    „Doch nicht unanständig - das ist der letzte Schrei!"
    „Mag sein, ich kann es trotzdem nicht tragen. Es wäre mir unbehaglich. Ich käme mir darin vor wie zur Schau gestellt. Mir ist ein weniger übertriebener Schnitt in hübschen ..."
    „... Pastellfarben lieber", beendete Charlie Beth' Satz. „Beth, du bist jetzt auf

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