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Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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hatten, von der fehlgeschlagenen Geldübergabe sowie von dem letzten Brief, in dem ihnen mitgeteilt worden war, dass sie das Geld bereit halten sollten, denn sie würden heute wieder von dem Erpresser hören. „Davon habe ich Beth vor ihrer Abreise lieber nichts gesagt. Es hätte sie womöglich sonst zu sehr beunruhigt."
    „Ja, das hätte es wohl", pflichtete Bessie bei und warf einen ängstlichen Blick auf das auf dem Tischchen stehende Tablett. „Heute, sagten Sie?" fragte sie leise.
    „Ja." Charlie folgte Bessies Blick und sah erst jetzt den mit einem blutroten Band umwickelten und zusammengerollten Brief auf dem Tablett liegen. „Was ist denn das?" fragte sie argwöhnisch. „Wo kommt das her?"
    „Das traf ein, kurz bevor ich heraufkam. Ein kleiner Straßenjunge brachte es. Er sagte, der Brief sei eilig, und Sie müssten ihn sofort erhalten."
    Plötzlich unschlüssig, sah Charlie die Schriftrolle an. Einesteils hätte sie den Brief am liebsten sofort an sich gerissen, die darin enthaltenen Anweisungen gelesen und sie rasch befolgt, damit sie die ganze Angelegenheit hinter sich hätte. Andererseits überkam sie mit einem Mal eine dunkle Vorahnung. Charlie verdrängte dieses dumpfe Gefühl, griff nach der Schriftrolle, löste schweigend das rote Band und begann zu lesen, während Bessie sie gespannt beobachtete.
    „Was steht da drinnen?" wollte das Mädchen wissen, als Charlie plötzlich einen Fluch ausstieß.
    Charlie warf das Papier ungehalten auf den Tisch, stand auf und begann, auf und ab zu gehen. „Der Erpresser will, dass wir beide kommen."
    „Sie und ich?" fragte Bessie bestürzt.
    Ungeduldig schüttelte Charlie den Kopf. „Nein, Elizabeth und ich. Wir sollen ..." Sie unterbrach sich und schaute das Mädchen an. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Bessies Miene verriet erneuten Argwohn. „Weshalb sehen Sie mich denn so an?"

15. KAPITEL
    „ Was sind Sie doch für eine entzückende Dame!" rief Mrs. Hartshair aus und trat stolz von ihrem Werk zurück. „Nicht wahr, Mylord? Ich meine, Mylady." Charlie lächelte ein wenig über die Frau. Die Köchin vermochte sich noch schwerer als Bessie mit der Tatsache abzufinden, dass Charlie in Wirklichkeit eine Charlotte war.
    Es hatte eine ganze Stunde gedauert und viele Überredungskünste gebraucht, bis es Charlie endlich gelungen war, Bessie zu dazu zu bewegen, ihr zu helfen. Das Mädchen hatte eine fürchterliche Abneigung dagegen, eine feine Lady zu imitieren. Am Ende stimmte sie dem nur ihres schlechten Gewissens wegen zu, denn Charlie hatte traurig den Kopf geschüttelt und geflüstert, sie könne es einfach nicht glauben, wie undankbar Bessie sei, und das nach allem, was sie, Charlie, für sie getan habe. Da hatte Bessie klein beigegeben und versprochen zu tun, was nötig wäre.
    Zu diesem Zeitpunkt waren ihnen nur noch wenige Minuten für die Vorbereitungen geblieben, und widerstrebend hatte Charlie beschlossen, die Köchin ins Vertrauen zu ziehen und sie um Hilfe zu bitten.
    „So ist es", bekräftigte Charlie nun die Äußerung der Köchin. „Sie ist in der Tat entzückend. Kein Wunder, dass Aggie sie für sich arbeiten lassen wollte."
    Bessie verzog das Gesicht, und Charlie schmunzelte, während sie den Faden abschnitt, mit dem sie den Schleier an einen von „Elizabeths" Hüten genäht hatte. Sie legte die Nadel aus der Hand und stand auf.
    „So, das hätten wir. Der Schleierhut fehlte noch zu deiner Verkleidung."
    Bessie nahm den Hut und setzte ihn sich auf, während Charlie
    zum Tisch ging und den Erpresserbrief mit der Adresse in die Tasche steckte.
    „Wie sehe ich aus?" erkundigte sich Bessie.
    „Perfekt." Es erleichterte Charlie, dass Hut und Schleier Bessies Haarfarbe sowie ihr Gesicht vollständig verbargen. „Und jetzt müssen wir gehen."
    Dichtauf von dem Mädchen gefolgt, öffnete sie die Tür und wollte schon hinaustreten, da lief Mrs. Hartshair den beiden noch schnell hinterher.
    „Wie lange werden Sie ausbleiben?" wollte sie wissen.
    Charlie blieb im Eingangsflur stehen und runzelte die Stirn. „Das weiß ich noch nicht genau", meinte sie und seufzte ungeduldig. „Jedenfalls nicht allzu lange. Innerhalb einer Stunde sind wir wieder hier - spätestens vor dem Mittag."
     
    Das „Cock and Bull" war ein recht schäbiges Etablissement. Charlie und Bessie beäugten es aus dem Inneren der Kutsche heraus und warfen einander dann einen Blick zu. Wenigstens dachte Charlie, Bessie habe sie angeschaut; durch den Schleier hindurch

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