Zärtlichkeit des Lebens
Ihre Angelegenheit mit Byron in die Reihe. Ich möchte euch beide morgen früh um acht in meinem Büro sehen.«
»Ja, Sir«, tat sie gekünstelt und beobachtete, wie sein Schnurrbart zuckte.
»Verdammt, Sarah, scheren Sie sich hinaus. Ich muß arbeiten.«
Sie stand auf, blieb aber an der Tür stehen. »Max, wie immer ich mich auch entscheide, ich weiß zu schätzen, daß Sie so mit mir gesprochen haben.«
Kurz nach sieben hörte Sarah, wie die Aufzugstüren auf und wieder zu gingen. Sie erhob sich nicht vom Sofa, sondern wartete, bis Byron die Wohnung betrat. Obwohl er sie sah, ging er wortlos zur Bar, um sich einen Drink einzuschenken.
»Byron, ich würde gern etwas mit dir bereden…« Ihre Stimme klang kühl, aber sie konnte nicht anders. Noch immer war sie wütend. »Schieß los.« Er hob sein Glas, rührte sich aber nicht vom Fleck.
Und er ist auch noch wütend, dachte Sarah. »Ich habe es mir durch den Kopf gehen lassen, ob ich nicht besser von Haladay fortgehen und meine eigene Firma aufmachen sollte.«
Einen Moment lang sagte er nichts, sondern unterdrückte eine zornige Antwort. »Warum?«
»Dafür gibt es mehrere Gründe.« Sarah überflutete eine Woge der Enttäuschung. Warum unterhalten wir uns wie Fremde? »Byron.« Sie stand auf und wagte den ersten Schritt.
Da er ihr nicht entgegenkam, hielt sie inne. »Ich finde, wir sollten nicht zusammenarbeiten.«
»Haladay beschäftigt einen ganzen Stab von Mitarbeitern.« Er kippte einen ordentlichen Schluck Bourbon.
»Verflucht, du weißt genau, daß ich etwas ganz anderes meine.«
»Warum sagst du mir dann nicht, was du wirklich meinst, Sarah«, erwiderte er kalt. »Ratespielchen mag ich nicht.«
»Herrgott noch mal, Byron, bist du ein Mistkerl.« Sie wandte sich ab und kämpfte um Selbstbeherrschung. »Ich möchte nicht für dich arbeiten, weil ich nicht will, daß du mich auch in unseren vier Wänden wie eine Angestellte behandelst.«
»Wie kommst du denn auf diese Idee?«
»Weil du mich herumkommandierst, Byron«, sagte sie und schaute ihn wieder an. »Deshalb. Du hast mir einmal erzählt, daß du keine Befehle entgegennimmst. Das war in einer geschäftlichen Situation, und du hattest völlig recht. Jetzt sage ich dir: Ich dulde in unserer Ehe keine Befehle.«
»Aha.« Er begutachtete den Whisky in seinem Glas, ehe er ihn trank. »Jetzt sind wir also wieder bei Bounnet.«
»Nein!« Erzürnt ging Sarah auf ihn zu. »Wir sind wieder bei dir und mir, weil es nur darauf ankommt. Ich mache das nicht länger mit, daß du unsere Ehe und unser Berufsleben durcheinanderwirfst. Ich bitte dich nicht, eine Wahl zu treffen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht kaum ein Zweifel, wer das Rennen machen würde.«
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.«
Allmählich drang sie zu ihm durch. Sarah sah, wie die Wut allmählich das Eis zu schmelzen begann. Sie ließ nicht locker.
»Ich glaube, du weißt das sehr wohl, Byron. Wenn wir unser Eheleben nicht von dem trennen können, was wir unten im Büro tun, muß meiner Ansicht nach einer von uns etwas ändern.«
»Und welche Art von Veränderung stellst du dir vor?«
»Ich habe genug gelernt, um eine kleine Firma leiten zu können und habe mir auch durchaus einen Ruf erworben.«
»Aber beides hast du doch Haladay zu verdanken«, bemerkte er knapp und schenkte sich noch einmal ein. Ihm paßte es nicht, daß er gerade etwas verlor – es verlor, während er mit der einen Hand danach griff und es mit der anderen wegschubste.
»Das würde ich auch nie leugnen.«
»Was möchtest du dir damit beweisen, Sarah?«
»Daß ich es könnte.«
»Du wirfst eine Menge weg für dein Selbstwertgefühl«, meinte er.
»Es geht hier nicht um mein Selbstwertgefühl, Byron.« Sie fuhr sich durchs Haar. »Ach verdammt, vielleicht schon, aber nur zum Teil. Und ich weiß auch, daß wir zwei es nicht schaffen, wenn sich nicht etwas ändert. Du stehst seit unserer Rückkehr nach Phoenix unter Hochspannung. Du willst mich noch immer nicht verstehen, Byron, und ich kann das nicht akzeptieren. Je länger das so weitergeht, um so schwerer wird es dir fallen, mir Gefühle entgegenzubringen. Ich frage mich, ob mehr Distanz auf beruflicher Ebene nicht dazu beitragen könnte, daß wir die Distanz in unserer Ehe wenigstens zum Teil überwinden.«
»Ich habe dich nie belogen.«
»Nein«, sagte sie. »Das hast du nicht.«
Er umklammerte das Glas fester. In diesem Augenblick begehrte er sie so sehr, daß er vor Wut und
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