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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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damit fertig war, setzte sie sich ans Tischende und faltete die Hände. Neben ihr lagen Block und Bleistift parat. Ihr Blick huschte über Sarah, ehe sie sich diskret abwandte.
    Sarah kannte fast keinen der Anwesenden. Zwei der Vorstandsmitglieder hatte man ihr früher einmal vorgestellt, aber die drei anderen, ernst dreinschauenden Männer in dunklen Anzügen, waren ihr fremd. Sie saß zwischen Byron und Cassidy und schaute gedankenverloren um sich.
    Greenfield war Haladays Anwalt und, zusammen mit Byron, der Testamentsvollstrecker. Obwohl sie wußte, daß es widersinnig war, mochte ihn Sarah nicht, weil er das Testament in der Hand hielt. Mit einem Räuspern nahm er am Kopfende Platz. Seine Stimme klang sanft und erstaunlich volltönend, doch Sarah hörte ihm kaum zu.
    Während er seinen Monolog herunterleierte, schnappte sie nur hin und wieder einen Fetzen irgendeines technischen Abschnitts auf; ein Stipendienfonds, eine Stiftung. Das alles hatte in ihren Augen nichts mit dem Maxwell Haladay zu tun, den sie gekannt hatte. Sie konnte Greenfields weiche, ausdruckslose Stimme nicht ausstehen. Wegen ihrer Erschöpfung fiel es ihr aber zunehmend schwerer, sich abzuschotten und seinen Vortrag an sich vorbeirauschen zu lassen. Als Cassidy die Hand ausstreckte und auf die ihre legte, drückte sie sie, dankbar für die einfache, mitfühlende Geste. Aber selbst als sich ihre Schultern gelockert hatten, verspannte sie sich wieder, als ihr Name fiel.
    »Sarah Lancaster Lloyd vermache ich den Schmuck meiner Frau, der im folgenden aufgelistet ist, mein Anwesen in Cornwall mitsamt dem Haus und seinem Inhalt. Ich hinterlasse Sarah Lloyd außerdem fünfzig Prozent meines Anteils von sechzig Prozent an Haladay Enterprises.«
    Sarah hörte nicht das Geraune um sich herum, als sie Greenfield stirnrunzelnd anschaute. Was hatte er gesagt? Sie warf Byron einen flüchtigen Blick zu, konnte seiner gefaßten, verschlossenen Miene aber nichts entnehmen. Cassidys Hand lag noch immer auf der ihren, also wandte sie sich ihm zu. Er legte ihr die andere Hand auf die Schulter.
    »Bleiben Sie ruhig, Sarah«, murmelte er.
    »Was hat er gesagt?« fragte sie, dann sah sie wieder Byron an.
    »Was meint er damit?«
    Ohne ihr zu antworten, stand Byron auf und nahm sie am Arm. »Machen Sie bitte mit den speziellen Verfahrensbedingungen des Vermächtnisses weiter«, sagte er zu Greenfield, »ich bin gleich wieder zurück.«
    »Ja, natürlich.«
    Byron führte sie hinaus und schloß die Tür hinter ihnen. Beim Betreten des großen Empfangsraums entzog sie sich ungeduldig seinem Griff. »Byron, ich will wissen, was da vor sich geht.«
    »Max hat dir den Schmuck seiner Frau, sein Anwesen in Cornwall und die Hälfte seines Sechzig-Prozent-Anteils an Haladay Enterprises hinterlassen«, sagte er nüchtern. »Ich würde das auf ungefähr fünfzig Millionen schätzen.«
    »Um Himmels willen.« Sie konnte es nicht fassen. Ihr Verstand streikte. »Warum?«
    Byron hob die Brauen. »Weil er es so wollte.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn, Byron. Ich habe für diesen Mann eineinhalb Jahre gearbeitet. Warum sollte er mir etwas vererben?«
    »Max war nie der Ansicht, anderen Menschen Erklärungen schuldig zu sein. Du wirst über das Privatanwesen frei verfügen können. Was den Unternehmensanteil betrifft…« Er stockte und schnippste sein Feuerzeug an. »Das hängt davon ab, wie sehr du dich im Unternehmen engagieren willst.«
    Ungeduldig sprang Sarah auf. »Byron, das ist lächerlich. Ich habe kein Anrecht auf das Anwesen oder die Beteiligung.«
    »Max hat dir das Anrecht gegeben«, entgegnete er. »Und die Verantwortung.«
    Sie verkniff sich die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, und schaute ihn aufmerksam an. »Du hast davon gewußt«, sagte sie langsam. »Du wußtest von seinem Testament.«
    »Wir haben darüber gesprochen«, entgegnete er knapp und wandte sich ab. »Warte hier.«
    Ohne sie noch einmal zu Wort kommen zu lassen, ging er durch die Doppeltüren und in den Sitzungssaal. Sarah starrte ihm nach. Was wurde hier gespielt? fragte sie sich. Warum hatte ihr niemand die Regeln erklärt? Sarah hörte, wie die Türen wieder aufgingen und drehte sich um. Heraus kam nicht Byron, sondern Kay Rupert.
    »Mrs. Lloyd, Mr. Lloyd bat mich, Sie nach oben zu bringen.
    Er möchte, daß Sie dort auf ihn warten. Sie sollten keine Reporter empfangen und auch keine Fragen beantworten.«
    »Ich verstehe.« Sarah warf wieder einen Blick auf die geschlossenen Türen. »Sie

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