Zärtlichkeit des Lebens
Sarahs Lächeln sah. Sie nutzte ihren Vorteil, indem sie sich umdrehte und sich bei Sarah unterhakte. »Du willst doch nicht, daß ich mich Nacht für Nacht allein in einer dunklen, freudlosen Wohnung gräme und zu meiner Unterhaltung nur olle Wiederholungen in der Glotze anschaue, nicht wahr?«
»O. K., du hast gewonnen.« Mit einem schnellen Seufzer nahm Sarah die Niederlage hin.
»Ich wußte, du würdest mich verstehen.« Dallas tätschelte ihr die Wange und führte sie aus dem Zimmer. »Und womit hat dich Mr. Lloyd so sehr verärgert?«
6
Kurz nach fünf hatte Sarah ihre Entwürfe für Harrison Reeds Gästehaus fertiggestellt. Sie war damit zufrieden, doch als Ergebnis ihrer anhaltend schlechten Laune stellte sich bohrender Kopfschmerz ein. Wenn Sarah sich stritt, wollte sie gewinnen; bei Byron hatte sie mit gesenkten Händen verloren. Sein Gewaltpotential hatte sie überrumpelt. Das nächste Mal würde sie darauf gefaßt sein und sich nicht so leicht Angst einjagen lassen. Ihr gefiel das Bild, wie sie sich angesichts zorniger Blicke und einiger barscher Worte duckte, überhaupt nicht. Gar nicht meine Art, sagte sie sich, als sie unter ihren Blusenkragen faßte, um die Spannung wegzumassieren. Vergiß es… oder vielmehr, verbesserte sie sich, vergiß
ihn.
Sarah hob den Hörer der Wechselsprechanlage, aber ehe sie etwas sagen konnte, spazierte Evan Gibson zur Tür herein. »Ich grüße Sie, schöne Dame. Diesen Arbeitstag hätten Sie geschafft.«
»Nicht ganz«, gab sie freundlich zurück, als er zu ihr kam und sich auf ihren Schreibtisch setzte. »Du mußte erst noch das Anklopfen lernen, Evan«, meinte sie. Dann kam sie schnell zur Sache, weil die Kuppelei für Dallas ihr Unbehagen bereitete.
»Was hältst du denn von Rothaarigen?«
»Ich bevorzuge Blondinen.« Evan griff sich mit Daumen und Zeigefinger eine lose Strähne ihres Haars.
»Aber du hast doch keine Vorurteile, oder?« Sarah schenkte ihm ein freundliches Lächeln. »Hoffentlich nicht, denn ich kenne eine bezaubernde Rothaarige. Ich könnte sie vielleicht sogar dazu überreden, mit dir auszugehen.« Ihre Augen waren arglos und freundlich. Vielleicht passen sie ja auch zusammen, dachte sie. »Ja, womöglich würde mir das gelingen«, fuhr sie fort. »Ein gemeinsames Abendessen wäre doch eine gute Idee.
Sie ißt gern chinesisch.«
»Sarah.« Evan schwelgte in dem Anblick, wie ihre Bluse über ihre Brüste fiel. Einen Augenblick lang stellte er sich voller Vergnügen vor, wie er sie ihr auszog. »Ich möchte mit dir zusammen sein. Wir können von mir aus gerne mit einem Abendessen anfangen.«
»Ach, nein, ich esse lieber beim Italiener«, gab Sarah eilends zurück. Sie kritzelte etwas auf einen Zettel, riß ihn ab und gab ihn Evan. »Ich werde dich wärmstens empfehlen«, versprach sie. Sie drückte auf Mugs Taste. »Verflixt, ist denn Mugs nicht an ihrem Platz? Sie antwortet nicht.«
Evan warf einen flüchtigen Blick auf den Namen auf Sarahs Zettel und steckte ihn sich dann in die Sakkotasche. »Ich habe sie heimgeschickt.« Er legte den Kopf schräg, um die auf dem Schreibtisch verstreuten Zeichnungen anzuschauen.
»Das hättest du doch vorher mit mir absprechen können.«
Sarah runzelte die Stirn.
»Tut mir leid. Hättest du sie gebraucht?«
Sarah zuckte die Schultern. Der Anlaß war es nicht wert, sich zu ärgern. »Ach, nichts. Ich kann den Anruf auch ohne sie tätigen.« Sie fing an, in den Unterlagen nach Harrison Reeds Telefonnummer zu suchen.
»Nichts ist so wichtig, als daß es nicht bis morgen warten könnte.« Evan stellte sich hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Er ließ die Daumen über ihren Nacken wandern.
»Nur ein oder zwei Sachen«, murmelte sie, völlig in ihre Unterlagen vertieft. Sie war überhaupt nicht darauf gefaßt, als er sie von ihrem Stuhl hochzog.
Sein Mund preßte sich so schnell auf den ihren, so leidenschaftlich, daß Sarah keine Zeit blieb zu reagieren. Die Glut dieses Kusses überraschte sie. Sie hatte gewußt, daß er sie begehrte, hatte aber nicht erkannt, wie sehr. Zuerst war sie so verblüfft, daß sie sich nicht wehrte. Seine Hände glitten schnell an ihr herunter, dann fand er den Reißverschluß ihres Rocks.
Sarah spürte seine Finger und schaffte es, ihm ihren Mund zu entziehen. »Evan«, sagte sie atemlos. »Hör auf.« Ihr fortgesetztes Wehren brachte ihn schließlich dazu, sie loszulassen und anzuschauen. Weil sie erkannte, in welch gefährliche Situation sie sich
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