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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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rollte ihn langsam an ihrem Bein herab. Das Gleiche wiederholte er mit dem anderen.
    »Rafe«, bat sie.
    Irgendwie manövrierte er sie zur Bettkante, setzte sie sanft darauf und legte ihre Beine über seine Schultern.
    »Rafe!«, rief sie erneut, diesmal lauter.
    Er murmelte eine Antwort, ohne den Mund von ihr zu nehmen, und sie klammerte sich an die Decken ihres Bettes, überzeugt davon, dass sie durch das Dach und weit hinaus in den Nachthimmel fliegen würde, wenn er nicht aufhörte. Und tatsächlich schien sie ein paar glückselige Minuten später irgendwo jenseits des Mondes emporzuschweben und all ihre Ängste und Sorgen auf der Welt der Normalsterblichen weit hinter sich zu lassen.

Kapitel 16
     
    D ie Party dauerte drei Tage, und als der letzte Gast nach Hause aufgebrochen war, hatte sich Becky gut erholt. Ihre Wangen hatten wieder Farbe, und weil Concepcion und Emmeline ihr bei jeder Gelegenheit etwas zum Naschen gebracht hatten, war sie auch ein wenig fülliger geworden. John Lewis, zusammen mit Mrs. Hallowell, Clive und der geheimnisvollen Schwester Mandy, waren früh nach Indian Rock zurückgekehrt, weil sie alle Arbeit zu erledigen hatten.
    Emmeline, die in nachdenklichem Schweigen beobachtete, wie Becky zufrieden auf der Veranda des Ranchhauses im Schaukelstuhl schaukelte, hätte annehmen können, dass alles in Ordnung war, dass es überhaupt niemals anders gewesen war, so bemerkenswert war die Veränderung.
    Becky, die sich mit einer Ausgabe des Magazins Godey's Luft zu fächerte , blickte Emmeline von der Seite an und lächelte. »Was denkst du?«, wollte sie wissen.
    »Dass du bestimmt hundertzehn Jahre alt werden wirst«, antwortete Emmeline ohne Zögern.
    Becky lachte. »Hundertzehn? Gott behüte! Kannst du dir vorstellen, wie ich dann aussehe ? Ganz verschrumpelt und runzlig und zahnlos wie eine dieser Puppen aus getrockneten Äpfeln, die schwarze Samenkörner als Augen haben. So würde ich aussehen.« Sie fächerte heftiger. »Nein, danke!«
    Emmeline lehnte sich gegen den Verandapfosten und lächelte bei dem Bild, das Becky in ihrer Fantasie gemalt hatte. »Liebst du John Lewis?«, erkundigte sie sich. Die Frage hatte sie beschäftigt, seit Becky fast einen Kollaps erlitten hatte, seit der ersten Nacht der Party, doch sie hatte es geschafft, sie bis jetzt zurückzuhalten.
    Becky seufzte, schaute nicht Emmeline an, sondern zum Creek. Das Gebiet jenseits des Baches fand Emmeline besonders schön, ein Land wie Milch und Honig, das langsam zum Wasser hin abfiel, jeder Zoll mit üppigem Gras bedeckt. Sie wusste von Rafes kurzen Schilderungen, dass seine Mutter geplant hatte, dort ganz allein zu siedeln, bevor Angus McKettrick gekommen war und sie erobert hatte. Georgia musste eine beherzte Frau gewesen sein, und Emmeline wünschte, sie hätte sie gekannt.
    »Ich bin mir nicht sicher, was ich für John empfinde«, antwortete Becky nach einiger Überlegung. »Er ist ein feiner und starker Mann. Ich mag ihn sehr. Eigentlich macht mir ein wenig Angst, dass er herausgefunden hat, dass ich geneigt bin, mich an eine andere Person anzulehnen. Ich habe lange Zeit Wert darauf gelegt, allein zurechtzukommen, das weißt du.«
    »Ja«, stimmte Emmeline leise zu und dachte an die Jahre, in denen Becky ihr Geschäft betrieben und sich vor niemandem verantwortet hatte außer vor sich selbst. Sie hatte viel Geld verdient, aber es war in vielerlei Hinsicht ein einsamer Existenzkampf gewesen. »Ich weiß.«
    »Und es ist ja nicht so, als wäre ich eine Art großer Preis«, fuhr Becky fort, und erst jetzt sah sie Emmeline wieder an. »Oh, ich meine nicht wegen des Gewerbes, dem ich all die Jahre nachgegangen bin, um mir den Lebensunterhalt zu verdienen; er weiß darüber Bescheid, und er hat Verständnis dafür. John war selbst kein Unschuldslamm. Nein, ich spreche von den Mucken meines alten Herzens.«
    Emmeline schwieg und versuchte zu verarbeiten, was Becky erzählt hatte. Schließlich erinnerte sie vorsichtig: »Du hast mir soeben erklärt, dass du noch lange leben wirst, nicht wahr?«
    Becky seufzte. »Ich nehme an, so wird es sein, doch das ist kein Grund, einen guten Mann wie John an eine Frau zu binden, die alle fünf Minuten bei einem Tänzchen ohnmächtig wird wie irgendeine junge Gans beim Debütantinnenball.«
    »Ich finde, das sollte seine Entscheidung sein«, entgegnete Emmeline nachdenklich und lächelte leicht. »Ob er heiratet oder nicht und in guten wie in schlechten Tagen mit einer Frau

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