Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
mich«, versicherte er, und seine Stimme brach fast. »Ganz gleich, was geschieht, du wirst immer mein Mädchen sein. Nimm dieses Papier, Missy, und ich will kein Wort mehr darüber hören.«
Sie schniefte, wischte sich über die Augen, nahm das Kuvert und steckte es in ihre Manteltasche. Niemand sonst schien diesen Julitag kalt zu finden, doch Emmeline fror bis ins Mark. »Danke«, flüsterte sie.
Angus nickte diesmal nur stumm. Es sah aus, als wollte er etwas hinzufügen, könnte jedoch nicht sprechen. Er küsste sie auf die Stirn und half ihr auf den Wagensitz, und Kade stieg an der anderen Seite auf und nahm die Zügel in die behandschuhten Hände. Er blickte starr geradeaus. Seit diesem Morgen, beim Frühstück, als sie angekündigt hatte, dass sie die Ranch verlassen würde, hatte er kein einziges Wort mehr mit Emmeline gewechselt.
Jetzt war ihre Ankündigung Wirklichkeit geworden. Emmeline fuhr mit dem Wagen von der Triple M fort nach Indian Rock. Sie schaute nicht zurück.
Sie passierten die niedergebrannte Hütte, in der die Peltons gelebt hatten, und Emmeline erinnerte sich an Phoebe Annes Worte: Dies ist ein hartes Land...
»Was ist passiert, Emmeline?«, fragte Kade, als sie schon weit entfernt vom Ranchhaus waren. Er war nicht dabei gewesen, als sie sich Concepcion und Angus anvertraut hatte, und Rafe war immer noch fort. Holt hatte am frühen Morgen ebenfalls gepackt und erklärt, es sei an der Zeit, dass er auf seine eigene Ranch zog.
Sie senkte den Kopf, »Ich habe einen schlimmen Fehler begangen«, gestand sie. »Mehr möchte ich nicht sagen.«
Kade warf ihr einen Seitenblick zu und tätschelte dann auf brüderliche Art ihre Hand, wie um zu versichern, dass alles in Ordnung kommen würde. Was nur zeigte, was er hoffte.
Nichts würde jemals wieder in Ordnung kommen.
Kapitel 1 7
E mmeline Harding McKettrick«, sagte Becky wütend an diesem Nachmittag in ihrem kleinen Büro hinter dem Anmeldepult, als ihre unerwartete Besucherin ihr die wesentlichen Einzelheiten ihrer Trennung von Rafe erklärt hatte. »Ich hab Dummköpfe nie mit Freude ertragen, und ich habe nicht vor, bei dir damit anzufangen.«
Emmeline hatte ihre Gefühle kaum mehr unter Kontrolle. Ihr Rücken schmerzte nach der langen Fahrt von der Triple M nach Indian Rock, bei der sie auf dem harten Wagensitz auf der holprigen Straße durchgerüttelt worden war. Kade und sie hatten während der Fahrt sehr wenig miteinander gesprochen. Ihre schlimmsten Ängste hatten sich bewahrheitet: Rafe hatte sie für immer verstoßen, und jetzt musste sie auch noch Beckys ärgerliche Vorwürfe ertragen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, konnte jedoch kein Wort herausbringen.
Becky drohte ihr mit dem Finger. »Ich habe dich gewarnt«, erinnerte sie. »Ich habe dir prophezeit, dass Rafe kein Verständnis haben wird!«
Emmeline senkte den Kopf, jedoch nur für einen Moment, dann sah sie Becky wieder in die Augen. »Ich hatte keine andere Wahl«, versicherte sie.
»Ach nein?«, höhnte Becky in wütendem Flüsterton, denn sie war sich, wie auch Emmeline, nur zu genau bewusst, dass Clive draußen vermutlich mit einem Ohr am Schlüsselloch lauschte. »Nun, meine Liebe, du hast soeben nicht nur deinen eigenen Ruf in dieser Stadt ruiniert, sondern auch meinen. Da ich nicht deine Gabe habe, eine gute Sache zu verderben, hatte ich einen neuen Start geplant.« Sie seufzte, und ihre Miene war jetzt nachdenklich. »Wenn sich das herumspricht, wird der ziemlich schwer zu schaffen sein.«
»Dies tut mir Leid, ehrlich«, sagte Emmeline mit Nachdruck. »Ich konnte einfach keine Möglichkeit finden, die Sache mit Rafe zu klären, ohne preiszugeben, wie ich überhaupt in diese Lage gekommen bin. Deshalb musste ich ihm erzählen, dass ich in einem Bordell aufgewachsen bin, und das bedeutete natürlich ...«
Becky verdrehte die Augen zur Decke. »Heilige, rettet uns«, murmelte sie. Die Worte klangen aus Beckys Mund mehr wie ein Fluch. »Nun, mein Mädchen«, meinte sie nach langem, lastendem Schweigen, »was willst du jetzt tun?«
»Ich habe keine Ahnung«, gab Emmeline zu. »Ich hatte gehofft, hier bei dir zu bleiben, bis ich zu einer Entscheidung komme. »Ich kann dir bestimmt bei der Arbeit helfen.«
Einen schrecklichen Moment lang hatte es den Anschein, als wollte sich Becky von ihr abwenden wie Rafe. Schließlich ging sie jedoch nur zum Wandsafe hinüber, öffnete ihn mit einigen Einstellungen des Kombinationsschlosses und nahm etwas heraus.
Weitere Kostenlose Bücher