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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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er nicht auf einem der steilen, schmalen Pfade gerissen ist, über die ich soeben geritten bin, dachte Rafe, der während des Rittes drei Viertel einer Flasche Whisky getrunken hatte. In seinem Kopf schien sich alles zu drehen, und er fühlte sich, als wäre ihm das Herz herausgerissen worden, so sehr schmerzten Emmelines Worte und die Bilder, die dabei in seiner Fantasie entstanden waren. Es war schon hart genug zu denken, dass sie sich an einen anderen Mann verkauft hatte, doch zu wissen, dass dieser andere Mann Holt, sein Feind, sein Bruder, war, machte sein Herz zu einer Mördergrube.
    Er schrie seinen Zorn in den Nachthimmel, ging um das Haus herum, einmal, zweimal - er konnte es nicht ertragen hineinzugehen -, und dann begann er trockene Äste und Holzstücke in der Eingangstür aufzuschichten. So zornig und aufgewühlt er auch war, er tat es ruhig und methodisch.
    In ein paar Wochen, wenn das Dach fertig gestellt war, die Böden gelegt und die Fenster eingesetzt waren, hatte er seine Braut über die Schwelle tragen wollen. Jetzt wollte er das Haus nie wieder betreten.
    Er schüttete den verbliebenen Whisky auf die Holzstücke und Äste, zündete ein Streichholz an und warf es darauf.
    Sofort loderte eine Flamme auf. Er starrte benommen darauf und unterdrückte den instinktiven Drang, das Feuer auszutreten, bevor die Wände Feuer fingen. Stattdessen dachte er an Emmeline, wie sie mit Holt schlief, und er brüllte wieder wie ein Tier, dass in einer Falle gefangen ist. Er eilte herum und sammelte alles Brennbare auf, das er finden konnte, schleuderte Äste und Gras und Bauholzreste in die Flammen.
    Rafe trat zurück, jedoch nicht so weit, dass er die glühende Hitze nicht mehr spüren konnte. Er beobachtete, wie sich das Feuer ausbreitete, von der Fensterbank bis zu einem Dachsparren. Binnen weniger Minuten brannte der ganze Bau, sprühten Funken, und das Feuer war groß genug, um vom Himmel gesehen zu werden.
    »Mensch, Rafe!«, ertönte eine Männerstimme neben ihm. »Geh zurück!«
    Er bewegte sich nicht freiwillig, sondern wurde von dem anderen Mann vom Feuer zurückgezerrt, und beide stolperten. Als sie ein gutes Stück vom brennenden Haus entfernt waren, erkannte Rafe, dass es Holt war, der aus der Nacht gekommen war. Er holte zu einem Schwinger aus, und es war ihm gleichgültig, dass Holt mit seinem verletzten Bein behindert war. Er wollte ihn töten.
    Holt wich ihm leicht aus. Rafe war zwar unverletzt, jedoch betrunken und außer sich vor Kummer. »Hör mir zu«, meinte Holt.
    »Fahr zur Hölle!«, erwiderte Rafe. »Verdammt sollst du sein, Holt - und verdammt soll sie sein ...«
    Holts Miene verhärtete sich, und er verlor fast das Gleichgewicht, als er mit beiden Händen Rafe von sich stieß, dass er auf den Allerwertesten plumpste. Holt konnte seine Krücke gerade noch auffangen, bevor sie fiel. Er rammte sie zurück unter seinen Arm und blickte schwer atmend auf Rafe hinab. »Es besteht eine wirklich große Chance, dass ich eines Tages zur Hölle fahre«, sagte Holt und atmete schnell und stoßweise, »aber nicht, weil ich irgendetwas mit Emmeline hatte!«
    Rafe versuchte, sich aufzurappeln, doch er war außer Atem, und er wollte bei Kräften sein, wenn er aufstand, um die Fäuste zu schwingen. Er blieb am Boden und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Sie hat mir erzählt, was passiert ist«, keuchte er.
    »Steh auf, du verdammter Narr. Sie hat dir erzählt, was sie annimmt.«
    Rafe stand auf, klopfte sich Staub ab und überlegte immer noch, ob er berechtigt war, seinen zurzeit behinderten Halbbruder zu schlagen. »Sie meinte, sie hat die Nacht mit dir verbracht, und du hast ihr dafür Geld gegeben.« Das Bild, das er vor seinem geistigen Auge sah, machte ihn krank, und er spürte die Hitze des Feuers hinter sich, das seine Träume verschlang.
    »Sie war in jener Nacht betrunken«, berichtete Holt. Seine Augen blitzten nicht nur vom Widerschein des Feuers, sondern auch vor Zorn. »Ich habe sie nicht angerührt, ihr nur die Schuhe und dieses blöde Kleid ausgezogen, mit dem sie sich kostümiert hatte. Und ich habe sie bezahlt, ja, weil ich annahm, dass sie ziemlich knapp bei Kasse sein muss, wenn sie eine so lächerliche Schau abzieht.«
    Rafe schwankte, die Hände immer noch zu Fäusten geballt. Er konnte und würde Emmeline nicht schlagen, aber er wollte unbedingt jemanden verprügeln - und Holt kam ihm da genau recht. Das Dumme war nur, dass er immer wieder aus seinem Sichtbereich

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