Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Bücherei lesen und weitere Tücher sticken, um nicht etwas so Dummes zu tun, wie die
Kleider ihrer Tante anzuziehen und vorzugeben, jemand anderes zu sein, wenn auch nur für eine einzige Nacht.
Stattdessen war sie hier, im wilden Westen, eine Frau, von der man erwartete, schnellstens einen Erben zu gebären, und keine Träumerei würde die Realität für sie auch nur ein bisschen ändern.
Ein peinliches Schweigen entstand. Emmeline, die keinen Appetit mehr verspürte, aß, was sie konnte, um. die Mahlzeit zu verlängern und die zwangsläufige Nacht allein mit Rafe so lange wie möglich hinauszuzögern. Kade und Jeb leerten ihre Teller und bedienten sich ein zweites Mal. Als sie fertig gegessen hatten, entschuldigten sie sich, und Angus eilte hinter ihnen her. Concepcion drückte Emmelines Hand, wie um sie zu trösten, doch dann ging auch sie und gab vor, oben etwas richten zu müssen.
»Ich nehme an, sie wollen uns den Abwasch erledigen lassen«, sagte Rafe schließlich.
Emmeline fragte sich, wie lange eine solch einfache Aufgabe hingezogen werden konnte. Sie nickte scheu und stand auf.
»Emmeline«, begann Rafe und hielt sie auf halbem Weg zwischen Tisch und Spüle auf. »Das heute, in der Stadt...«
Sie wandte sich nicht um. »Ich war ziemlich besorgt, als Sie nicht da waren, um mich abzuholen«, bekannte sie ruhig.
Er legte eine Hand auf ihre Schulter und zog sie herum, damit sie ihn ansehen musste. »Was mein Pa gesagt hat - über das Baby... Ich nehme an, das sollte ich erklären.«
Sie wartete, blickte ihn unter halb gesenkten Wimpern an. Hitze stieg in ihre Wangen, und sie dachte wieder an den Texaner.
Rafe seufzte. »Hier können wir nicht reden. Der Mond scheint. Machen wir einen Spaziergang, unten am Bach?«
Sie hatte von wilden Bestien gehört, die durch die Wildnis streiften, von Bären, Pantern und Schlangen, um nur einige zu nennen, und sie war nicht begierig darauf, irgendeinem dieser Tiere in der Dunkelheit zu begegnen. Anderseits würde Rafe, ihr Ehemann, bei ihr sein. Gewiss konnte sie auf seinen Schutz zählen. »In Ordnung«, stimmte sie vorsichtig zu. Wenn er versuchte, Hand an sie zu legen, bevor sie bereit war, berührt zu werden, würde er es bereuen. Noch etwas, das sie von Becky gelernt hatte.
Er brachte ihr Concepcions Umhang, damit sie ihn über den Morgenrock anziehen konnte, schob einen Revolver in sein Halfter und öffnete die Hintertür.
Emmeline trat vor ihm hinaus. Überrascht stellte sie fest, wie hell die Landschaft vom Mond beschienen wurde, und Rafes Nähe war ihr sehr bewusst.
Draußen hielt er ein wenig Abstand, als er neben ihr durch das hohe, vom Mondschein versilberte Gras ging, und sie wünschte, er würde ihre Hand halten, wie einer der Männer in ihren romantischen Fantasien es getan hätte.
Emmeline schaute sich um. Kamen Klapperschlangen aus der Nacht?
Der Bach plätscherte vor ihnen, und etwas huschte durch das Gras davon. Emmeline entfuhr ein kleiner, alarmierter Aufschrei. Rafe lachte und ergriff endlich ihre Hand.
»Nur eine Maus oder so was«, erklärte er.
Sie hob das Kinn. »Ich habe keine Angst.«
»Ich nehme an, Sie würden sich nicht vor vielem ängstigen«, erwiderte er. »Es erfordert schon einigen Mut, die weite Reise zu unternehmen, ohne zu wissen, was einen erwartet.«
Emmeline fühlte sich geschmeichelt, ob er nun die Bemerkung als Kompliment gemeint hatte oder nicht, und sie dachte sogar, dass sie im Laufe der Zeit diesen Mann mögen, vielleicht sogar lieben könnte.
Schließlich erreichten sie den Creek, und Rafe führte sie zu einem umgestürzten Baumstamm. Sie setzten sich nebeneinander, ein Stück voneinander entfernt. Er ließ ihre Hand los und starrte ins Wasser.
Sie nutzte die Gelegenheit, um sein Profil zu betrachten. Er sah auf eine wilde, verwegene Art gut aus, und allein bei dem Gedanken, mit ihm das Bett zu teilen, wurde ihr schwindelig. Sie war sich nicht sicher, was sie genau empfand, aber es war teils Erwartung, teils Furcht.
»Was hat Sie veranlasst, beim Happy Home Heiratsinstitut zu unterschreiben?«, fragte er sie. Die Brise zerzauste sein dunkles Haar, das er sich seit ihrer ersten Begegnung in der Stadt, als er im Schmutz vor dem »Bloody Basin Saloon« gelegen hatte, beim Barbier hatte schneiden lassen. Seine Knöchel waren aufgeschlagen, doch sein Gesicht war zum Glück nicht von der Schlägerei gezeichnet.
Emmeline war nicht bereit, ihm die ganze Geschichte zu erzählen - dass sie in einem Bordell
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