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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Kade sah wie die anderen gut aus, und er roch nach Nachtluft und irgendeinem teuren Duftwasser. »Ich bin der mittlere Bruder.« Er hielt ihr die Hand hin, die kalt vom Wasser war, und Emmeline ergriff sie verwirrt. Jeb hatte auf der Fahrt von Indian Rock nichts von Kade erwähnt, und sie fragte sich, warum er seinen zweiten Bruder verschwiegen hatte.
    »Es freut mich, Sie kennen zu lernen«, erwiderte Emmeline höflich, lächelte jedoch nicht. Ihr Blick glitt zu Rafe, und sie sah, dass er die Augen zusammengekniffen und die Lippen aufeinander gepresst hatte. Die Erkenntnis, dass er sich über die Aufmerksamkeit ärgerte, die sie seinen Brüdern schenkte, erheiterte sie.
    »Jeb erzählte mir, Sie stammen aus Kansas City«, begann Kade. »Haben Sie dort viele Angehörige?«
    Emmeline fühlte sich plötzlich wieder äußerst unbehaglich. Es war dunkel, sie befand sich in der Fremde, nicht in der betriebsamen Gesellschaft, die sie gewohnt war, sondern auf einer Ranch, meilenweit von unzivilisierter Wildnis umgeben, und sie war mit einem Mann verheiratet, den sie heute zum ersten Mal gesehen hatte. Was um alles in der
    Welt hatte sie sieh dabei gedacht, die Heimat zu verlassen und alle Brücken hinter sich abzubrechen? »Ich habe eine Tante«, antwortete sie schließlich zögernd und sehr leise. »Sie heißt Becky Harding.« Sie senkte den Blick und schaute dann wieder auf. »Meine Eltern sind gestorben, als ich ein Baby gewesen bin, und ich habe keine Geschwister.«
    Jeb, der neben Rafe saß und den er geflissentlich ignorierte, schwang ein Bein über die Banklehne und griff nach der Brotplatte. Er lächelte wie Kade, leicht und mitfühlend, doch ohne Mitleid, und dadurch ganz liebenswert. »Es muss hart gewesen sein, ohne Familie aufzuwachsen.« Nach kurzem Schweigen lenkte er die Unterhaltung in eine andere Richtung. »Reiten Sie gern? Ich könnte Ihnen morgen ein Pony von der Herde absondern ...«
    Bevor Emmeline erwidern konnte, dass sie noch nie auf einem Pferd gesessen habe, es jedoch gern einmal versuchen wolle, mischte sich Rafe mit einem wütenden Blick auf seinen Bruder ein.
    »Wenn meine Frau reiten will«, erklärte er, werde ich für das Pferd sorgen.«
    Emmeline war von Rafes grobem, übertriebenem Gebaren befremdet und wurde ärgerlich, doch Jeb grinste nur und spießte mit seiner Gabel eine weiße Rübe auf. Seine blauen Augen blickten fröhlich, weil es ihm gelungen war, seinen Bruder so leicht auf die Palme zu bringen. Auch Kade wirkte belustigt, doch seine Miene blieb ausdruckslos.
    »Das ist vielleicht keine gute Idee«, wandte Angus ernst von seinem Platz am Tischende ein. Er saß dort nicht, sondern präsidierte wie der wohltätige Herrscher über ein großes und hart erworbenes Königreich. »Dass Miss Emmeline reitet, meine ich. Nicht, wenn sie wahrscheinlich bald ein Kind bekommen wird.«
    Emmeline, die mit gutem Appetit gegessen hatte - während der Reise hatte sie mit Essen gespart, aus Angst, ihr könnte das Geld ausgehen und bei einem unvorhergesehenen Zwischenfall würde sie mittellos sein -, errötete jetzt und legte ihre Gabel ab. Sie spürte Rafes Blick auf sich gerichtet, wagte es jedoch nicht, ihn anzusehen. Sie dachte an den Texaner, der in der Nacht ihrer großen Dummheit fast mit Sicherheit mit ihr geschlafen hatte - warum sonst hätte er die Goldmünzen als Bezahlung zurückgelassen, wenn er nicht sein Vergnügen gefunden hätte? -, und fragte sich, ob tatsächlich ein Kind in ihr wuchs. Becky hatte lang und breit die Technik solcher Dinge erklärt, und Emmeline hatte seither vergebens auf ihre Periode gewartet. Ihr Zyklus war nie regelmäßig gewesen, eine Tatsache, die ihr jetzt einen kleinen Trost gab.
    »Angus McKettrick!«, schalt Concepcion. »Was ist das für ein Gerede? Ich schwöre, du hast die Manieren eines Warzenschweins!«
    Angus lief rot an. Jeb entfuhr ein Laut, der wie ein ersticktes Kichern klang, und Kade täuschte ein Hüsteln vor.
    »Na, na, Concepcion«, entgegnete Angus ärgerlich, »es ist ja nicht so, als wüsste niemand hier, dass mein Sohn Kinder will, und je eher, desto besser.«
    »Und wir alle wissen, warum«, erwiderte Concepcion. Emmeline hätte einwerfen können, dass sie nicht wusste, warum es Angus McKettricks Söhne so eilig hatten, Vater zu werden, doch sie hielt es für unklug, das laut zu äußern.
    Sie fühlte sich verletzt und wünschte, sie könnte einfach vom Tisch verschwinden und sich zu Hause in Missouri wiederfinden, Bücher aus der

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