Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Kaffeebecher aufstieg, und wartete auf Befehle.
Rafe ließ seinen Bruder noch einige Sekunden schmoren und genoss es. »Du fährst nach Indian Rock und holst etwas Bauholz und Teerpappe, damit wir das Dach des Arbeiterquartiers reparieren können«, meinte er. »Noch so ein Unwetter wie das letzte, und das ganze Ding wird durchhängen wie die Matratze einer Hure.
Kade dachte über die Anweisungen nach. »Sonst noch was?«, fragte er schließlich knapp.
Rafe dachte darüber nach, seinen Bruder zu bitten, etwas für Emmeline zu kaufen, einen schönen Kamm oder ein Buch oder sogar Parfüm, aber letzten Endes wollte er nicht, dass Kade oder sonst jemand Geschenke für seine Braut auswählte. Er wünschte sich jedoch, er hätte sie gefragt, ob sie einen Brief bei der Post aufzugeben hatte oder etwas anderes erledigt haben wollte. Fahrten zur Stadt waren angesichts der Entfernung nicht häufig, und er wollte ein aufmerksamer Ehemann sein. »Besprich dich mit Concepcion, bevor du losfährst«, antwortete er. »Vielleicht braucht sie etwas aus dem Laden.«
Kade nickte und ging zum Stall, um den Wagen anzuspannen und einen der Männer als Beifahrer auszuwählen. Rafe spielte mit dem Gedanken, seinen Bruder daran zu erinnern, dass dieser Besuch von Indian Rock geschäftlicher Natur war, kein Vergnügungsausflug, und dass er sich dort nicht zum Pokern verleiten oder in das Bett einer Dirne locken lassen sollte, doch an diesem Morgen fühlte er sich besonders großzügig und hielt den Mund.
Rafe gratulierte sich noch selbst zu seinen Führungsqualitäten, als er sein Pferd sattelte, zehn Männer bestimmte und mit ihnen nach Norden ritt, um weitere verirrte Rinder zu suchen. Der Himmel klarte auf, und Frühling lag in der Luft.
Einmal blickte Rafe zum Haus zurück und wünschte, er hätte ein bisschen länger im Bett bei seiner hübschen Frau bleiben können.
Kapitel 6
D er leichte Wagen, gefahren von einem der Rancharbeiter, hielt vor dem Haus. Concepcion atmete tief die nach dem Gewitter klare Luft ein, lächelte und ging über den Weg zum Wagen. Emmeline begleitete sie.
Der Fahrer tippte an seine Hutkrempe, kletterte hinab auf den morastigen Boden und reichte Concepcion eine Hand. »Sind die Damen sicher, dass Sie mich nicht mitnehmen wollen?«, fragte er. Concepcion gab ihm einen großen, bedeckten Korb, den er hinten auf den Wagen stellte. »Es hat in dieser Gegend in jüngster Zeit einige Probleme mit Banditen gegeben.«
»Danke, Red«, antwortete Concepcion freundlich, »aber wir werden prima allein zurechtkommen.«
Concepcion setzte sich auf den Sitz und ergriff die Zügel. Emmeline umrundete unterdessen den Wagen, um an der anderen Seite einzusteigen. Red beeilte sich, nach Concepcion auch ihr behilflich zu sein. Als sie saß, glättete sie ihre Röcke und wartete.
»Unter dem Sitz liegt wie üblich ein Gewehr«, erklärte Red gutmütig und resignierend. »Wenn Ihnen jemand Böses will, erschießen Sie ihn einfach.« Ein ähnliches Gespräch hatte er offenbar schon einmal mit Concepcion geführt.
»Das werde ich tun«, versicherte Concepcion und löste die Bremse. »Einen schönen Tag, Red.«
Der grauhaarige alte Mann tippte wieder an seine Hutkrempe. »Ma'am, wenn Angus oder Rafe fragen sollten, wohin Sie ...«
»Sagen Sie ihnen, dass wir die Familie Pelton besuchen«, erwiderte sie und ruckte an den Zügeln. Die beiden Gespannpferde setzten sich sofort in Bewegung.
Concepcion fuhr geübt durch den Bach aufs gegenüberliegende Ufer zu einer Fährte von Rinderhufen, die wie eine Straße war. Emmeline, nicht annähernd so selbstsicher wie Concepcion, blickte über die Schulter zurück. Sie hatte Rafe nichts vom beabsichtigten Ausflug mit Concepcion zu den Peltons erzählt. In den vergangenen zwei Wochen nach dem Gewitter, als Rafe sie in jedem Sinne des Wortes zu seiner Frau gemacht hatte, waren die Dinge zwischen ihnen bemerkenswert gut verlaufen. Sie mochte ihren Mann nicht täuschen, aber sie war auch nicht erpicht darauf, einen Streit heraufzubeschwören. Zum einen hatte sie ihre Tage immer noch nicht bekommen, obwohl sie jeden Tag darum betete und oftmals in der Nacht wachlag und von Gewissensbissen gequält wurde, während Rafe neben ihr schlief, nach einem langen Tag harter Arbeit und von der körperlichen Liebe erschöpft.
Wenn sie ein Kind bekommen würde, wünschte sie, dass es von Rafe war. Die Unsicherheit, mit der sie lebte, forderte langsam ihren Tribut und bedrückte sie von Tag zu Tag
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