Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Zuhause für Sie beide in Iowa wartet, wird er vielleicht nicht mehr so halsstarrig sein.« Sie schwieg kurz und fügte dann hinzu: »Was das Fahrgeld anbetrifft - das werde ich Ihnen leihen. Ich habe genug gespart.«
Phoebe Anne blinzelte gegen Tränen an. »Ich habe davon geträumt heimzukehren«, gestand sie leise, »und ich fahre bestimmt mit Ihnen morgen zur Stadt, aber ich kann hier während Seth' Abwesenheit nicht weg. Er würde wirklich wütend sein. Ich habe diese Hühner und muss die alte Molly melken.«
Concepcion lächelte. »In Ordnung«, seufzte sie und überraschte Emmeline mit ihrer plötzlichen Nachgiebigkeit. »Wir holen Sie am Morgen ab.«
»Seth...«
»Ich werde das mit Seth regeln«, bot Concepcion entschlossen an.
Phoebe Anne nickte. »Danke«, antwortete sie. »Danke, besonders für dieses Essen. Seth wird es nicht gefallen, aber er wird auch froh sein, dass etwas Essbares im Haus ist.«
Concepcion und Emmeline standen auf. Emmeline brach fast das Herz bei dem Gedanken, Phoebe Anne allein in dieser einsamen, hoffnungslosen Hütte zu lassen, und sie nahm an, dass Concepcion das Gleiche empfand.
»Es war wirklich schön, Ihre Bekanntschaft zu machen«, versicherte Phoebe Anne und schüttelte Emmeline' die Hand.
Emmeline lächelte. »Gleichfalls«, gab sie zurück. »B i s morgen dann.«
»Bis morgen«, wiederholte Concepcion liebevoll-streng- »Halten Sie sich bereit.«
Phoebe Anne nickte , und Concepcion und Emmeline verabschiedeten sich. Beide schwiegen auf der Rückfahrt die meiste Zeit.
An diesem Abend beim Essen gab Angus eine grimmige Erklärung ab.
Einige der Cowboys der Triple M hatten nach verirrten Rindern gesucht, erzählte er der kleinen Versammlung, bei der Kade und Jeb durch Abwesenheit glänzten. Sie hatten einen Schuss gehört und schließlich den toten Seth Pelton gefunden, der mit blutüberströmtem Gesicht in einer Mulde gelegen hatte. Offensichtlich hatte er die Mündung seines Jagdgewehrs in den Mund gesteckt und abgedrückt.
Emmeline warf ihre Serviette hin und sprang auf, überraschte jeden am Tisch außer Concepcion, die genauso reagiert hatte. »Ich habe es geahnt!«, rief Emmeline. »Ich habe g ewusst, dass etwas Schreckliches passieren wird!«
»Sie ist jetzt ganz allein in dieser Hütte«, sorgte sich Concepcion. »Das arme kleine Ding!«
»Was soll all das Theater?«, fragte Angus ehrlich überrascht. Er wusste offenbar nichts von Concepcions Freundschaft mit den Peltons. »Jeb und Kade haben die Leiche zu der Frau gebracht. Wenn sie etwas braucht, werden sie sich darum kümmern.«
»Warum hat mir keiner was davon erzählt?«, fragte Rafe.
»Du bist der Vormann«, entgegnete Angus. »Du solltest wissen, was auf dieser Ranch vorgeht.« Er blickte zu Concepcion, dann zu Emmeline. »Und jetzt setzt ihr beide euch. All dieses Gegacker und Getue macht mich nervös.«
»Ein Mensch ist tot«, stieß Emmeline hervor.
»So etwas passiert immer wieder«, erklärte Rafe ruhig. »Emmeline, setz dich und iss zu Ende.«
»Sag mir nicht, was ich tun soll, Rafe McKettrick!«, fuhr Emmeline ihn an.
»Es hat doch keinen Sinn, wenn sich jeder aufregt«, meinte Angus.
»Sei still!«, rief Concepcion.
»Wir müssen jetzt gleich dorthin«, verkündete Emmeline.
Concepcion nickte.
»Immer langsam«, mahnte Rafe und erhob sich. »Niemand muss irgendwohin. Es ist dort draußen stockfinster. Kade und Jeb werden Pelton begraben und sich um seine Frau kümmern.«
»Rafe hat Recht«, sagte Angus und stemmte sich auf.
Bevor Emmeline oder Concepcion etwas erwidern konnten, hörten sie einen Wagen nahen. Beide liefen zur Hintertür.
Kade hielt die Zügel, und Phoebe Anne saß starr und bleich auf dem Sitz neben ihm. Die Milchkuh der Peltons war hinten an den Wagen angebunden, in dem ein Käfig mit den Hühnern stand, und Jeb ritt nebenher und führte Kades Wallach am Zügel.
»Seth ist tot«, berichtete Phoebe Anne tonlos. »Er hat Selbstmord begangen.«
Kade tauschte Blicke mit Concepcion und Emmeline, drehte dann die Bremse fest und kletterte vom Wagen. Er hob Phoebe Anne herab und stellte sie behutsam auf die Füße.
Concepcion und Emmeline eilten sofort zu ihr, legten einen Arm um sie und führten sie zum Licht und der Wärme des Hauses. Rafe und Angus, die ihnen in den Hof gefolgt waren, machten Platz, um die drei Frauen passieren zu lassen.
Becky Harding, die auf ihren Mut und ihre seelische Kraft stolz war, wünschte fast, in der Postkutsche bleiben zu können,
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