Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zahltag

Zahltag

Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
sogenannte Provisionen und kleine Gefälligkeiten unter
Freunden bleiben immer off the record. « Dann wende
ich mich an Koula. »Lassen Sie das raus.«
    Ob sie von Korassidis Schmiergeld erhalten haben oder ob sie
tatsächlich von einem Politiker unter Druck gesetzt wurden, ist damit noch
nicht klar. Andererseits hat Vlachakis [113]  recht. Wenn sie den Namen
herausgerückt hätten, wäre bei einer direkten Befragung des betreffenden
Politikers nichts herausgekommen. Er hätte bestimmt alles abgestritten. Somit
kommen wir nicht darum herum, beide Varianten zu prüfen.
    »Was wollen Sie in Bezug auf den Politiker unternehmen, der sich für
Korassidis dermaßen ins Zeug gelegt hat?«, fragt Dolianitis, als wir allein
zurückbleiben. »Haben Sie auch nur die geringste Hoffnung, ihn aufzuspüren?«
    »Fangen wir erst einmal bei den einfacheren Fragen an«, erwidere ich
und rufe Dimitriou an. »Haben Sie beide Computer aus Korassidis’ Praxis oder
nur den des Arztes?«, frage ich ihn.
    »Alle beide.«
    »Dann suchen Sie in der Patientenkartei auf dem Computer der
Sekretärin, ob Sie dort vielleicht auf irgendeinen Minister oder einen anderen
politischen Würdenträger stoßen.«
    Als ich die Verwunderung auf den Gesichtern der anderen sehe,
erläutere ich die Sache. »Es könnte ja sein, dass ein Minister oder ein
Angehöriger eines hohen Politikers Patient bei Korassidis war und dass er ihm
deshalb entgegengekommen ist.«
    »Was passiert jetzt mit den beiden Finanzbeamten?«, wundert sich
Lambropoulos.
    »Zunächst einmal hole ich einen staatsanwaltlichen Beschluss zur
Kontenoffenlegung von Vlachakis und Malliaressis ein. Obwohl, besondere
Erkenntnisse erwarte ich mir davon nicht. Ihren Mienen nach zu schließen haben
sie keine Angst davor.«
    [114]  »Was sollen sie denn groß sagen, Herr Kommissar?«, meint
Spyridakis. »›Legen Sie unsere Konten nicht offen, weil Bestechungsgelder
darauf geflossen sind‹?«
    »Höchstwahrscheinlich haben sie das Geld ins Ausland geschafft und
deshalb keine Angst«, bemerkt Dolianitis. »Es ist ja schon fast gang und gäbe,
dass Steuerhinterzieher und Schmiergeldempfänger ihre schmutzigen Geschäfte in
Griechenland machen und ihre Gewinne in die Schweiz schaffen.«
    »Wenn sie Konten auf Zypern haben, kriegen wir sie dran«, meint
Spyridakis. »Aber wenn die Gelder tatsächlich in der Schweiz oder auch in
Liechtenstein liegen, haben wir keine Chance.«
    Damit erübrigt sich jeder weitere Kommentar, und ich danke den
Kollegen abschließend für ihre Unterstützung.
    »Ich jedenfalls suche weiter. Man kann nie wissen…«, murmelt
Spyridakis.
    Dann fahre ich in die fünfte Etage hoch, um Gikas Bericht zu
erstatten. Ohne ein Wort lauscht er meinen Ausführungen. Als ich fertig bin,
wiegt er den Kopf hin und her. »Ein Minister hat uns gerade noch gefehlt«,
bemerkt er.
    »Vlachakis hat recht. Wir können ihm nichts anhaben, weil er alles
leugnen wird.«
    Das scheint Gikas eher zu befriedigen, als ihn nachdenklich zu
stimmen. Wenn schon ein gestandener Kriminaldirektor bei der möglichen
Involvierung eines Ministers Muffensausen kriegt, wer will es dann Vlachakis
verdenken, dass er allen Unannehmlichkeiten aus dem Weg gehen will?
    Als ich mein Büro betrete, läutet gerade mein Telefon, und Dimitriou
ist dran. »Die Patientenkartei wimmelt nur so von berühmten Persönlichkeiten«,
erzählt er. »Aber fast [115]  alle sind Unternehmer und berühmte Anwälte. Es gibt
nur einen Namen, der auf Politprominenz hinweist: Maria Galanakou. Sagt Ihnen
der Name etwas?«
    »Heißt nicht ein Minister so?«
    »Der Vizechef im Ministerium für Arbeit und Sozialversicherung. Ich
habe auch Korassidis’ Computer durchsucht. Vom Alter her gesehen muss es sich
um seine Mutter handeln. Sie litt an Darmkrebs.«
    Nach Beendigung des Gesprächs rufe ich sofort Nestor Seftelis, den
Leiter der Ajia-Lavra-Klinik, an.
    «Herr Seftelis, hat Korassidis an Ihrer Klinik eine gewisse Frau
Galanakou operiert?«
    Es folgt eine Verlegenheitspause. »Hören Sie, das hat mit dem Mord
nur indirekt zu tun. Wir klären bloß die Faktenlage.«
    »Ja, sie war vor einem Jahr bei uns, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Können Sie mir sagen, ob Korassidis für diesen Eingriff ein Honorar
bekommen hat?«
    »Niemand hat dafür Geld erhalten, Herr Kommissar, weder die Klinik
noch Korassidis. Von einem Minister hätten wir mit Sicherheit keine Bezahlung
angenommen.«
    »Besteht die Möglichkeit, dass Korassidis außerhalb der

Weitere Kostenlose Bücher